Schwebebahn So lief der Umzug des Kaiserwagens ins Wuppertaler Schwebodrom

Wuppertal · Der Transport der restaurierten Gondel am Mittwochmorgen nach Barmen dauerte geschlagene vier Stunden. Und war eine echte Herausforderung.

Als der Transport am Mittwochmorgen um sechs Uhr morgens startete, war es noch stockdunkel.

Als der Transport am Mittwochmorgen um sechs Uhr morgens startete, war es noch stockdunkel.

Foto: Anna Schwartz

Den Passanten in der Barmer Fußgängerzone bot sich am Mittwochmorgen ein spektakuläres Bild: Ein alter Schwebebahnwagen der Baureihe Null wurde für das geplante Schwebodrom am Werth angeliefert. „Heute zieht die große Sensation unseres Schwebodroms in den Werth 96 ein“, sagte Oliver Alberts, Bauherr und Vorsitzender der ISG Barmen-Werth, am frühen Morgen.

Bereits um 6.30 Uhr hob ein Kran den rund fünf Tonnen schweren Schwebebahnwagen über die Bushaltestelle an der Höhne auf Höhe der Werther Brücke und über den Kugelbrunnen hinweg auf den Werth. Zwischen den Häuserfronten wurde die Schwebebahn ihrem Namen wahrlich gerecht.

Schon am Vorabend war der Wagen bei den Werkstätten der Wuppertaler Stadtwerke auf den Trieblader verladen worden, erklärte Oliver Alberts. Dort wurde er zuvor restauriert und neu lackiert. „Wir hatten das Glück, dass noch ein Wagen zur Verfügung stand. Das ist der Wagen 11 der Baureihe 0, man bezeichnet ihn auch als Kaiserwagen. Das ist aber eigentlich nicht richtig, denn der Kaiserwagen ist ein anderer“, so Oliver Alberts.

Langsam ließ das Team von Marcus Transporte den Schwebebahnwagen dann auf Rollen hinab. „Die dürfen nicht zu hoch sein“, erklärte Alberts. „Sonst passt gar nichts.“ Zentimeterarbeit stand am Mittwochmorgen auf dem Programm. Und eng wurde es zwischen den Häuserfronten immer mal wieder. Um 90 Grad musste die Schwebebahn zwischen den Häuserfronten gedreht werden. „Der Werth wurde damals so geplant, dass die Schwebebahn genau hineinpasst“, scherzte ISG-Geschäftsführer Thomas Helbig. Rund fünf Zentimeter Spielraum blieb dem Team des Projektmanagements Punktgenau, um die alte Bahn im Ladenlokal zu positionieren.

Estrich-Boden musste
entfernt werden

Dafür wurden am Morgen nicht nur die komplette Fensterfront des Ladenlokals entfernt und letzte Betonpfosten weggestemmt. Bereits am Samstag war der Estrich-Boden entfernt worden, um ein wenig mehr Luft zur Decke zu schaffen – Zentimeter, auf die es am Ende ankam.

Die größte Herausforderung stellte dann die Deckenhöhe im Ladenlokal dar. „Da machen wir uns doch etwas Sorgen. Wir haben zwar nachgemessen, aber man weiß ja doch nie so genau, ob es wirklich passt“, sagte Alberts noch am frühen Morgen. „Die Herausforderung ist, den Wagen so auf Rollen zu positionieren und hineinzuschieben, dass wir den Höhenausgleich hinbekommen“, erklärte Marco Krell, Geschäftsführer des Projektmanagements Punktgenau.

Mit Hydraulikstempeln wurde die Bahn hochgedrückt und dann zentimeterweise nach vorne geschoben werden. „Wir haben eine Unterkonstruktion aus Stahl, die als Querträger so lange drinbleiben muss, bis wir mit der Bahn stehen. Das funktioniert nur, indem wir zwischendurch auf dünnere Rollen wechseln“, so Krell. Schritt für Schritt – oder Rolle für Rolle – wurde die Bahn ihrem Ziel nähergeschoben.

Der letzte Meter wurde mit reiner Muskelkraft überwunden. Und es passte – gegen 10 Uhr hatte die Schwebebahn ihr neues Domizil am Werth 96 bezogen. Unfallfrei, passgenau und planmäßig.

Innenausbau der Bahn
findet im Ladenlokal statt

Mit einem „Wir sind total stolz“ resümierte Thomas Helbig die Aktion. Der Schwebebahnwagen setze dem Schwebodrom die Krone auf. Fertig ist der Erlebnisort, der mittels VR-Brille eine Zeitreise ins Wuppertal des Jahres 1929 ermöglichen wird, aber noch nicht. „Der Innenausbau wird im Ladenlokal stattfinden: Schreinerarbeiten, das Verlegen der Technik für die virtuelle Zeitreise. Die virtuellen Brillen müssen angepasst und die Sensoren für die Brillen im Wagen angebracht werden. Es ist noch sehr viel zu tun“, erklärte Oliver Alberts.

Und auch Martin Bang, Geschäftsführer von Wuppertal Marketing, stellte weitere Pläne vor: „Wir wollen eine kleine Bahnsteigsituation bauen, sodass man vom Werth aus die Schwebebahn sieht und das Gefühl hat, auf einem Schwebebahnbahnsteig zu stehen.“ Er könne sich Pappkameraden als Passagiere vorstellen sowie eine Schwebebahnuhr. „Teilweise wollen wir Dinge nachkonstruieren. Dafür suchen wir nach historischen Fotos: Wie sah so ein Schwebebahnbahnsteig 1929 aus?“, erklärt Bang.

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