Schiffbau mitten in Wuppertal

Vor mehr als 20 Jahren war Gerhard Heitmann fasziniert von der Idee eines Luftkissenboots. Bis heute erinnert das „Bootshaus“ daran.

Schiffbau mitten in Wuppertal
Foto: Heitmann/Kurt Keil

Eine Zufallsbekanntschaft hat den Anstoß gegeben: Auf der Messe Automechanika lernte Gerhard Heitmann den Ingenieur Louis Brown aus Australien kennen, der Konstruktionspläne für ein Luftkissenboot in der Tasche hatte. Er suchte nach einem Sponsor und Heitmann war begeistert.

Schiffbau mitten in Wuppertal
Foto: Heitmann/Kurt Keil

In der Folge wurde eine Lagerhalle seiner Übersetzungsfirma an der Bleicherstraße in Barmen zur Werft umfunktioniert. „Damals war diese Halle ein finsteres Loch“, erinnert sich Heitmanns Tochter Daniela Heitmann-Ranft.

Bilder erzählen

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Louis Brown zog nach Wuppertal und bastelte hier mit Gerhard Heitmann an dem Prototyp. Die Familie Heitmanns musste in der Zeit oft auf ihn verzichten. „Die Frage war immer: Wo ist der Vater?“, berichtet seine Tochter. Und die Antwort sei dann stets gewesen: „Im Bootshaus.“

Sie erinnert sich, dass die erste Probefahrt im Duisburger Hafen stattfand: „Natürlich durfte einer der Enkel bei der Probefahrt dabei sein.“ Gedacht war das Boot für den Transport von zehn Passagieren. Es bestand aus Glasfaser, war sechs Meter lang und vier Meter breit, anderthalb Tonnen schwer. Um es aus der Werkstatt herauszubekommen, musste sogar deren Tor verbreitert werden.

„Die Idee meines Vaters war, Boote zum Beispiel für Überschwemmungsgebiete in Bangladesh, Boote für Polizei und Feuerwehr oder Taxis zu konstruieren“, erklärt Daniela Heitmann-Ranft. 1997 wurde der Prototyp auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf vorgestellt. Wettermann Kachelmann habe dabei jeden Abend den Wetterbericht von dem Boot aus gemacht.

Der Tod von Gerhard Heitmann beendete das Projekt. Der Prototyp wurde an eine Werft in Augsburg verkauft, Was daraus geworden ist, weiß die Familie nicht. Aber die Erinnerung lebt weiter, denn Daniela Heitmann-Ranft und ihr verstorbener Mann haben die einst dunkle Halle in eine „Eventlocation“ mit Industriecharme verwandelt, die für Hochzeiten oder andere Feste vermietet wird. „Der Name ,Bootshaus’ war uns wichtig“, sagt die Firmenchefin. Auf einer Tafel können Besucher des Bootshauses dessen Geschichte nachlesen.

Das Luftkissenboot aus Barmen war nicht das erste in Wuppertal. WZ-Fotograf Kurt Keil erinnert sich, dass zur Eröffnung der Eissporthalle in Vohwinkel 1980 ein Luftkissenboot als Attraktion zum Einsatz kam. Auch über die Radrennbahn im Stadion sei mal ein solches Gefährt „gebrettert“.

„Ich hatte das Vergnügen, einmal mitfahren zu dürfen“, berichtet er. Er beschreibt das Gefühl dabei: „Ich will es mal so formulieren: Wie fliegen — nur eben tiefer!

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