Singen statt Schlittenfahrt: Für die gute Sache durch den Schnee

Die Wuppertaler Sternsinger zeigen in diesem Jahr bei Eiseskälte vollen Einsatz. Die WZ ist bei Beyenburger Sängern mitgezogen.

Wuppertal. Mit leuchtenden Augen stapfen sie durch Beyenburgs Winterlandschaft: Pia (8), Daniel (10) und Emilia (8). Ihre bunten Gewänder und die goldenen Kronen blitzen. Stunden sind sie schon unterwegs, doch von Müdigkeit keine Spur: "Wir singen weiter", sagt Daniel, "Schlittenfahren wollen wir heute nicht."

23 Kinder aus Beyenburg im Alter von drei bis 14 Jahren sind am Tag der Heiligen drei Könige im Einsatz für andere Kinder. Im Rahmen der traditionellen Sternsinger-Aktion (siehe Kasten) singen sie, sammeln Geld und erteilen Segenswünsche für das neue Jahr. An die Haustüren schreiben sie den Segensspruch "CMB". Das heißt "Christus mansionem benedicat" - Christus segne dieses Haus.

Am Morgen nach der Messe hatte Pater Basilius die 23 Kinder mit ihren Müttern zu ihrem Einsatz ausgesendet. Die Kinder haben die Sternsingerlieder in der Kirche noch einmal kräftig geübt. Dann geht es los, warm eingepackt in Skiunterwäsche, dicke Socken und warme Stiefel. Die goldenen Pappkronen haben die Kinder selbst gebastelt. Sechs Gruppen zu drei bis vier Kindern mit Begleitern laufen um 10.30Uhr los. Sie haben 20 bis 30Adressen "abzusingen" - wer den Besuch der Sternsinger wünschte, konnte das dem Pfarrbüro mitteilen. "Anstrengend" findet das Marie (8). Doch es gibt auch positive Aspekte.

"Ich mag den Weihrauch so gern", sagt etwa Norea (7) und schwenkt das Fass. An der Steinhauser Straße 58 wartet schon Helga Klein auf die Sternsinger. "Stern über Bethlehem", singen Norea, Marie, Vanessa (8) und Thorben (9). "Das habt Ihr schön gemacht", sagt Klein und steckt den Sternsingern Geldscheine zu. Auch ihre vier Kinder waren jahrelang Sternsinger - in Beyenburg hat das Tradition.

Auch heute sind die Kinder mit Eifer dabei: "Wir wollen ganz viel sammeln", sagt Louisa (8), "für die armen Kinder in Afrika". Jüngster Sternsinger ist der vierjährige Lukas, der mit Bruder Tim (5) und der 13-jährigen Paulina unterwegs ist. Bei den Liedtexten muss er die Älteren manchmal fragen - doch auch er stapft mit Begeisterung durch den Schnee.

12 Uhr. Es geht zurück ins Kreuzherrenkloster. Dort haben Christiane Becker und ihre Helferschar das Mittagessen zubereitet, Penne mit Tomatensoße und zum Nachtisch Pudding. Fast sieben Kilo Nudeln verputzen die Sternsinger. Der heiße Tee tut den kleinen Königen gut.

Nach der Pause, um 14 Uhr, schellt die Kinderschar bei Pater Gerard Vos und singt kräftig. "Vorsicht mit dem Weihrauch", sagt eine Mutter - das hat einen Grund. Vor zwei Jahren haben Kinder beim Besuch des Paters, der im Kloster wohnt, den Rauch so kräftig geschwenkt, dass die Brandmelder anschlugen. Die Berufsfeuerwehr wollte sich gerade auf den Weg ins 500 Jahre alte Kloster machen, da wurde der Irrtum aufgeklärt.

4536 Euro haben die Beyenburger Kinder 2009 gesammelt. Das Ergebnis wollen sie wieder erzielen. Doch auch in Beyenburg sind es in diesem Jahr weniger Kinder als sonst. Am späteren Nachmittag macht sich sogar eine reine Erwachsenen-Gruppe auf, besucht überwiegend Ältere und Kranke. "Die freuen sich das ganze Jahr auf unseren Besuch", sagt Gerd Wacker, seit Jahren dabei. Er ist diesmal kein König, sondern "Kamel": Er fährt die Sänger zu ihren Einsätzen.

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