Sommerkonzerte Sommerabendkonzerte wandern 2020 ins Netz

Kirche am Kolk baut Programm um – nur Orgelvespern im Kleinformat mit Publikum vor Ort.

 Das Team hinter einem Sommerbandkonzertvideo: (v.l.) Frank Kistner (Bass), Thorsten Pech (Orgel) und Josa Oehme (Produktion).

Das Team hinter einem Sommerbandkonzertvideo: (v.l.) Frank Kistner (Bass), Thorsten Pech (Orgel) und Josa Oehme (Produktion).

Foto: Josa Oehme

Die Gegenwart ist digital. Seit dem 20. März werden die Konzerte aufgenommen und wöchentlich bei Youtube eingestellt. Die analoge Vernstaltungstätigkeit ruht. Auch die vier Sommerabendkonzerte, die eigentlich ab 27. Juni die Alte lutherische Kirche am Kolk in einen Konzertsaal verwandelt hätten, wandern ins Netz. Zumindest teilweise. Außerdem ist für die Sommermonate eine zaghafte Rückkehr in die wirkliche Welt geplant: mit „Orgelvespern im Kleinformat. Über Arbeitsmangel kann sich Kantor und Organist Thorsten Pech nicht beklagen.

Erst kamen die Absagen, von 40 geplanten auswärtigen Konzerten seien acht geblieben, erzählt der Konzertorganist vom „dramatischen Einbruch“, den er durch den Corona-Lockdown erlebte. Dann aber kam viel Arbeit, weil die Kreativität andere Wege suchte und fand. Zu den mittlerweile fast 14 Musikvideos, die Pech unter anderem mit Musikern des Sinfonieorchesters aufgenommen hat, kam intensive digitiale Kontaktarbeit mit den Chören, die seit Mitte März nicht mehr proben dürfen. „Wir haben einen Zoom-Stammtisch, außerdem habe ich eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, in der ich unter anderem Grüße, Infos und Links verschicke.“ Diese Onlineversorgung sowie die neue Form der Organisation, die digitale Besprechungen einführte oder Videoschnittabsprachen vom Tonstudio ins Netz verlegte, will der Kantor dauerhaft aufrechterhalten.

Die Sommerabendkonzerte etablierte Pech 1997, als die Sommer noch veranstaltungsarm waren. „Ich wollte den vielen Menschen etwas anbieten, die nicht verreisten“, erinnert er. Von Anfang an gehörte zur Reihe das Kreuz aus Teelichtern, das im Altarbereich gebildet wird – auch wenn das manchmal zu ziemlich hohen Temperaturen im Kirchenbau führt. Von Anfang an gab es Gespräche mit Künstlern, die seit einigen Jahren vor den Konzerten die Zuhörer ins Programm einführen. Ein Angebot, das gut angenommen werde, „man hört anders und bewusster“, so Pech.

Hoffnung auf Live-Konzert am ersten Weihnachtsfeiertag

Am kommenden Samstag sollte die 24. Konzertreihe mit dem Konzertchor der Volksbühne beginnen. Puccinis Messa di Gloria stand auf dem Programm, um das 70-Jährige des Chores zu würdigen. Der Plan musste gecancelt werden, der runde Geburtstag soll am ersten Weihnachtsfeiertag mit einem Konzert in der Historischen Stadthalle nachgeholt werden. Aus den sonst vier Sommerabendkonzerten werden zwei Videokonzerte, die am 27. Juni (ein Ausschnitt des Programms „Himmelstöne“ mit dem Bariton Andreas Elias Post und Pech) und 27. Juli (“Kontrabass und Orgel“ mit Frank Kistner und Pech) veröffentlicht werden. Bei der geringen Zuhörerzahl, die die Schutzmaßnahmen in der Kirche erlaubt, wäre der analoge Aufwand nicht vertretbar, so Pech. Anders sei das bei den 40-minütigen „Orgelvespern“, die Pech alleine bestreitet. Sie werden an drei Tagen mit jeweils zwei Terminen live angeboten. Maximal 30 Personen können nach vorheriger Anmeldung kommen.

Die 25. Sommerabendkonzerte, hofft Pech, werden dann wieder ohne Einschränkungen über die Bühne gehen. Im nächsten Jahr, mit den Künstlern, die eigentlich jetzt auftreten sollten. Und mit Programmergänzungen, die das 50-Jährige der Klais-Orgel erforderlich macht. Das Prunkstück der Weltfirma Johannes Klais aus Bonn erinnert an wohlhabendere Zeiten der Kirchengemeinde und wird sorgfältig gepflegt, so dass es in bestem Zustand ist.

Ganz im Gegensatz zum Turm der Kirche, der seit einigen Jahren ein teurer Sanierungsfall ist, weshalb bei den Konzerten stets um Spenden gebeten wird. Die Finanzierung der 2017 veranschlagten 1,5 Millionen Euro (die durch Kostensteigerungen noch gestiegen sein dürften) stehe noch nicht vollständig, Spenden seien weiter nötig, um die erhoffte schwarze Null zu erreichen, sagt Pech. Aber es müsse jetzt losgehen, schließlich sei der Turm „eines der bedeutendsten Denkmäler der Stadt“, der noch von 1752 stammt, als die Ursprungskriche eingeweiht wurde. Im Moment ist der Turm vollständig eingerüstet, werden die Materialien ausgesucht, im Sommer soll mit den Arbeiten begonnen werden. Die Zwiebelturmhaube ist zuerst dran. Im Herbst könnte das Mauerwerk folgen. Ziel, sei es, den Turm zu erhalten und zukunftsfähig zu machen. Wozu natürlich auch die Konzerte beitragen sollen.

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