Schäden: Müngstener Brücke braucht eine Millionen-Operation

Im Gegensatz zur Schwebebahn wartet das Wahrzeichen des Brückenparks nach wie vor auf eine Grundsanierung.

Wuppertal. Wie gravierend sind die Schäden im Stahl der Müngstener Brücke ? Und wie viele Millionen müssen ins Bauwerk investiert werden, um es für die nächsten Jahrzehnte fit zu machen? Während die Bahn angesichts aktueller Schäden (die WZ berichtete) auf laufende Untersuchungen verweist und im Herbst Klarheit schaffen will, wächst auch in Wuppertal die Sorge um das 113 Jahre alte Bauwerk.

Zumal die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen: Laut Bahn müssen jährlich bis zu 400000 Euro allein in die Instandhaltung der unter Denkmalschutz stehenden Brücke investiert werden. Das Bauwerk komplett mit Korrosionsschutz zu versehen, bezifferte ein Sprecher der Bahn-Tochter DB Netz in Solingen vor kurzem mit bis zu 30 Millionen Euro und veranschlagte eine Arbeits- und Sperrzeit von bis zu drei Jahren - was weder zeitlich noch finanziell zu realisieren sei.

Das Hauptproblem liegt derzeit in den beschädigten Loslagern der Brücke: Sie müssten eigentlich beweglich sein und so die Belastung durch das Gewicht der Eisenbahnzüge ausgleichen. Dass die Lager ihre Funktion nicht mehr erfüllen, zog Einschränkungen nach sich: Während der Personenverkehr in Form der RB 47 die Brücke weiterhin nutzen kann, muss die Belastung durch Güter- und Sonderzüge - letztere insbesondere beim Brückenfest - einzeln überprüft werden.

Nach wie vor betont die Bahn, dass das Stahlbauwerk standsicher ist, aber grundlegend auf seine Statik hin überprüft werden muss.

Dass ähnliche Probleme vor kurzem bei der Schwebebahn erörtert wurden, ist kein Zufall: Abgesehen davon, dass Wuppertals Wahrzeichen gerade mit Blick auf alten Stahl bereits seit den 90er Jahren durchsaniert wird, hat sich auch hier gezeigt, dass baugleicher Stahl, der mehr als 100 Jahre auf dem "Buckel" hat, an seine Grenzen stößt - und entweder verstärkt oder ausgetauscht werden muss.

"Beim Bergischen Ring und beim Bergischen Geschichtsverein beobachten wir die Müngstener Brücke mit größter Sorge", erklärt Hans Joachim de Bruyn-Ouboter, Vorsitzender des Bergischen Rings, auf WZ-Nachfrage. Abgesehen davon, dass die Stahlbrücke ihren letzten grundlegenden Schutz-Anstrich vor gut 50 Jahren erhalten habe, gebe es nach wie vor keinen Brücken-Pflegeplan - wie bei anderen Bauwerken dieser Art. Eine Millionensanierung aufzuschieben, könne auf einen Verlust oder die Sperrung der Brücke hinauslaufen. "Das wäre nicht nur schlimm für den Brückenpark." Die Bahn stehe als Eigentümerin in der Pflicht - auch angesichts leerer öffentlicher Kassen.

Zuversichtlich zeigt sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt nach einem Spitzengespräch zur Brücke: Die Bahn arbeite "mit Hochdruck" an der Erneuerung der verschlissenen Lager und habe zugesagt, die Brücke "Stück für Stück" mit einem neuen Anstrich zu konservieren. Aber auch Hardt verweist darauf, dass die Statik neu berechnet wird. Ende offen.

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