Sektlaune im Cinemaxx: Wuppertaler auf Braut-Schau

An der Kluse verfolgten Kinogäste die britische Traumhochzeit auf der Leinwand.

Wuppertal. Nicht jeder braucht eine Krone, um Teil eines erlauchten Kreises zu sein. Im Cinemaxx, in dem die Traumhochzeit von Kate und William live zu sehen war, durften sich 20 Zuschauer gestern wie VIP-Gäste fühlen — auch ohne majestätische Accessoires.

Für sie war die Übertragung aus der Westminster Abbey ein irdisches Vergnügen. Kein Wunder: In einem (fast) leeren Kinosaal ist jeder Kunde König. Wenn dann auch noch echte Royals auf der Bildfläche erscheinen, ist das Glück perfekt — zumindest für Waltraud Meincke, die gestern neben ihrer Mutter Hildegard „thronte“.

Auf die Frage, weshalb die fünffache Mutter die Hochzeit mit wenigen Gleichgesinnten im Kino verfolgt, während Millionen vor einem Fernseher sitzen, hat die 53-Jährige eine klare Antwort: „Das ist doch ein cooles Event — einfach mal was ganz anderes.“

Mutter Hildegard sieht das genauso. „Das ist richtig spannend“, betont die 73-Jährige, kurz bevor William zum Ja-Sager werden soll. „Auf der Leinwand sieht man die Royals viel besser als im Fernsehen. Man ist einfach näher dran. Wir sitzen hier in der ersten Reihe.“

Nun ja, das stimmt nicht ganz, denn streng genommen befindet sich das Damen-Duo in der letzten Reihe. Dort jedoch ist die Stimmung bestens: Waltraud und Hildegard Meincke sind extra aus Mettmann nach Wuppertal gereist, um die Traumhochzeit in London nicht zu verpassen. Und während der Rest der royalen Welt „nur“ auf die Trauung anstößt, haben sie noch viel mehr zu feiern. „Ich habe die Karten meiner Tante zum 69. Geburtstag geschenkt“, sagt Waltraud Meincke. „Wir genießen jetzt zu dritt einen perfekten Frauentag.“

Während sich die Prominenz wie Sänger Elton John, Schauspieler Rowan Atkinson und Fußball-Star David Beckham in die Westminster Abbey drängen, haben die Schaulustigen in Kinosaal 1 genug Beinfreiheit, um Gläser und Sektflaschen zu verstauen — die gab es am Eingang. Eine gute Idee, findet auch eine Dame in Reihe acht. Ihren Namen möchte sie nicht verraten — aus gutem Grund. „Ich hätte heute eigentlich ein Sprachseminar“, sagt die Wuppertalerin schmunzelnd. „Aber das hier ist ja auch so etwas wie Fortbildung in Englisch. Außerdem heiraten Kate und William nur einmal.“ Wirklich? Waltraud Meincke glaubt fest daran. „Kate ist eine moderne Frau. Ich denke, dass die Ehe hält und sie weiß, worauf sie sich einlässt.“

Apropos Kate: Kaum ist die Braut aus dem Wagen gestiegen, wird es andächtig still im Saal. Im Flüsterton wird über ihr Kleid diskutiert. „Elegant und schick ist es, aber nicht zu übertrieben“, findet Hildegard Meincke.

„Geht es auch leiser?“, ruft jemand von vorne. Gemeint ist nicht die Zeremonie, sondern die Diskussion darüber. Echte Royals legen offensichtlich Wert auf Stil: Plaudern im Kino — das gehört wohl nicht zum guten Ton. Und was sagt ein Mann zur Braut-Schau? Cinemaxx-Chef Detlef Bell hat keine Zeit und deshalb auch keine Augen für die schöne Kate. Kaum hat er für Sektlaune gesorgt und Gläser verteilt, geht sein Arbeitstag nüchtern weiter: Die Büroarbeit ruft. Es trägt eben nicht jeder eine Krone.

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