„So ein Zentrum war immer unser Wunsch“

Gehörlose haben bald eine neue Anlaufstelle in Wuppertal: Am 27. April werden die neuen Räume am Hofkamp eröffnet.

„So ein Zentrum war immer unser Wunsch“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Für Gehörlose und Menschen mit Hörschädigungen gibt es demnächst eine neue Anlaufstelle: Der Verein zur Förderung der Gehörlosen in Wuppertal zieht in neue Räume am Hofkamp 138. Am 27. April, 12 Uhr, wird das Zentrum offiziell eröffnet.

Beim ersten Gespräch steckt der Verein mitten im Umzug: „Die Türen haben noch keine Klinken, Computer und Telefon funktionieren nicht“, berichtet Geschäftsführer Klaus E. Altenfeld vor einigen Tagen. Inzwischen ist der Verein erreichbar und zahlreiche Umbauarbeiten sind geleistet: Der gesamte Boden der ehemaligen Arztpraxen ist erneuert und mit Laminat belegt. Kabel wurden neu gezogen, Wände gestrichen.

Den Umzug in neue Räume hat der Verein einer großzügigen Spende zu verdanken. Die Schwester eines gehörlosen Mannes, dem der Verein sehr helfen konnte, hat den Verein in ihrem Nachlass bedacht. Davon konnte er die 210 Quadratmeter großen Räume im Wert einer sechsstelligen Summe kaufen und renovieren.

„So ein Zentrum war immer unser Wunsch“, erklärt Klaus Altenfeld. Bislang residierte der Verein zur Untermiete beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, zuletzt an der Kolpingstraße. „Dort hatten wir insgesamt nur 60 Quadratmeter, bei Kursen war das schon sehr beengt.“

Nun haben sie wesentlich mehr Platz: Insgesamt gibt es drei Büros sowie einen kleinen und einen großen Konferenzraum. Hier können nun Vorträge, Informations- und Freizeitveranstaltung stattfinden. Geplant sind Vortragsabende in der Regel mit gehörlosen Referenten, Computerkurse und Gebärdensprachkurse. Auch die Skat- und die Rommeegruppe des Vereins werden sich hier treffen.

Karlheinz Emmert, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Gehörlosen in Wuppertal

Der Vorsitzende Karlheinz Emmert erklärt, wie wichtig so ein Zentrum ist: „Hier ist der Gehörlose zu Hause, hier ist der Ort, wo er Unterstützung und Hilfe bekommt. Hier wird seine Kultur gelebt — dazu gehört auch die Gebärdensprache.“

Klaus Altenfeld erklärt, dass nun auch Platz für vertraulichen Austausch ist. So komme ein Steuerberater, der Gebärdensprache verstehe. Mit ihm könnten Vereinsmitglieder ihre Steuererklärung besprechen, ohne einen Dolmetscher bemühen zu müssen.

Das Zentrum ist Anlaufstelle in vielen Bereichen: Es gibt einen Arbeitslosen-Stammtisch und Job-Coaching, gehörlose/hörende Eltern mit hörenden/gehörlosen Kindern haben hier ihren Treffpunkt. TaCo-Kids ist die Beratungsstelle für alles, was das Thema Inklusion betrifft. Drogen und Alkoholberatung finden statt und es werden Freizeiten für Kinder und Jugendliche angeboten.

Zudem bietet der Verein einen Dolmetscherdienst: Gebärdendolmetscher begleiten Gehörlose und schwerhörige Menschen zu Terminen in der Schule und am Arbeitsplatz, zum Gericht und zum Arzt, zur Hochzeit oder zu Behörden. Dieser Dienst werde fast täglich in Anspruch genommen, sagt Altenfeld. Der Verein kümmert sich außerdem um gehörlose Flüchtlinge.

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