Umweltschutz Grüne und Naturschützer kritisieren Schottergärten

Wuppertal · Ein Trend im Gartenbau ist die Gestaltung von Flächen nur mit losen Steinen. Die Grünen wollen jetzt erfahren, wie ausgeprägt das Phänomen in Wuppertal ist.

   So sehen heute viele Vorgärten aus – scheinbar pflegeleicht, aber weitgehend grau.

So sehen heute viele Vorgärten aus – scheinbar pflegeleicht, aber weitgehend grau.

Foto: BBirke

Gärten nur aus Steinen, mit keinen oder vereinzelten Pflanzen – die einen halten sie für pflegeleicht und modern, den anderen sind die ein Dorn im Auge. Sie finden sie hässlich und naturfeindlich. Im Internet werden Steingärten, auch Schottergärten genannt, zum Teil heftig diskutiert. Es gibt ein Facebookportal, das Beispiele solcher Gärten unter dem Titel „Gärten des Grauens“ sammeln. Die Grünen in Wuppertal wollen jetzt im Umweltausschuss eine Anfrage dazu stellen.

Bettina Brücher, grüne Ratsfrau und Vorsitzende des Umweltausschusses, sagt: „Wir wollen die Anfrage stellen, ob das in Wuppertal ein Trend ist und wie das bewertet wird.“ Ihr sind solche Gärten schon aufgefallen, sie findet sie „gruselig“. Diese Mode sei „keine nachhaltige Entwicklung, damit werden Lebensräume zerstört.“

Dem stimmt Jörg Liesendahl vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) zu: „Wo keine Pflanzen sind, können auch keine Insekten leben, können keine Vögel oder Fledermäuse glücklich werden“, sagt der engagierte Biologe. Wer solche Gärten anlege, „beteiligt sich an der Zerstörung von Leben“.

Er ordnet das Phänomen ein als Bedürfnis nach Ordnung. Seit den 60er Jahren gebe es diese Idee, dass auch im Garten Ordnung herrschen müsse, man habe nichts Wildes mehr gewollt. „Wir hatten das über Jahrzehnte: grüner Rasen und rundum Ziergehölze.“ Das werde in den Schottergärten noch weiter getrieben.

 Ein futuristischer Schottergarten aus dem Film „Mein Onkel“ des französischen Regisseurs Jacques Tati von 1958.

Ein futuristischer Schottergarten aus dem Film „Mein Onkel“ des französischen Regisseurs Jacques Tati von 1958.

Foto: Jean-Christophe Benoist, Creative Commons/Jean-Christophe Benoist

„Vor zwei Jahren wollte jeder das, weil er das stylisch fand“

Auch Gärtnermeister Pierre Gehling von der Gärtnerei Leonhards findet die Schottergärten „schrecklich“. „Ich bin ein Insektenfan und so ein Garten ist ein Statement gegen Insekten.“ Vor zwei Jahren habe es einen richtigen Boom gegeben: „Da wollte das jeder, weil er das stylish fand.“ Der Boom sei zwar abgeflaut. Aber ältere Menschen wollten immer noch oft diese Form, weil sie als pflegeleicht gilt. Geschätzte 20 Prozent seiner Aufträge sind solche.

Er versucht dann, die Kunden umzustimmen. Denn auch ein Garten mit Steinen brauche Pflege, sonst siedeln sich doch Unkräuter an. Er sagt: Eine Staudenfläche ist genauso pflegeleicht.“ Und: „Mit Pflanzen kann ich viel schöner gestalten.“ Dennoch komme er nicht drumherum, auch solche Gärten anzulegen.

Die Anfrage der Grünen soll auch klären, ob es rechtliche Möglichkeiten gegen solche Gärten gibt, ob eine Satzungsänderung möglich ist oder Bebauungspläne entsprechende Vorschriften enthalten könnten. In anderen Städten gibt es solche Regelungen oder sie werden diskutiert, Bettina Brücher sagt, dass das in Dortmund der Fall ist. Bei der Stadt Wuppertal war das bisher noch kein Thema, ist aus dem Presseamt zu hören. Möglicherweise sei das Problem hier nicht so groß. Spätestens nach der Anfrage der Grünen wird das auch in der Verwaltung diskutiert werden.

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