Diskussion zur Schwebebahn Das Ding lief 100 Jahre - warum jetzt nicht mehr?

Wuppertal · Seit dem 1. August ist die Schwebebahn nur noch an Wochenenden unterwegs. Über die Hintergründe informierten Vorstand und Aufsichtsrat der Wuppertaler Stadtwerke am Dienstag die Mitglieder des Finanzausschusses.

 Den WSW liegt die Zusage des Herstellers Kiepe vor, die Mängel an den neuen Bahnen zu eigenen Lasten abzustellen.

Den WSW liegt die Zusage des Herstellers Kiepe vor, die Mängel an den neuen Bahnen zu eigenen Lasten abzustellen.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Seit dem 1. August ist die Schwebebahn nur noch an Wochenenden unterwegs. Über die Hintergründe informierten Vorstand und Aufsichtsrat der Wuppertaler Stadtwerke am Dienstag die Mitglieder des Finanzausschusses. Markus Hilkenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wuppertaler Stadtwerke GmbH, nutzte die Gelegenheit, um im Namen der WSW sein Bedauern über den Imageverlust für die Schwebebahn und die Stadt auszudrücken. „Wir möchten uns für diese Situation aufrichtig entschuldigen. Wir werden alles tun, um die Schwebebahn wieder zu dem zu machen, was sie ist“, sagte Hilkenbach.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dietmar Bell dankte den Mitgliedern des Ausschusses für die Gelegenheit, die Öffentlichkeit zu informieren. Eine Ursache, warum seit März ein extremer Verschleiß an den Rädern der Schwebebahn aufgetreten ist, der einen regulären Fahrbetrieb nicht zulässt, können die WSW zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht benennen. Neun Gutachter seien beauftragt, die unter Federführung von DB Systemtechnik nun Licht in das Sammelsurium von Fehlerquellen bringen sollen. Rund 200 Mängel an den neuen Bahnen haben die WSW gegenüber dem Hersteller Kiepe aufgelistet. Der Verschleiß der Räder ist der folgenschwerste, denn inzwischen sind von 30 Fahrzeugen nur noch 13 einsetzbar.

Dietmar Bell stellte klar, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Klageerhebung gegenüber dem Hersteller Kiepe nicht vorgesehen sei. „Aufgeschoben heißt aber nicht aufgehoben, wir nehmen uns damit kein Recht“, sagte Bell. Im Juli, als die massiven Probleme im Rad-Schiene-System sowie weitere Probleme bekannt wurden, die zum Ausdünnen der Schwebebahn-Flotte führten, hatte das noch anders geklungen. Als Grund berichtete Bell über Gespräche mit Kiepe und der Knorr Bremse AG, die zwischenzeitlich Zusagen zur Abarbeitung der Mängel gemacht hätten. Es gebe daher eine neue belastbare Situation: Die Schwebebahnwagen würden zu Lasten von Kiepe bei Aachen in Talbot bearbeitet, um die Mängel abzustellen. Zu den Mängeln zählen laut den WSW Ölundichtigkeiten oder lose Teile auf dem Dach. Bereits zum Jahreswechsel hatten fehlerhafte Verklebungen von dachaufbauten zum Ausfall von acht Bahnen geführt.

Wir müssen 40 000 Kilometer mit einem Satz Räder schaffen. Kürzere Intervalle sind in der 120 Jahre alten Schwebebahnwerkstatt nicht möglich“, so Ulrich Jaeger, Geschäftsführer von WSW mobil. Schäden an den Rädern seien aber ab März bereits schon nach 20 000 Kilometern aufgetreten. Dann seien Schäden am Gerüst aufgetreten. Die Stadtwerke wollen das Personal in der Schwebebahnwerkstatt verstärken, was rund eine Million Euro mehr pro Jahr kosten wird. Für die Jahre 2020 und 2021 wird zusätzlich mit Kosten in Höhe von 6,2 Millionen Euro gerechnet.

Kritische Fragen aus den Reihen der Ratsfraktionen

Hans-Jörg Herhausen (CDU) leitete seine Frage mit den Begriffen „Krise und Desaster“ ein, wollte dann aber wissen, ob die Laufleistung von 60 000 Kilometern der Räder mit Kiepe vertraglich vereinbart wurde. Das verneinte Ulrich Jaeger. Im Vertrag stehe keine Zahl an zu leistenden Kilometern, die ergebe sich aber aus den anderen Parametern.

Gerd-Peter Zielezinski versetzte sich in die Lage der Wuppertaler, denen keine umfangreichen Berichte und Unterlagen über die Schwebebahn vorliegen würden. „Die Wuppertaler stellen sich die Frage: „Das Ding lief 100 Jahre, warum jetzt nicht mehr? Zur Transparenz gehört, dass man sich mit einfachen Argumenten auseinandersetzt“, sagte Zielezinski. Die WSW verwiesen auf die Maßgaben durch das Land NRW als Fördergeber. Dem stimmte der Ausschussvorsitzende Klaus Jürgen Reese (SPD) zu. Voraussetzung für die Vergabe von Fördermittel für die Schwebebahn sei eine Optimierung des Systems mit kürzeren Taktzeiten gewesen.

„Sie hatten Kenntnis über das Material der alten Schwebebahnen und der Schiene. Hat Kiepe das Material geliefert, was sie liefern sollten oder nicht. War die Ausschreibung richtig?“, wollte Heribert Stenzel (Freie Wähler) wissen. „Das Rad-Schiene-System ist aufeinander abgestimmt. Es ist nicht so, dass wir die alte Bahn nachgebaut haben. Die neue Bahn ist schwerer, leistungsfähiger. Vorgaben der Instandhaltungsintervalle wurden gemacht. Wir haben eine ganze Zeitlang keine Probleme mit dem Rad. Bis Ostern hatten wir kein Problem mit dem eklatanten Räderverschleiß“, erklärte dazu Ulrich Jaeger.

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