Sportwetten: Für den versierten Zocker ist Bundesliga tabu

Vom „todsicheren System“ bis zur Spielsucht ist es oft nur ein schmaler Grad. Die Stadt verdient beim Glücksspiel gut mit.

Wuppertal. Michael Steinbach (Name von der Redaktion geändert) spielt um Geld. Und für ein Spiel ist es viel Geld. 5 Euro, 10 Euro, 100 Euro. Die Einsätze variieren, das Spiel ist immer das Gleiche. Michael Steinbach wettet auf Fußballspiele, ab und zu auch auf Pferderennen. Spielsüchtig ist er nicht, sagt er: „Natürlich geht es auch um den Nervenkitzel, aber der größte Teil des Wettens besteht in der Auswahl der Wetten. Ich liebe es, Statistiken zu lesen.“

Deshalb unterscheidet sich der 36-Jährige vom Otto-Normal-Wettspieler. Er platziert seine Wetten nicht im Internet und wettet nicht bei Oddset auf seinen Lieblingsverein. Er ist Stammgast in einem Wettbüro in der Elberfelder Innenstadt. „Die Bundesliga eignet sich nur bedingt zum Wetten“, erklärt er. Die Bundesliga gilt als die Liga mit der höchsten Leistungsdichte Europas — jeder kann jeden schlagen. Für Spieler bedeutet das: schlechte Quoten, hohes Risiko. Und außerdem: Profis wie Steinbach wetten mit System. Sie platzieren eher kleine Beträge, dafür auf viele Spiele in Reihe. Nur wenn Partie A nach Wunsch verläuft, wird der Gewinn automatisch in Partie B eingesetzt. So können aus 5 Euro in fünf Spielen schnell 500 Euro werden — oder der Einsatz weg sein. Diese Reihen-Wetten schließt Steinbach gerne auf Zweit- und Drittliga-Spiele im europäischen Ausland ab. „Dort sind die Quoten viel besser.“

Der Wettskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer hat ihn nicht erschüttert. Im Gegenteil: Dass eine so kleine „Verschiebung“ Aufsehen erregt, zeige, dass in Deutschland alles in Ordnung sei. Auf die griechischen Ligen hingegen würde er niemals wetten. Schon lange befindet sich der Fußball dort in der Krise, weil reihenweise Clubchefs der zweiten und dritten Liga hohe Summen auf die Niederlage ihres Teams setzten und die Spieler anwiesen, schlecht zu spielen. Viele Clubs haben auf diese Weise einen nicht unerheblichen Teil ihres Saisonbudgets aufgebracht. Die Folgen für die Vereine — auch für die, die nicht aufflogen — sind dramatisch: Waren die Spiele schon zuvor nicht gut besucht, bleiben die Fans nun völlig aus. Niemand hat Lust ein Spiel zu sehen, dessen Ausgang er für vorbestimmt hält.

„Aber das ist in Europa die Ausnahme und in Deutschland wird es nie soweit kommen“, ist sich Michael Steinbach sicher. Er muss daran glauben, weil er sonst nie wieder wetten würde. Denn süchtig ist er ja nicht.

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