Sprachtests: Jedes zweite Kind muss nochmal ran

Gegenwind: Das schlechte Ergebnis der Wuppertaler Vierjährigen überraschte. Die Lehrer üben nun harsche Kritik am Verfahren.

Wuppertal. Nein, mit solch einem miesen Ergebnis hat niemand gerechnet: Doch nun muss mehr als jedes zweite vierjährige Kind in die zweite Runde des in diesem Jahr erstmals durchgeführten Vorschul-Sprachtests. In Wuppertal sind das mehr als 1600 Kinder. Nicht nur für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft eine unerwartet hohe Zahl. Eine, die nach Überzeugung der GEW aber keinesfalls deshalb zustande gekommen ist, weil die Kinder so geringe Sprach-Fähigkeiten hätten. Vielmehr hagelt es massive Kritik an dem Test. Trotz anderer Bemühungen handele es sich eben um eine die Vierjährigen überfordernde Prüfungssituation. Es könne kaum funktionieren, mit vier Kindern am Tisch zu sitzen, von denen nur eines antworten darf. Spontane Situationen wie Zwischenrufe und überraschende Wortmeldungen sind also völlig unerwünscht. "Alle, die da nichts sagen, kommen in die Stufe II, auch wenn sie sonst gut sprechen", heißt es bei der GEW. Pfiffige Kinder mögen sich demnach auch verweigert haben, als sie um die so genannten Unsinnssätze nachsprechen sollten. Da geht es solche Formulierungen wie "Wenn die Hose singt, klettert sie über die Straße." Insgesamt seien in der ersten Stufe Situationen entstanden, in denen sich die Kinder zurückziehen. Eine gewisser Druck habe sich außerdem entwickelt, weil die Eltern den Sprachtests mitunter eine sehr hohe Bedeutung zumessen. Ob es jetzt besser wird? Bei der GEW blickt man mit Sorgen auf die nun kommenden Wochen. Denn bis zum Schuljahresende soll eigentlich auch die zweite Stufe abgeschlossen sein, um herauszufinden, welche Kindergarten-Kinder künftig Förderunterricht erhalten sollen. Dazu müssen aber erst einmal die 1600 Kinder in die zweite Runde. Das stellt angesichts von Klassenfahrten, Zeugnissen und Lernstanderhebungen auch ein organisatorisches Problem dar. Ohnehin halten es viele Fachleute für besser, wenn die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung und von den ihnen vertrauten Erzieherinnen getestet würden. Das ist aber nicht vorgesehen. Stattdessen kommen Lehrer zum Einsatz, in der Testzeit fällt der aktuell angebotene Förderunterricht für genau jene Gruppen aus, die ihn doch nötig haben.

Wie die Aufgabe bewältigt werden soll, darüber sind die Schulleiter gerade informiert worden. Sie werden ihre Kenntnisse nun an die Lehrer weitergeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort