Döppersberg „Es bringt Leben in die Bude“

Die Deutsche Bahn will prüfen, ob das Klavier im Hauptbahnhof an seinem jetzigen Standort stehen bleiben kann. Am WZ Mobil kommt das nicht gut an.

 Passant Klaus-Dieter Wicke probiert das Klavier im Hauptbahnhof aus.

Passant Klaus-Dieter Wicke probiert das Klavier im Hauptbahnhof aus.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Seit November wird das Klavier im Hauptbahnhof auf eine Initiative von Markus Blomberg von Piano Faust zur Verfügung gestellt und kann von jedem bespielt werden. Anders als bei Straßenmusikanten, die zwischen zehn und 20 Uhr mit Pause und Standortwechsel aufspielen dürfen, unterliegt das Klavier laut Aussage der Stadt diesen Vorgaben nicht. Dennoch gab es Beschwerden seitens der Unternehmen und deren Kunden in der näheren Umgebung. Die Deutsche Bahn verweist auf ihr Hausrecht und will prüfen, ob der Lärmpegel störend für das Mitte Mai eröffnende Reisezentrum der Bahn und die umliegenden Ladenlokale sei. Schalleindämmung oder eine Standortverlagerung stehen zur Diskussion. Schwierig scheint die Suche nach einem alternativen Platz für das Klavier, auch aus brandschutztechnischen Belangen, zu sein.

Am WZ Mobil kommentierten die Wuppertaler die Planungen und den Standort, wie etwa Ralf Stürwold, der vom Klavier begeistert ist: „Das Klavier ist eine sehr schöne Idee und bringt Leben in die Bude.“ Allerdings solle es nicht nur für Geklimper dort stehen. „Ich fände es sehr schade, wenn man das Instrument wieder entfernen würde. Es soll hier bleiben, weil es einfach hierher passt.“

Michael Degen sieht das ähnlich: „Wenn ich auf den Bus oder die Bahn warte, kann ich die Pause nutzen und hier warten und zuhören.“ Insgesamt würden die Menschen das Instrument beherrschen, doch manchmal, wenn auch selten, sei es auch nervig, weil dann nur Lärm entstehe. René Steindl findet die Klavier-Idee gut: „Es ist eine schöne Ablenkung vom Alltag. Sonst wäre es doch viel zu langweilig, einfach nur zu warten.“ Das Klavier solle auf jeden Fall an diesem Ort bleiben, weil es ideal dort stehe. „Und jeder, der spielen will, soll das nach Lust und Laune machen.“

Ohne das Klavier ist
es nur ein Bahnhof

Claudia Steindl gefällt es auch gut: „Das ist mal was anderes, auch wenn die Lautstärke im Bahnhof das Instrument manchmal übertönt. Vielleicht kann man es auf ein Podest stellen und mehr in den Fokus rücken, weil viele Menschen es einfach übersehen.“ Ohne das Klavier sei es nur ein nächster Bahnhof. „Für mich ist es ein Hingucker.“

Dieter Snelting ist selbst seit vielen Jahren musikalisch engagiert und spielt Klavier und Saxophon: „Ich finde das hervorragend, weil häufiger große Menschengruppen hier stehenbleiben und zuhören.“ Wenn er mit Bus oder Bahn unterwegs sei, nutze er die Wartezeit am Klavier und spiele zehn Minuten. „Die sollen das um Gottes Willen hier stehen lassen.“ Nassim Saidi vertreibt sich die Wartezeit auf die Bahn auch mit Zuhören: „Besonders, wenn die Menschen toll spielen können, finde ich es sehr schön hier. Das Klavier muss bleiben, weil es etwas Besonderes ist, das beispielsweise die Rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf nicht haben.

Noah Knoppik spielt seit vier Jahren Klavier und gibt eine kleine Kostprobe: „Es ist schön anzusehen und anzuhören, wenn die Menschen sich ans Klavier setzen und spielen. Wenn ich von der Uni komme und auf den Bus warte, bringt mir das Abwechslung und Unterhaltung.“ Für ihn sei der Standort optimal. Und wen es störe, wenn jemand mal nicht so virtuos spiele, könne das ja auch dem Künstler sagen. Erhan Cem setzt sich auch ans Instrument und gibt eine kleine Kostprobe seines Könnens, obwohl er noch nicht so lange spielt: „Wenn das Klavier hier verschwindet, zieht mich nichts mehr hier hin und ich werde den Bus meiden. Das gibt es in anderen Städten nicht.“ Es sei spannend zuzusehen, wie andere spielen: „Man kann sehen, was man selber so drauf hat.“

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