Der Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden zeigt Arbeiten von Andreas Schmitten Neue Körperlichkeit

WUPPERTAL  · Tony Cragg ist schon lange ein Fan. Er kennt den Bildhauer Andreas Schmitten seit seiner Zeit als Rektor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Schon 2013 zeigte Schmitten im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden erste Objekte.

 Andreas Schmitten vor seinem Werk „Geburt“.

Andreas Schmitten vor seinem Werk „Geburt“.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Nach langer Corona-Pause konnte Cragg Schmitten nun erneut begeistern. Begeistert ist der britische Künstler auch selbst. „Irre“, sprudelt es aus Cragg heraus. „Drei Jahre haben wir drüber geredet. Jetzt ist es endlich soweit. Ich habe noch nicht alles absorbiert, aber Andreas Schmitten war schon an der Akademie auffällig“, lobt Ausstellungsmacher Cragg seinen Künstlerfreund. 

Was nicht nur Cragg fasziniert, ist die Vielseitigkeit Schmittens. Er produziert Möbel, Zeichnungen, Skulpturen und ganze Inneneinrichtungen. Die zum Teil monumentalen Arbeiten im oberen Ausstellungspavillon sind zwischen 2019 und 2021 in Corona-Zeiten entstanden. Hauptthema ist die Körperlichkeit, sagt Schmitten. Es sind alles weiß-glänzende Objekte, die menschliche Gliedmaßen mit einem Becken oder einer Schale verbinden. Ähnlich akribisch wie Cragg erforscht auch Schmitten Formen und Ideen. „Man kann nicht einfach die gleichen Bilder weitermachen“, sagt Schmitten über die Corona-Zeit. „Letzlich drehte sich alles um Körperöffnungen, Flüssigkeiten, was wir aufnehmen und ausscheiden. Es ging darum, den Körper auf Distanz zu halten“, erklärt der Künstler, der 1980 in Mönchengladbach geboren wurde und heute mit seiner Familie in Neuss lebt.

Skulptur und Sockel bilden immer eine Einheit. Das Werk „Geburt“ erinnert an eine riesige Badewanne, beleuchtet mit Neonröhre. Ovale Becken – mit einem Abfluss in der Mitte – finden sich in fast allen Arbeiten. „Man kann darin ein Gefäß sehen oder ein Weihwasserbecken, oder aber auch ein Pissoir“, sagt Schmitten. Oder sogar ein Becken für die Mundspülung wie beim Zahnarzt, assoziiert Tony Cragg lachend. Hände halten Hände – oder Schalen. Alle großen Werke sind aus Bronze gegossen und mit weißem Schleiflack überzogen. Die kleineren Arbeiten –  in Vitrinen an der Wand ausgestellt, sind aus Aluminium gefertigt. Schmitten war Meisterschüler in der Klasse von Georg Herold. „Er hat eine besondere Fähigkeit, die Facetten des Lebens abzubilden, neue Ansätze zu finden und neue Visionen einzubringen“, schwärmt Cragg.

Schmitten wurde 2012 mit dem Absolventenpreis der Düsseldorfer Kunstakademie ausgezeichnet, bis zur Pandemie hat er auch international ausgestellt. Schmittens Arbeiten passen gut in die lichtdurchflutete Ausstellungshalle. „Die Arbeiten könnten aber genauso gut alle draußen stehen“, sagt der Künstler, der auch einen Magisterabschluss in Philosophie und Kunstgeschichte hat.

Die Skulpturen von Andreas Schmitten sind noch bis zum 1. Januar 2023 im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden, Hirschstraße 12, zu sehen.

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