Slawig: „Wuppertal hat das Bergische nach vorne gebracht“

Die Kritik aus Solingen und Remscheid wächst. Die Nachbarn werfen den Wuppertalern Alleingänge vor. Berechtigt?

Herr Slawig, warum knirscht es bei der bergischen Kooperation?

Slawig: Es knirscht, weil wir in vielen Projekten nur mühsam vorankommen und viele äußere Hindernisse uns die Umsetzung dieser Projekte erschweren. Und es gibt nicht die große faszinierende Idee, das große faszinierende Projekt.

Man hat das Gefühl, Wuppertal möchte sich aus der bergischen Kooperation zurückziehen. Stimmt das?

Slawig: Nein, das ist nicht richtig. In unserer Region ist die bergische Zusammenarbeit schon sehr weit vorangeschritten — gerade auch im Vergleich mit anderen Regionen. Das ist im Wesentlichen unseren, also Wuppertaler Ideen und Wuppertaler Beiträgen zu verdanken. Da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Aber: Die bergische Zusammenarbeit ist ja kein Selbstzweck, sondern verfolgt das Ziel, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Wenn das in einzelnen Projekten nicht funktioniert, muss man auch mal die Grenzen der Zusammenarbeit aufzeigen.

Trotzdem verfestigt sich das Gefühl, die drei Stadtspitzen ziehen nicht an einem Strang und erst recht nicht in eine Richtung?

Slawig: Es gibt bei einzelnen Fragen unterschiedliche Vorstellungen.

Zum Beispiel?

Slawig: Bei der Wirtschaftsförderung oder beim Tourismus. Bei beiden Themen ist Wuppertal der Auffassung, dass wir das unter unserer eigenen Organisation besser können, weil wir näher an den Themen sind. Es gibt trotzdem eine bergische Kooperation, wie etwa der gemeinsame Auftritt bei der Immobilienmesse ExpoReal. Aber: Wir wollen keine gemeinsame bergische Organisation in diesem Bereich. Das sehen Solingen und Remscheid anders, weswegen es die lebhaften Diskussionen gibt.

Warum möchte Wuppertal den Tourismus selbst vermarkten?

Slawig: Weil wir der Auffassung sind, dass wir das mit einer eigenen Organisation besser können. Wir sind da sehr gut aufgestellt, etwa durch die Wuppertaler Marketing Gesellschaft mit ihren privaten Gesellschaftern.

Die Solinger geben ihre Tourismusförderung an die Bergische Entwicklungsagentur (Bea) ab und Wuppertal macht’s allein. Das sieht nicht so aus, als ob die beiden Städte den gleichen Weg beschreiten würden?

Slawig: Wir haben unterschiedliche strategische Ansätze. Das ist aber kein Problem, solange keine Gegensätze daraus werden.

Brauchen Sie die Bergische Entwicklungsagentur überhaupt?

Slawig: Ja, wir brauchen die Bea und wir wollen dort nicht aussteigen, die Bea macht gute Arbeit — etwa beim Regionalmarketing oder der Außendarstellung. Bei bestimmten Themen wollen wir jedoch eigenständig bleiben und bestimmte Aufgaben nicht abgeben.

Sie haben extra eine Mitarbeiterin damit beauftragt, sich um die EU-Fördergelder zu kümmern. Das war bisher Aufgabe der Bea. Warum nehmen Sie das der Bea ab?

Slawig: Das soll nicht der Bea abgenommen werden. Die Bea hat diese Aufgabe auch, aber wir wollen sie hier im Rathaus verstärken. Wir sind im Vergleich zu anderen Regionen nur im Mittelfeld, was die Akquisition von Fördergeldern betrifft. Für eine Stadt mit massiven Haushaltsproblemen darf das Mittelfeld nicht genug sein. Da müssen wir besser werden.

Aufgrund des Personalabbaus haben Sie doch ohnehin nicht genug Mitarbeiter. Wäre es nicht besser, die Bea so fit zu machen, dass sie das leisten kann?

Slawig: Das würde auch Geld kosten, die Bea würde einen Finanzierungsbeitrag erwarten. Trotz des Personalabbaus können und müssen wir Schwerpunkte setzen.

Sind Solingen und Remscheid aus Ihrer Sicht denn überhaupt noch die richtigen Partner für eine Kooperation?

Slawig: Ja, natürlich. Da wollen wir auch überhaupt nicht aussteigen. Aber, wie schon gesagt: die Zusammenarbeit im bergischen Städtedreieck ist kein Selbstzweck. Eine der zentralen Aufgaben bei der Zusammenarbeit ist es, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Ich kann mir noch einige Kooperationen vorstellen, wie etwa ein bergisches Gebäudemanagement. Aber das ist nicht unser einziger Entwicklungspfad. Daneben gibt es auch die intensivierte Zusammenarbeit in der Region Rheinland.

IHK-Präsident Friedhelm Sträter hat Wuppertal während des Neujahrsempfangs in Bezug auf die Bergische Kooperation massiv kritisiert. Was antworten Sie darauf?

Slawig: Ich finde das nicht angemessen. Die bergische Zusammenarbeit ist wegen der Wuppertaler Beiträge so weit gekommen, wie sie heute ist. Ohne unsere Beiträge gäbe es keine gemeinsame Leitstelle oder kein gemeinsames Servicecenter. Wir müssen uns da nicht verstecken. Aber es muss doch auch erlaubt sein, die Grenzen der Zusammenarbeit deutlich zu machen.

Die Vollversammlung der IHK hat sich für die Ansiedlung eines Designer Outlet Centers in Remscheid ausgesprochen, obwohl es noch gar keine Gutachten gibt. Ist das nicht verfrüht?

Slawig: Ich habe das so verstanden, dass man als IHK zunächst einmal grundsätzlich erklärt, dass diese neue Form des Einzelhandels von der IHK positiv bewertet wird. Natürlich müssen alle anderen Fragen, wie etwa die Verkehrsanbindung und Auswirkungen auf den umliegenden Einzelhandel, beantwortet werden. Das wird hoffentlich auch für die Ikea-Ansiedlung gelten.

Bei Ikea wurde diese grundsätzliche Aussage der IHK noch nicht gehört?

Slawig: Ich hoffe darauf, dass die IHK auch für Ikea eine solche grundsätzliche positive Aussage treffen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort