UniTal Soziologe: „Terroristen wollen die Welt besser machen“

Peter Imbusch hält bei Unital einen Vortrag über Radikalisierung und Terror.

UniTal: Soziologe: „Terroristen wollen die Welt besser machen“
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wie werden Menschen zu Terroristen? Und was kann der Staat, was kann die Gesellschaft gegen Terroristen tun? Diese Frage wird Professor Dr. Peter Imbusch, Soziologe an der Bergischen Universität, beim nächsten Unital-Vortrag in der Citykirche beantworten. Er forscht seit Jahren zu verschiedenen Terrorismusgruppen. Der Vortrag wird sich vor allem mit islamistischem Terror beschäftigen.

Dabei vertritt er eine vielleicht zunächst überraschende These: „Terrorismus ist ein moralisches Anliegen“, sagt er und meint damit, dass Terroristen nicht einfach Gewalt ausüben, sondern dass sie ein moralisches Anliegen vertreten — sie wollten die Welt besser machen: „In ihrer Sicht ist ihr Ziel richtig und gut.“ Um dieses Ziel zu erreichen, wendeten sie Gewalt an.

Die gängige Meinung zu Terroristen sei dagegen, dass sie „krank“ oder „verrückt“ seien. Doch das führe als Erklärung nicht weiter, so Imbusch. Die Forschung gehe einen anderen Weg: Sie vollziehe den Prozess der Radikalisierung nach. Dabei versuche sie, die Menschen zu verstehen. Nur dann könnten auch Erklärungen und damit Ansätze zur Bekämpfung des Terrorismus gefunden werden.

Generell terroristische Persönlichkeiten gebe es nicht, betont der Soziologe. „Im Grund sind das ganz normale Menschen.“ Die sich aber radikalisieren. Die Führungsschicht in Terrorgruppen bestehe durchaus aus gebildeten Menschen.

Die Radikalisierung von unauffälligen Menschen zum Terroristen verlaufe bei unterschiedlichen Terrorgruppen auch verschieden — bei sozial-revolutionären Gruppen wie der RAF anders als bei ethnisch-nationalen Gruppen wie der irischen IRA. Er wird den typischen Verlauf bei islamistischen Terrorgruppen wie Al Kaida, Isis oder Boko Haram beschreiben.

Das beginne mit dem Wahrnehmen von Ungerechtigkeiten in der Welt, führe zu einer stärkeren Identifizierung mit dem Islam. Dann finde die Indoktrination statt, das Aufnehmen extremer Ansichten und Erklärungsmuster bis zur Endstufe, in der die Menschen bereit seien, Gewalt auszuüben.

Als Gegenmaßnahmen empfiehlt Imbusch rechtsstaatliche Mittel. Und warnt davor, rechtsstaatliche Prinzipien aufzugeben. Der Staat müsse sich darum kümmern, was in Moscheen und in einschlägigen Internet-Foren geschehe. Zudem sei Bildung und Aufklärung wichtig.

Die Deutschen müssten mehr über den Islam wissen, um gelassener mit der muslimischen Bevölkerung umzugehen. Auch die Muslime sollten mehr über ihre Religion wissen. Positiv sei der islamische Religionsunterricht durch aufgeklärte Lehrer.

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