Shisha-Bars: Unterschätzte Vergiftungsgefahr

Rund 20 Mal im Jahr muss die Feuerwehr in Wuppertal wegen zu hoher Werte des giftigen Kohlenmonoxids zwangsweise lüften.

Shisha-Bars: Unterschätzte Vergiftungsgefahr
Foto: dpa

Das Ordnungsamt kontrolliert eine Shisha-Bar am Heubruch und alarmiert die Feuerwehr wegen eines zu hohen Kohlenstoffmonoxid-Wertes (CO) in der Luft. Die rückt an, räumt die Bar und lüftet ordentlich durch. Verletzt wird niemand, doch der Schreck dürfte einigen Gästen noch in den Knochen stecken. So geschehen unter anderem am vorvergangenen Sonntag (WZ berichtete). Wie groß ist die Gefahr in Shisha-Bars?

Das Ordnungsamt führt jedenfalls regelmäßige Stichprobenkontrollen in den Bars durch. „Rund einmal im Monat besuchen wir Gaststätten, da sind dann auch Shisha-Bars dabei“, sagt Carsten Vorsich. Chef des Ordnungsamtes.

Dort werde einerseits geprüft, ob Tabak in den Wasserpfeifen ist — das wäre ein Verstoß gegen das Nichtraucherschutzgesetz, erlaubt sind nur Aromen. Und sie prüfen den CO-Gehalt der Luft. „Wenn der über 30 ppm (parts per million/Teile pro Million) liegt, telefonieren wir mit der Feuerwehr, ab 80 ppm kommt die Feuerwehr auf jeden Fall“, erläutert Vorsich. Rund 20 Mal im Jahr rückten die Feuerwehrleute an, um die Räume zu lüften. Dass tatsächlich Menschen bereits zu viel CO eingeatmet hätten, daran kann er sich nicht erinnern.

In der Notaufnahme des Helios Klinikums landen jedoch immer mehr Menschen mit einer CO-Vergiftung, die aufs Shisha-Rauchen zurückzuführen sei, sagt Dr. Jan Hammer, Chefarzt der Notaufnahme. „Vor fünf, sechs Jahren hatten wir praktisch noch gar keine Fälle, nun kommen immer wieder welche vor“, sagt er. Meistens seien es junge Patienten.

Die leichteren Fälle werden vor Ort behandelt, die schweren Fälle in eine der wenigen Sauerstoffdruckkammern geflogen. Die nächste liegt im Uniklinikum Düsseldorf, aber auch nach Aachen und Wiesbaden habe man Patienten schon fliegen lassen, so Hammer.

In Düsseldorf wurden 2017 schon 40 Wasserpfeifen-Raucher behandelt, teilt die Ärztekammer Nordrhein mit. 2016 waren es fünf Fälle, 2015 erst einer. Die Ärztekammer forderte deshalb bei ihrer Kammerversammlung im November von der NRW-Landesregierung, den Einbau von CO-Warnmeldern in Shisha-Bars und Wohnhäusern mit Gas-therme gesetzlich vorzuschreiben. In Wuppertal existiert bereits die Auflage des Ordnungsamtes, in Shisha-Bars CO-Melder anzubringen.

Dr. Jan Hammer unterstützt die gesetzliche Pflicht. Denn er weiß, wie tückisch Kohlenstoffmonoxid ist. „Es riecht und schmeckt nach nichts“, sagt er. Es verursache keine üblichen Erstickungserscheinungen. „Man bekommt Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Brechreiz und fällt dann schnell ins Koma“, erklärt er. Es komme zu einem inneren Ersticken, weil Kohlenstoffmonoxid den Sauerstoff im Blut Stück für Stück verdränge. Vergiftete Patienten bekommen hoch dosierten Sauerstoff inhaliert.

Hammer weist zudem darauf hin, dass die Gefahr, beim Shisha-Rauchen zu viel Kohlenstoffmonoxid einzuatmen, vergleichsweise hoch ist. Mit Blick auf den eingeatmeten Dampf und Rauch sagt er: „Beim Shisha-Rauchen ist der CO-Wert zehnmal so hoch wie beim Rauchen.“ Besonders in geschlossenen Räumen könne das schnell zum Problem werden.

Schlagzeilen hatte im Oktober der Fall von zwei Frauen in Krefeld gemacht, die nach dem Besuch einer Shisha-Bar stationär behandelt werden mussten. Wenige Tage später sollen vier männliche Besucher der Krefelder Bar ins Krankenhaus eingeliefert worden sein.

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