Spielzeug: Der Logistik-Partner des Christkinds

Bei Willi Müller & Söhne kauften ganze Generationen von Wuppertalern ihre Spielsachen – viel geändert hat sich eigentlich nicht.

Wuppertal. Was ist der Heilige Abend ohne die leuchtenden Augen der Kinder, gebannt auf das Christkind wartend, voller Spannung und Erwartung, was es wohl dieses Jahr unter den Weihnachtsbaum gelegt hat.

Das Wuppertaler Christkind hat in der Luisenstraße 23 eine Niederlassung, und die ist vielen Wuppertalern seit fast 100 Jahren ein Begriff. Willi Müller & Söhne heißt das Fachgeschäft, das Hartmut und Heinz Müller ganz in der Tradition ihres Opas führen. Und wenn heute Abend Augen leuchten und kleine Münder offen stehen, dann haben die Müller-Enkel ihr Scherflein dazu beigetragen. Sie sind sozusagen die Logistik-Partner des Christkinds.

Seit 41 Jahren verkauft Hartmut Müller Spielsachen und eigentlich, so erzählt er, hat sich gar nicht so viel geändert. "Wenn die Familien intakt sind, dann wird auch heute noch ein Wunschzettel geschrieben und Mama oder Papa kommen zu uns", sagt er. Aber: Wenn die Kinder so etwa zehn bis 12 jahre alt sind, dann ist er nicht mehr der richtige Ansprechpartner. "Heute sind doch die technischen Dinge sehr wichtig, da können wir mit den großen Ketten nicht mehr mithalten", weiß der 59-Jährige, der selbst drei - mittlerweile erwachsene - Kinder hat.

Aber: Auch heute noch gibt es viele Kinder, die lieben Gesellschaftsspiele, auch wenn bei Monopoly schon mit der EC-Karte gezahlt werden kann. "Wir haben Familien, die kommen immer einmal im Jahr und immer vor Weihnachten. Ich erkenne die Gesichter wieder, diese Familien kaufen dann ein Gesellschaftsspiel, weil sie alle zusammen an Weihnachten spielen wollen", erzählt Hartmut Müller. Und während er das beschreibt, da huscht ein Lächeln über sein Gesicht und man sieht, dass er sich freut.

Eigentlich gibt es dieses Jahr gar keinen richtigen Trend, was Weihnachtsspielzeug betrifft, sagt er. Bis auf einen, und der ist ein wenig traurig. Viele Eltern, so hat Hartmut Müller beobachtet, haben weniger Spielzeug gekauft. Spielzeug ist Luxus und Luxus ist in der Krise nicht angesagt. Müller ist auch so etwas wie ein Konjunktur-Indikator. Wenn die Eltern für ihre Sprößlinge wieder tiefer in die Tasche greifen, dann sind wirtschaftlich gute Zeiten - aber schon seit Jahren merkt er zunehmend, dass viele Eltern rechnen müssen.

Zwischen 80 und 100 Euro geben sie im Schnitt für die Weihnachtsgeschenke ihrer Kinder aus. Und vermutlich haben auch die Eltern leuchtende Augen, wenn sie in Müllers Geschäft stehen. Eine Eisenbahn rauscht unter der Decke im Erdgeschoss durch den Verkaufsraum, ein riesiger Steiff-Löwe steht neben der Kasse. Es gibt Schlümpfe - die kleinen blauen Kerle gab’s schon früher - und auch die Barbie-Puppe hat auf dem Gabentisch noch einen Stammplatz (mit Ken). Das Licht ist hell und warm, der Opa von Hartmut Müller hat immer gesagt, dies müsse so sein, nur dann fühlen sich die Kunden wohl. "Wir versuchen, unser Spielzeug in Deutschland zu kaufen", sagt Hartmut Müller, räumt aber ein, dass die meisten Hersteller mittlerweile aus Fernost kommen. Kriegsspielzeug gibt es bis auf Modellbausätze nicht, es wird auch kaum nachgefragt. "Das würde ich auch nicht verkaufen, auch wenn es Umsatz kostet, da muss man sich treu bleiben", da lässt er nicht mit sich diskutieren.

Bis 13 Uhr hat er an Heiligabend noch geöffnet und dann geht es nach Hause, nach Ronsdorf. Die drei Kinder kommen und auch ein Enkelchen ist dabei. "Wir gehen in die Kirche und essen anschließend, bevor die Bescherung ist, abends gehen wir dann zu Freunden", beschreibt er seinen Heiligabend. Er will ihn richtig genießen, denn der Stress und die Hektik der Vorweihnachtszeit sind dann vorbei. Bis zum nächsten Jahr, wenn wieder Kinder mit großen, leuchtenden Augen vor dem Baum stehen sollen. Und was wünscht sich der Geschenke-Profi? " Ruhe, Frieden und natürlich auch Gesundheit."

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