Seilbahn Scheitert Wuppertals Seilbahn-Projekt an den Brandschutz-Kosten?

Wuppertal · In einem Newsletter zeigt der Verein Seilbahnfreies Wuppertal Fotos von Unfällen in luftigen Höhen.

 Unfälle mit Seilbahnen sind sehr selten, aber nicht völlig auszuschließen. Im Frühherbst gab es einen Zwischenfall während einer Bergungsübung bei der Zugspitzbahn. Foto: dpa

Unfälle mit Seilbahnen sind sehr selten, aber nicht völlig auszuschließen. Im Frühherbst gab es einen Zwischenfall während einer Bergungsübung bei der Zugspitzbahn. Foto: dpa

Foto: picture alliance/dpa/Matthias Balk

Daumen rauf oder Daumen runter? Ob die Wuppertaler Stadtwerke in ein Kosten aufwendiges Planfeststellungsverfahren zum Bau der Seilbahn einsteigen und ob der Stadtrat diesem Plan zustimmt, entscheidet sich voraussichtlich noch in diesem Jahr. Dass die Planungen in eine entscheidende Phase eintreten, motiviert ganz offensichtlich den Verein „Seilbahnfreies Wuppertal“, die Tonalität des Protestes gegen das Projekt der Stadtwerke zu verschärfen.

In ihrem aktuellen Newsletter zeigt die Initiative Fotos von Seilbahnunfällen, darunter auch Bilder von dem Brand der Seilbahn-Mittelstation in Chamonix sowie der Kollision einer Gondel der Zugspitzbahn mit einer Bergungsgondel während einer Rettungsübung. Außerdem warnt sie davor, die Optik des Döpppersberg durch eine aus technischen Gründen überproportionierte Talstation zu zerstören.

Sind Seilbahnen ein unsicheres Verkehrsmittel? Kai Koslowski vom Verein Seilbahnfreies Wuppertal verneint diese Frage der WZ. Gemessen an der Zahl der beförderten Personen und der zurückgelegten Distanzen treffe das sicherlich nicht zu. „Der Initiative geht es darum, anhand von Beispielen aus den vergangenen Monaten zu verdeutlichen, dass es zu solchen Zwischenfällen kommen kann. Die Mittelstation in Chamonix ist komplett ausgebrannt. Da die Seilbahn in Wuppertal über bewohntes Gebiet führen soll und bei einem Brand Kabel reißen könnten, müsste auf den vorbeugenden Brandschutz ganz besonderer Wert gelegt werden“, sagt Kai Koslowski.

Die Initiative geht davon aus, dass die Stadtwerke den Kostenfaktor vorbeugender Brandschutz bisher nicht entsprechend seiner Bedeutung in ihre Berechnungen haben einfließen lassen. Die Erfahrung habe jedoch gelehrt, dass gerade für den Brandschutz bei vielen Bauvorhaben ein großer finanzieller und organisatorischer Aufwand betrieben werden müsse.

Von den Kosten der Talstation hängt Fortgang des Projektes ab

„Grundsätzlich sind die Kosten für den Brandschutz in der Gesamtsumme pauschal berücksichtigt, aber sie sind nicht detailliert ausgewiesen worden“, sagt hingegen Stadtwerkesprecher Holger Stephan. Die Kostenberechnung sei sehr aufwendig und könne daher erst Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens sein.

Sollten dabei Kosten für den vorbeugenden Brandschutz ermittelt werden, die die Wirtschaftlichkeit des Seilbahnprojektes gefährdeten, müssten daraus die Konsequenzen gezogen werden. „Die WSW haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass das Projekt auch zu einem späteren Zeitpunkt noch scheitern kann“, sagt Stephan.

Dass die jüngsten Seilbahnunfälle in den Alpen von den Seilbahngegnern in einen Bezug zum Seilbahnprojekt in Wuppertal gebracht werden, bezeichnet Holger Stephan dagegen als „unfair“. „In den Alpen ist eine Holzkonstruktion abgebrannt, wir planen dagegen ein Gebäude aus Glas und Stahl.“

Das Planfeststellungsverfahren wird nur dann eröffnet, wenn der Bau der Talstation auf einem Grundstück am Hauptbahnhof nicht den finanziellen Rahmen mit Investitionskosten von 82,7 Millionen Euro sprengt. Diese Prüfung ist laut WSW noch nicht abgeschlossen. Am 7. Dezember tagt der WSW-Aufsichtsrat. Am 17. Dezember findet die letzte Ratssitzung in diesem Jahr statt.

Peter Vorsteher, Vorsitzender des Vereins Pro Seilbahn, der als Stadtverordneter der Grünen im Rat sitzt, weist pauschale Sicherheitsbedenken gegenüber dem Seilbahn-Projekt zurück. „Die neue Seilbahn-Generation ist für einen Betrieb bei Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h zugelassen“, sagt Vorsteher. Er bedauert, dass das Projekt nicht schon weitere Hürden genommen habe. „Wären wir mit dem Seilbahnprojekt schon weiter, dann hätte Wuppertal ein starkes Argument gegen die Klage der Deutschen Umwelthilfe, die wegen der Luftbelastung Fahrverbote für Dieselfahrzeuge fordert, in der Hand“, sagt Vorsteher.

Seit dem Ende der Großen Kooperation im Wuppertaler Rathaus wird intensiver über einen Ratsbürgerentscheid zum Seilbahn-Projekt nachgedacht. Diese Möglichkeit bewerten Befürworter und Gegner zurückhaltend. „Wir führen keine politische Diskussion“, sagt Kai Koslowski von der Initiative Seilbahnfreies Wuppertal. „Ratsbürgerentscheide haben in der Vergangenheit leider schon in einigen Städten für das Aus vielversprechender Verkehrsprojekte gesorgt“, sagt Peter Vorsteher.

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