Schwebebahn in Einzelteilen: Großbaustelle in Sonnborn

Am Wochenende wurde die Stütze100 zerschnitten und abgebaut. Am Montag werden die Stahl-Teile abgeholt.

Wuppertal. 110 Jahre hat sie treue Dienste geleistet. Da mutet es etwas undankbar an, wie die Stütze 100 der Wuppertaler Schwebebahn nun nutzlos an der B7 rumliegt - zerschnitten und ausgedient. In der Nacht von Freitag auf Samstag begannen die voraussichtlich sechswöchigen Bauarbeiten am Gerüst der Schwebebahn. Die Bahnen selbst gehen währenddessen in Sommerpause, Ersatzbusse übernehmen den Fahrgasttransport entlang der Talachse.

Stütze 100 in Sonnborn ist einzigartig: Ein Koloss, der die Schwebebahn von der Wupper auf die Landstrecke leitete. Und am Freitag verrichtete sie noch ihre Dienste, als könne sie das weitere 110 Jahre. Doch Statiker haben errechnet, dass es an ihrer Substanz mangelt. Markierungen aus rosa und gelben Spraydosen deuteten bereits an: Jetzt geht es ihr an den Kragen. Aus dem Hubwagen eines riesigen Autokrans schnitt ein Bauarbeiter seit Samstag mit einem Schweißbrenner entlang der rosa Markierung - Stütze 100 wurde in drei Teile zerlegt.

Ein Spektakel, das viele Schaulustige anzog: Während die glühend heißen Funken des Schneidbrenners auf den Asphalt unter dem Gerüst prasselten, machten sie Fotos und Videos. Schließlich gab es die unverbaute Sicht auf das Stadion am Zoo und die gegenüberliegende Hauptkirche zuletzt vor mehr als 100 Jahren zu bewundern. Auch Bilder einer Schwebebahnstrecke, die ins Nichts zu führen scheint, sind rar.

Stütze 100 selbst indessen wird Wuppertal erst am Montag verlassen. Aufgrund des größten Programmpunktes zur Kulturhauptstadt 2010 war am Sonntag die A40 komplett gesperrt. Dadurch hatte die NRW-Polizei keine Kapazitäten mehr zur Verfügung, um einen Schwertransport aus Sonnborn zu begleiten. Erst heute früh wird die zerstückelte Stütze abtransportiert, um ihre letzte Ruhe bei einem Schrotthändler in Mülheim zu finden.

Holger Stephan von den Stadtwerken sorgt sich derweil schon um einen anderen Bauabschnitt: Noch Ende Juli wird es für Stütze 97 ernst - ein weißes "X" markiert die Stellen, an denen sie zerschnitten und zerlegt wird. Die Besonderheit: Stütze 97 steht näher an Wohnhäusern als jede andere Stütze der Schwebebahn. So haben die riesigen Kräne nur sehr wenig Platz für die Demontage der 30 bis 75 Tonnen schweren Teilstücke. "Das wird knifflig", weiß Holger Stephan.

Projektleiter Ulrich Woodroffe ist trotzdem zuversichtlich: "Wir liegen voll im Zeitplan." Am Wochenende liefen die Arbeiten rund um die Uhr. Übrigens: Nicht alle Teile der Schwebebahn, werden so herzlos entsorgt, wie Stütze 100. Ulrich Woodroffe: "Für viele Brückenteile und Reste von Stützen haben wir Anfragen von Museen und Heimatvereinen. Denen geben wir natürlich gern Teile des historischen Bauwerks."

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