Sinfoniker feiern Volksfest auf dem Laurentiusplatz (mit Video)

Das städtische Orchester lockte mit klassischer Musik.

Wuppertal. Selbst die Vögel sind beeindruckt: Mauersegler fliegen beschwingt über den Laurentiusplatz, angezogen vom Wuppertaler Sinfonieorchester und seiner Open-Air-Gala zum 150. Geburtstag. Ob sich die tierischen Zuhörer im Takt der Musik wiegen, ist der Phantasie der Zuschauer überlassen. Fakt ist: Sie wollen sich das menschliche Spektakel nicht entgehen lassen.

Vogelgezwitscher, das in klassischer Musik aufgeht — nicht nur den romantischsten unter den mehr als 3000 Zuhörern geht am Samstagabend das Herz auf. „Die diebische Elster“ haben die Gäste zu diesem Zeitpunkt — als Ouvertüre zur gleichnamigen Rossini-Oper — bereits hinter sich. Auch Ponchiellis „Tanz der Stunden“ und Borodins „Polowetzer Tänzer“ haben eine eindeutige Wirkung: Nicht nur Oberbürgermeister Peter Jung wippt in Reihe eins immer wieder mit. Der Platz ist voll, die umliegende Caf-Landschaft ebenfalls. Wohin man auch sieht: Das Publikum strahlt — still und andächtig, aber auch beschwingt und bestens bewirtet.

Die Kombination ist ja auch einmalig: Volksfest-Atmosphäre und klassischer Musikgenuss — wo gibt es denn das? Auf dem Laurentiusplatz. Dort ist an diesem Abend alles möglich: Die Gäste dürfen ein Gala-Programm erleben, ohne Eintritt bezahlen zu müssen. Sie können ihr Eis genüsslich im Takt der Musik löffeln oder herzhaft in die Wurst beißen, während Rossini oder Tschaikowski den Takt vorgeben.

Selbst der Alarm eines vorbeieilenden Rettungswagens kann die Klang-Idylle nicht aus dem Rhythmus bringen: Einige Kinder tanzen vor der Bühne, andere schlummern selig im Kinderwagen.

Keine Frage: Die Stimmung ist bestens — das Wetter auch. Und die Musik ohnehin. Denn Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka glänzt wie sein schwarzer Anzug. Da macht schon das Zuschauen Freude: Mal hüpft der Japaner, als sei nichts leichter zu stemmen als 90 geballte Konzertminuten. Mal lehnt er sich galant ans Pult, mal dreht er sich kokett und augenzwinkernd zum Publikum. Er kann aber auch anders: Dann gibt es ein energisches Kopfnicken Richtung Musiker — oder die geballte linke Faust schnellt rasant nach oben. Doch immer gilt: Seine Energie steckt die Sinfoniker an, und seine Freude überträgt sich aufs Publikum, das sich schon zweieinhalb Stunden vor Gala-Start die ersten der 600 Stühle sicherte. Warum, erklärt Marga Knoll: „Keiner tänzelt beim Dirigieren so schön wie unser Kamioka!“ Die Vögel sehen das womöglich auch so.

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