Sparvorschläge: Früher helfen mit halbem Geld?

Will die Stadt tatsächlich 43 Millionen Euro sparen, so kann sie sich kaum um gefährdete Kinder kümmern.

Wuppertal. 43 Millionen Euro soll die Stadt laut Studie der Gemeindeprüfungsanstalt NRW jährlich sparen können. Eine irre Summe - mit womöglich irren Folgen zum Beispiel in der Jugendhilfe.

Laut GPA liegt das Sparpotenzial dort bei etwa 16,5 Millionen Euro. Das sind fast 40 Prozent des Etats in diesem Bereich. Ein Widerspruch: Gerade erst hat das Land darauf gedrängt, dass die Städte früher und öfter helfen. Vorsorgeuntersuchungen zum Beispiel sollen verpflichtend sein. Dazu braucht es Systeme, damit die Stadt notfalls einschreiten kann. Mitten in diese Situation platzt nun der Sparvorschlag. Das passt auch nach Auffassung von Sozialdezernent Stefan Kühn nicht zusammen.

Wuppertal hat im vergangenen Jahr sogar zusätzliche Stellen geschaffen, um in der Jugendhilfe schnell agieren zu können. Und das "nicht etwa, weil wir es so dicke hätten", erklärt Kühn.

Zudem sieht das GPA keinen Zusammenhang zwischen einem hohen Anteil von Sozialleistungsempfängern innerhalb einer Stadt und dem Bedarf nach Jugendhilfe. Andere Studien sehen den aber sehr wohl.

Dramatisch auch der angekündigte Abbau von Schulflächen. Im Jahr 2016 sollen allein bei den weiterführenden Schulen 25 000 Quadratmeter zu viel im Angebot sein, so die Studie. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Bruttogeschossfläche des Schulzentrums Süd.

Die zur Schließung vorgeschlagenen Hauptschulen Rott und Cronenberger Straße bringen es zusammen auf nicht einmal 9000 Quadratmeter. Trotzdem sieht die GPA Sparmöglichkeiten in Höhe von 2,6 Millionen Euro - von den Grundschulen ganz abgesehen.

Ambulante Pflege ist günstiger als stationäre, heißt es weiter. Zwei Millionen Euro könnten demnach gespart werden, wenn alte Menschen zu Hause statt in Heimen betreut werden. Das Gleiche gelte für Jugendliche. Tatsache ist aber, dass sich in Wuppertal eher Druck aufbaut, die Kapazitäten der Kindernotaufnahme zu erhöhen. Aus gutem Grund: Denn derzeit werden Kinder aus Platzgründen an andere Kommunen weitergeleitet. Die Not innerhalb der Stadt ist also größer als das Platzangebot.

Weitere Vorschläge der Anstalt zielen darauf, die Straßenbeleuchtung früher auszuschalten, Parks und Gartenanlagen weniger zu pflegen.

Die Einsparpotenziale: 7, Millionen Euro bei den Finanzen, 816 000 Euro bei innerer Verwaltung, 16,5 Millionen bei der Jugend, 1,9 Millionen im Sozialen, 1,3 Millionen in der Infrastruktur, 9,2 Millionen in der Gebäudewirtschaft, 2,3 Millionen im Gesundheitsdienst, 725 000 Euro bei Vermessung und Kataster sowie 2,5 Millionen für Kultur.

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