Kolumne Uwe Becker hat erste Ideen für den Wuppertaler „Tatort“

Wuppertal · Wuppertal würde gerne anstelle von Dortmund als Drehort für die Krimireihe einspringen. WZ-Kolumnist Uwe Becker wäre natürlich selbst gerne der Hauptkommissar.

 Horst Schimanski, gespielt von Götz George, war einer der bekanntesten Tatort-Kommissare – hier bei Dreharbeiten in Sonnborn 1986.

Horst Schimanski, gespielt von Götz George, war einer der bekanntesten Tatort-Kommissare – hier bei Dreharbeiten in Sonnborn 1986.

Foto: kurt keil

Wegen der zu klischeehaften Darstellung im Tatort – Bier trinkende Menschen am hellichten Tag und zu viel Bergbau – möchte der Oberbürgermeister von Dortmund, Ulrich Sierau (SPD), dass kein Tatort mehr in seiner Heimatstadt gedreht wird. Wenn der WDR tatsächlich den Dortmunder Tatort absetzen sollte, könnte Wuppertal sofort einspringen. Bei Dreharbeiten würden wir die am helllichten Tag Bier trinkenden Mitbürger einfach so lange in die Nachbarstadt Solingen transportieren und anschließend natürlich wieder dort abholen.

Kohlebergbau hatten wir in unserer Heimat auch nicht, daher spricht wirklich alles für einen Tatort, der im Herzen des Bergischen Landes spielt. Und unser OB Mucke, ich war mir da auch sicher, hat sofort reagiert und einen Brief an den Intendanten des Westdeutschen Rundfunks geschrieben. Ich habe leider aber auch die Befürchtung, dass unser Stadtoberhaupt, als erfahrener, ehemaliger Laiendarsteller des Cronenberger TiC-Theaters, die Hauptrolle an sich reißen will.

Vielleicht muss die Stadt aber auch, ähnlich wie bei Dezernenten, die Stellen für die Tatortkommissare öffentlich ausschreiben. Sollten sich dann allerdings nur Hauptkommissar Panagiotis Paschalis und Oberinspektorin Adolphe Binder bewerben, was dann? Nein, nein, letztendlich bestimmt natürlich der WDR die Besetzung. Ich habe auch schon einen Termin mit den Verantwortlichen der Abteilung Tatort beim WDR, da können Sie beruhigt sein.

 WZ-Kolumnist Uwe Becker

WZ-Kolumnist Uwe Becker

Foto: Joachim Schmitz

Die Rolle des Hauptkommissars habe ich, das darf ich verraten, so gut wie im Sack. Zwei, drei kleine Details müssen noch vertraglich geregelt werden, dann geht es bald los. Meine Assistentin wird die Wuppertaler Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer. Mit ihrem Mann, dem Tatortkommissar aus Österreich, Harald Krassnitzer, treffe ich mich dieser Tage bereits im Luisenviertel, damit er mir erklärt, wie seine Frau so tickt, und ich weiß, wie ich sie nehmen muss, und über ihre Macken im Bilde bin.

Ein Toter im Heizungskeller der Stadtwerke

Schauspielunterricht benötige ich übrigens nicht, da ich ein Naturtalent bin. Ich mache zwar nicht alles, kann aber alles. Die Drehbücher würde ich auch sehr gerne selber schreiben, weil ich dann einfach ein besseres Gefühl hätte, was den Erfolg der jeweiligen Tatortfolgen betrifft. Ideen für mindestens drei Plots habe ich schon seit Jahren im Kopf: In meinem ersten Tatort wird die Schwebebahn nicht fahren, da man bereits in der ersten Szene sieht, wie eine Stromschiene vom Gerüst auf einen Leichenwagen kracht. Keine der Personen im Auto überlebt. Ich schreibe diesen Vorfall nur ins Drehbuch, damit der Kameramann nicht ständig herumnörgelt: „Ich will aber die Schwebebahn öfters filmen, das wäre doch schön!“ Ich bleibe da aber konsequent.

Am gleichen Tag wird im Heizungskeller der Zentrale der Wuppertaler Stadtwerke ein Toter gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass das Opfer, ein Mitglied des Aufsichtsrates der WSW, ermordet wurde. Ich ermittle, clever wie ich bin, in alle vier Himmelsrichtungen und am Ende überführe ich den Mörder: einen deutschen Busfahrer, der sauer war, dass wegen der Seilbahn seine Buslinie eingestellt werden sollte. Ann-Kathrin Kramer verliebt sich im ersten Tatort in mich, die Gefühle halten sich aber nur für zwei Folgen.

Der zweite Fall wird Kramer und mich ins Opernhaus führen, bei den Proben zu Pina Bauschs Stück „Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört“, wird in der Kantine eine russlanddeutsche Kochgehilfin ermordet. Ich lasse dann zunächst alle Mitglieder der weltberühmten Kompanie auf der Bühne antanzen. Aufgrund meiner knallharten Fragen brechen einige der sensiblen Tänzer in Tränen aus. In diesem Tatort wird natürlich viel Tanz zu sehen sein – ist klar. Am Ende überführe ich mit meiner Assistentin, Kommissarin Ann-Kathrin Kramer, den Intendanten Thomas Braus, gespielt von Thomas Braus, des Mordes an der jungen Küchenhilfe. Das Motiv bleibt zunächst im Dunkeln.

Bei einer Verfolgung auf dem Schwebebahngerüst in Richtung Oberbarmen, die Bahn fährt in diesem Tatort auch noch nicht, schreie ich den flüchtenden Schauspieldirektor an: „Warum haben Sie das Mädchen ermordet? Sie war doch so hübsch!“ Der gut durchtrainierte, drahtige Braus ruft dann zurück: „Sie konnte nicht kochen, es war schrecklich, nichts schmeckte!“, dann stolpert er über eine lose Stromschiene und fällt am Wupperfelder Markt vom Gerüst in die Wupper. Er überlebt den Sturz. Im Gefängnis bekommt er von den Mitgefangenen den Spitznamen „Tuffi-Thomas“. Mein dritter Plot ist im Kern auch schon entwickelt: Mir schwebt eine dramatische Handlung vor, wieder ohne Schwebebahn, um die Entführung des Wuppertaler Oberbürgermeisters. Die Rolle des OB bekommt Andreas Mucke natürlich auf alle Fälle – Ehrensache! Ob das am Ende gut ausgeht, da überlege ich noch, immer Happy End ist ja auch langweilig. So, ich muss jetzt Schluss machen, gleich ruft WDR-Intendant Tom Buhrow an.

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