Ehrenamt Schiedsleute vermissen Wertschätzung für ihr Amt

Die Stadt sortiert die Schiedsbezirke neu. Einige Amtsinhaber sehen das als Zeichen fehlender Anerkennung.

Ehrenamt: Schiedsleute vermissen Wertschätzung für ihr Amt
Foto: A. Fischer

Die Neuordnung der Schiedsbezirke und der Pauschalen ist überfällig gewesen — es habe seit 37 Jahren einen Reform-stau gegeben, sagt Ordnungsdezernent Matthias Nocke. Aus organisatorischen Gründen, aber auch, weil sich „die Lebenswirklichkeit verändert“ habe. Denn Nocke spricht von sinkenden Fallzahlen bei den Schiedspersonen.

Die, die das Amt ausfüllen, sehen das anders. Zwar sind alle mit der Neuorganisation einverstanden. Dass aber weniger Fälle behandelt würden, streiten viele ab. Aus verschiedenen Gründen.

Jarl Georg Knobloch zum Beispiel. Er ist Schiedsmann für den Bezirk Katernberg, der künftig in dem Bezirk Uellendahl-Katernberg aufgehen soll. Seit fast zehn Jahren sei er im Amt und habe konstant etwa zehn Fälle im Jahr, sagt er. Bei ihm seien es nicht weniger geworden.

Hinzu kämen sogenannte „Tür-und-Angel-Fälle“, kurze Beratungen und Gespräche, die nicht aktenkundig werden. „Allein in den vergangenen fünf Wochen hatte ich vier solcher Anrufe“, sagt Knobloch.

Auch Marc Würfel-Elberg, NRW-Vorsitzender des Bundes deutscher Schiedsmänner und -frauen (BDS), sagt, der Trend gehe zu den „Tür-und-Angel“-Beratungen, es gebe weniger aktenbezogene Fälle.

Das bestätigt Herbert Gerbig, Vorsitzender der Bezirksvereinigung des BDS in Wuppertal. Auf jeden aktenkundigen Fall kämen drei solcher nicht aktenkundiger Beratungen. Diese nähmen allerdings auch Arbeit und Zeit in Anspruch, sagt er. Dennoch gibt er der Stadt recht. Denn die aktenkundigen Fälle sind in Wuppertal zumindest seit 2007 von etwa 170 auf rund 65 Fälle in 2016 gesunken. Zudem sei die Neuordnung entlang der Bezirksgrenzen sinnvoll.

Dabei sei diese — auch mit der Begründung der sinkenden Fallzahlen — ein Symptom der fehlenden Wahrnehmung des Amtes. Das Schiedsamt bekomme nicht mehr die Aufmerksamkeit, die nötig sei, sind sich alle Schiedsmänner einig. Die Polizei verweise nicht mehr auf Schiedspersonen bei Fällen wie Beleidigung oder leichten Körperverletzungen, genauso wenig mache das die Staatsanwaltschaft.

Schiedsmann Karl-Hans Friebus, der die Bezirke Fischertal bis Heidt und Kothen bis Lichtenplatz betreut, sagt, dass Schiedspersonen heute nicht mehr gern gesehen seien. Denn andere verdienten ja Geld mit dem, was die Schiedspersonen fast kostenfrei machen. „Dabei stöhnen die Gerichte über zu viel Arbeit.“

Jarl Georg Knobloch findet — trotz seiner Verwunderung über die Begründung — die Reduzierung der Bezirke auf die Zahl der Bezirksvertretungen nachvollziehbar. Dennoch fühlt er sich schlecht behandelt. Auch wenn er ohnehin um die Verkürzung seiner Dienstzeit gebeten habe, ist er erstaunt über das Vorgehen der Stadt. Denn die will aus 26 Bezirken zwölf machen und dafür vorhandene Bezirke zusammenfassen. Dabei fallen Schiedspersonen heraus. Um die neuen Bezirke zu besetzen, wurden vorhandene Schiedspersonen gefragt, ob sie weitermachen — laut Knobloch die jeweils jüngeren. Er findet das unfair und hätte sich gewünscht, dass alle Betroffenen gefragt werden.

Die Stadt bestätigt das Vorgehen. Nocke sagt, die Schiedspersonen seien nach Alter und noch anstehender Dienstzeit gefragt worden. Hätten Kandidaten abgesagt, seien die anderen gefragt worden. „Das ist keine Bewertung der Arbeit“, sagt er. Generell teile er die Auffassung, dass das Schiedsamt ein gutes Instrument sei, um Streitigkeiten zu lösen, ohne ein Verfahren zu beginnen. „Das wird unterschätzt“, sagt er. Die notwendige Anpassung der Bezirke habe damit aber nichts zu tun.

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