Wuppertal SPD und WfW wollen Talachsenradweg parallel zur B7

Wuppertal · Grüne und ADFC kritisieren das als unseriös. Erst müsse das Radverkehrskonzept der Stadt abgewartet werden.

 Radfahrer müssen sich auf der B7 zurzeit die Fahrspur mit den Autos teilen.

Radfahrer müssen sich auf der B7 zurzeit die Fahrspur mit den Autos teilen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Wer in Städten Fahrrad fährt, ist meist ein Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse. Vorfahrt haben nach wie vor motorisierte Fahrzeuge wie Autos, Busse und LKW. Auch in Wuppertal gleicht Radfahren Parcoursfahren – meist mit einem gewissen Risiko behaftet, auf jeden Fall aber gespickt mit Hindernissen.

Dass sich daran etwas ändern muss, ist den Verantwortlichen der Stadt Wuppertal klar. Vor knapp zwei Jahren hat das Ingenieursbüro Kaulen aus Aachen angefangen, ein Radverkehrskonzept (RVK) für die Stadt zu erarbeiten. Aufgrund von Verzögerungen im Büro steht ein Ergebnis aber noch aus. Es wird voraussichtlich im Frühjahr in den Ausschüssen vorgestellt.

SPD und WfW wollen nicht auf das Radverkehrskonzept warten

Die SPD und die Wählergemeinschaft für Wuppertal (WfW) wollen aber bereits schon vorher die Sache ins Rollen bringen - mit einem Antrag im Verkehrsausschuss am 7. Februar. „Es geht um die Schaffung einer Radwegeverbindung parallel zur B7“, sagt Sedat Ugurman von der SPD. Der Grund: die B7 ist eine wichtige Hauptverkehrsader für Wuppertal. Und: „Für Radfahrer ist es angenehmer und ruhiger, parallel zu der viel befahrenen B7 unterwegs zu sein“, sagt Dorothea Glauner von der WfW, die sich dem Antrag angeschlossen hat. Die WfW sei dagegen, die Busspur für den Radverkehr freizugeben, darunter „könnte der ÖPNV leiden.“

Der Antrag sieht eine Radwegeverbindung über folgende Straßen vor: Bleicherstraße, Unterdörnen, Am Brögel, Hünefeldstraße, Hardtufer, Hofkamp, Neumarktstraße, gegebenenfalls Luisenstraße und Friedrich-Ebert-Straße. Auf diese Weise soll ein Talachsenradweg entstehen. „Das wäre ein wahrnehmbares Ergebnis, das eine Ausstrahlung hätte“, sagt Ugurman. Mit Blick auf drohende Dieselfahrverbote betont er: „Wir müssen etwas tun, wenn wir als Politik die Gestaltungshoheit behalten wollen.“

Frank ter Veld sieht auf der Strecke zahlreiche Hindernisse

Den Vorstoß von SPD und WfW sieht Frank Ter Veld von Bündnis90/ Die Grünen eher kritisch: „Das Radwegekonzept des Büros Kaulen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Sich jetzt auf einen Antrag der SPD festzulegen, wäre unseriös.“ Der Talachsenradweg, der parallel zur B7 verlaufen würde, hätte zahlreiche Konfliktstellen, so Ter Veld. Als Beispiel nennt er die viel zu schmalen Radwege auf dem Hofkamp und der Hünefeldstraße. Lorenz Hoffmann-Gaubig vom ADFC Wuppertal spricht sogar von „einer der unangenehmsten Strecken in Wuppertal.“

Beide betonen, wie wichtig es ist, Radfahrern komfortable und sichere Wege anzubieten, anstatt sie im Zickzack durch die Stadt zu leiten. „Radverkehr kann man nur ernsthaft fördern, wenn man zeigen kann, dass Strecken mit dem Rad zurückzulegen sind“, so Hoffmann-Gaubig.

ADFC sieht „blinden Aktionismus“ am Werk

Frank Ter Veld von den Grünen vermutet ein anderes Motiv hinter dem Antrag von SPD und WfW: „Die B7 ist von vielen Verkehrsteilnehmern hart umkämpft.“ Unter anderem wolle das Land NRW eine Entlastungsstrecke während des Umbaus der A46 erhalten. Der Einschätzung schließt sich Hoffmann-Gaubig an: „Der Antrag hat das Interesse, eine Vorentscheidung zu treffen, nämlich den Radverkehr nicht über die B7 zu leiten.“

Ansonsten könne er die Dringlichkeit des Antrages der SPD nicht erkennen. „Wir kämpfen seit zehn Jahren für einen Radweg in Wuppertal – jetzt in blinden Aktionismus zu verfallen, halte ich für völlig sinnfrei“, so Hoffmann-Gaubig. Ein großes Problem der Stadt Wuppertal sei zudem, dass die Umsetzung des Antrages an der Ausstattung der Verwaltung scheitern würde. Ein Konzept zu erarbeiten sei eine „Mammutaufgabe“.

Dieser hat sich das Ingenieursbüro Kaulen mit mehreren Veranstaltungen bereits gewidmet. Deshalb wundert es auch Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt, „dass man dem Radverkehrskonzept vorgreifen will.“ Der Talachse sei ein großes Thema in der Arbeitsgruppe gewesen. „Mir dauert es auch immer alles ein bisschen zu lange“, sagt Grothe. Das Ingenieursbüro Kaulen erstelle aber ein Fachgutachten und es sei daher sinnvoll zu warten, bis es vorliegt – und erst dann zu entscheiden.

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