Schule setzt auf Eigeninitiative

Ganztagsgymnasium Johannes Rau ist im Bergischen Land die einzige Projektschule von der Unesco.

Schule setzt auf Eigeninitiative
Foto: Andreas Fischer

Ibtissan Ettiss, Loubna Belhadj, Mariam Mizyad und Nele Hübbers sind engagiert. Anstatt sich auszuruhen, verbringen die vier Schülerinnen der 7. Klasse am Ganztagsgymnasium Johannes Rau die Mittagspause im Fair-Trade-Kiosk der Schule und verkaufen fair hergestellte Schokolade, Saft, Kaffee, Schmuck, Tee und Jutebeutel mit einer Eule, dem Schullogo. „Die Schülerinnen kümmern sich fast eigenständig um den Fair-Trade-Kiosk“, sagt Lehrerin Daniela Schröder, die die Fair-Trade-AG leitet.

Schule setzt auf Eigeninitiative
Foto: Gerhard Bartsch

Der Fair-Trade-Kiosk ist nur ein Baustein der Unesco-Projektschule. „Wir haben beobachtet, dass es viele Initiativen von Schülern und Lehrern für Projekte an der Schule gibt“, sagt Rainer Kokenbrink. Er ist einer von vier Lehrern, die Ansprechpartner für das Thema Unesco sind. „Daraufhin kam der Gedanke, das unter einem Dach zu bündeln, um den Vernetzungsgrad zu erhöhen“, berichtet Kokenbrink. Herausgekommen ist die Bewerbung als Unesco-Projektschule, die mit fünf Jahren Vorlaufzeit im vergangenen Mai zur Ernennung führte.

Wuppertaler

Schulzeit

Vorausgegangenen waren 2014 und 2016 jeweils der internationale Projekttag der Unesco-Projektschulen. Die Projekttage sind aus einer Solidaritätsaktion am 26. April 1996 — zehn Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl — hervorgegangen. An diesen Tagen können die Schüler des Ganztagsgymnasiums aus mehr als 60 Projekten auszuwählen. Die Ideen zu den Inhalten der jährlichen Projekttage entwickeln Schüler und Lehrer gemeinsam. „Wir haben hier Schüler aus 42 Nationen, die in gelebter und gelernter Solidarität im Fachunterricht und in Projekten zusammenarbeiten. Sie können in Freiheit wählen. An Ideen herrscht da kein Mangel“, sagt Schulleiterin Christiane Genschel.

Der Leitsatz der Unesco — „Think global — act local“ — ist der Schule ein besonderes Anliegen — und zieht sich konkret durch den Unterricht. Die Bedeutung nachhaltigen Denkens und Handelns bildet hier ein wichtiges Thema. „Dabei gehen wir auch an außerschulische Lernorte“, sagt Genschel. „ Wir haben zum Beispiel eine Kooperation mit dem ,Hof zur Hellen’, wo die Schüler einen praktischen Einblick bekommen.“ Der kann dabei auch sehr ernüchternd sein, berichtet Kokenbrink. „Wenn man einen Tag Kartoffeln erntet, sich also den ganzen Tag bückt, um einen Anhänger voll zu bekommen und dann zu merken, dass der Geldertrag verschwindend gering ist, ist das ein Lerneffekt.“ Viele Schüler haben zu Stichworten wie Nachhaltigkeit bereits einen Bezug durch ein Projekt, sagt Kokenbrink.

Mit den einzelnen Projekten öffnet sich die Schule für Fachleute. „Das bietet sowohl für Schüler als auch Lehrer ein attraktives Lernumfeld, weil sie in anderen Formaten lernen können“, sagt Genschel. Dabei setzt das Ganztagsgymnasium immer auf das Engagement der Schüler. Rabekka Thuraiveerasingam und Chilasikga Sothinata haben eine Ausbildung zu Klimabotschaftern gemacht und sind jetzt Multiplikatoren an der Schule. Sie haben unter anderem aufgerufen, Pfand zu sammeln, um einem Ausbildungszentrum in Tansania eine Photovoltaikanlage zu finanzieren.

„Wir prägen Lernbiografien, weil Schüler nach ihren Interessen wählen können“, sagt Kokenbrink und nennt als Beispiel eine Schülerin, die im Rahmen eines Projektes im Geburtshaus entdeckte, dass sie eine Ausbildung zur Hebamme machen will.

ggjr.de

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