Sorgen um den Teschemacher Hof

Eins der ältesten Fachwerkgebäude Elberfelds steht zum Großteil leer. Vorwurf von Mietern und Bürgerverein: Die Stadt kümmert sich nicht.

Sorgen um den Teschemacher Hof
Foto: Sammlung Wolfgang Nicke

Mirke. Es ist eines der ältesten Fachwerkgebäude Elberfelds. Jacob Engelbert Teschemacher hatte dort seine Wohn- und Werkstatt — und, gerüchteweise, soll sogar Goethe beim berühmten Orgelbauer am Teschemacher Hof vorbeigeschaut haben. Belegt sei auf jeden Fall ein Treffen der beiden, sagt Wolfgang Nicke vom Historischen Arbeitskreis im Bürgerverein Uellendahl. „Doch ob es wirklich hier war, wissen wir nicht.“ Geschichten und Geschichten habe der große, um 1630 errichtete Bau um die Ecke des Freibads Mirke auf jeden Fall genügend zu bieten. Doch Nicke und der Bürgervereinsvorsitzende Karl-Eberhard Wilhelm machen sich Sorgen um das Denkmal. Denn große Teile stehen leer.

Leben

Sorgen um den Teschemacher Hof
Foto: Andreas Fischer

im Denkmal

Der heute noch existierende Hof besteht eigentlich aus zwei dreigeschossigen Fachwerkbauten. Wo sich genau einst die Orgelwerkstatt befand, lässt sich nicht mehr genau klären, wie Hans-Joachim Oehm vor Jahren in seinem Aufsatz über den Teschemacher Hof schrieb, Bewohnt ist heute praktisch nur noch der vordere Teil. Der letzte Mieter im Abschnitt mit dem vermutlich als Kapelle genutzten Anbau ist vor einiger Zeit verstorben. Besitzer des Gebäudes ist die Stadt. Die kümmere sich aber nicht gut um das Denkmal, sagen nicht nur Wilhelm und Nicke.

Edelgard Müller, die seit Jahrzehnten im Teschemacher Hof wohnt, fürchtet: „Die Stadt lässt das vergammeln.“ Müller wuchs dort auf. Über eine Schulfreundin der damals Elfjährigen, die erzählte, dass in dem großen Hof Wohnungen frei seien, kam ihre Familie in die Mirke. „Wir waren damals ausgebombt“, erinnert sich die heute 82-Jährige. Liebe auf den ersten Blick zum neuen Domizil sei es bei ihren Eltern nicht gewesen, sagt sie schmunzelnd. „Wir leben aber gerne hier“, betont Müller. Auch wenn schon in der Vergangenheit die Stadt wenig gemacht habe. Ihr Mann habe in der eigenen Wohnung schon vor Jahren selbst Hand angelegt, zum Beispiel für neue Stromleitungen gesorgt. Aktuell mache eine kaputte Regenrinne für Ärger. Noch habe es keine Reaktion des Vermieters gegeben.

Dabei sei das Gebäude eigentlich „ein Traum“, sagen auch Wilhelm und Nicke. „Aber man muss es pflegen.“ Die Stadt dürfe es nicht „leerziehen“. Edelgard Müller weiß von einem Interessenten für eine leerstehende Wohnung, der sogar alles selbst renovieren würde. Und auch für die kürzlich durch den Todesfall freigewordene Einheit gebe es eine Interessentin aus der Nachbarschaft. Doch auch sie habe keine Antwort bekommen. Dazu passe, dass seit Jahren in einem Gebäudeteil gar nichts mehr passiert sei. Die letzte Mieterin habe dort noch „mit dem Regenschirm auf die Toilette gemusst“. Müllers Eindruck: Die Stadt wolle gar nicht mehr vermieten.

Das Städtische Gebäudemanagement (GMW) bestätigt auf WZ-Anfrage die geschilderte Situation vor Ort. Allerdings müsse sich keiner der Bewohner sorgen machen, dass das Gebäude verfalle. Wenn etwas dringend erledigt werden müsse, werde dies auch getan. Allerdings fehlen die Ressourcen für eine umfangreiche Sanierung. Die nächsten zwei Jahre werde deshalb nichts passieren. Das GMW sei voll ausgelastet damit, die Umsetzung diverser Förderprogramme in der Stadt wie „Gute Schule 2020“ zu gewährleisten. Aktuell werde es auch keine Neuvermietungen im Teschemacher Hof geben.

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