Wuppertal Sanitätsreiterstaffel: Rio besteht den Luftballontest

Der Wallach bleibt beim Training der Sanitätsreiterstaffel trotz Knalleffekt gelassen. Eine gute Übung vor dem nächsten Einsatz.

Wuppertal:  Sanitätsreiterstaffel: Rio besteht den Luftballontest
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Die Rettungsdecke knistert und raschelt, das Sonnenlicht, das schräg durch die staubigen Hallenfenster fällt, lässt die goldene Metallbeschichtung gleißend aufleuchten. Rio schaut etwas skeptisch, als das furchteinflößende Ding sich auf ihn zubewegt. Lina Bochmann spricht beruhigend auf den braunen Wallach ein. Daraufhin lässt er sich ohne Scheu die glitzernde Decke auf den Rücken legen.

„Wir haben ein bisschen zu Hause geübt“, sagt seine Reiterin Lina Bochmann stolz. Die 14-Jährige ist zum ersten Mal mit ihrem Pferd beim Training der Sanitätsreiterstaffel dabei. „Über den Schulsanitätsdienst am Carl-Duisberg-Gymnasium habe ich davon erfahren und das Konzept gefällt mir. Wir arbeiten bei den Einsätzen im Team zusammen und das gefällt mir“, sagt die Schülerin.

Aufmerksam verfolgt Norbert Funk im Zentrum der Halle, wie Julia Lorenz sich mit ihrem Fuchs Don Pedro dem Vorhang mit den rot-weißen Flatterbändern nähert. Der Wallach folgt seiner Besitzerin nur zögerlich. Als ein Luftzug die Streifen in Bewegung bringt, schnaubt er schockiert und macht einen Satz rückwärts. „Ganz ruhig“, sagt Julia Lorenz in gedämpftem Ton und klopft dem Pferd aufmunternd den Hals. „Versuch’ es noch einmal!“, ruft Norbert Funk ihr zu.

Als Kreisleiter des Jugendrotkreuzes beaufsichtigt er in seiner roten Jacke mit den reflektierenden Streifen das Training. auf der Reitanlage Köster in Elberfeld. „Die Idee ist 2001 entstanden. Damals hatten wir einen Einsatz bei dem Schullauf durch das Burgholz. Mit den Fahrzeugen kamen wir dort nicht hin und dann haben zwei unserer Mädels angeboten, mit ihren Pferden hinterherzureiten“, berichtet Norbert Funk. Derzeit gehören sechs Pferde und 15 Helfer zum Team.

Sofie Hundertmarck ist schon seit acht Jahren dabei. Gelassen lässt sich ihr Pferd Don Carlos die Rettungsdecke umlegen. „Er war anfangs sehr schreckhaft und ich habe einen Ausgleich gesucht und ihn hier gefunden“, berichtet die 24-Jährige und streichelt ihrem Wallach die weiche Nase. Sie stellt sich mit ihm gerne für Einsätze zur Verfügung. „Wir waren schon mehrmals beim Kinderfest auf der Hardt, haben Martinszüge und Reitturniere begleitet.“Aus dem Sattel hat sie einen guten Überblick und kann im Ernstfall auch mal die Abkürzung über eine Wiese nehmen. „Bisher mussten wir lediglich kleinere Verletzungen versorgen oder Kinder zu ihren Müttern zurück bringen“, berichtet die gelernte Krankenschwester.

„Wir haben rund sechs Einsätze im Jahr“, ergänzt Norbert Funk. Bei ihm gehen mehr als doppelt so viele Anfragen ein. „Doch das schaffen wir aus organisatorischen Gründen nicht. Unsere Mädels müssen mit ihren Pferden auch zum Einsatzort kommen. Der Transport ist sehr aufwändig.“ Das sei auch der Grund, warum die Staffel als einzige in NRW noch nicht so bekannt sei. „Die Leute sagen uns oft, dass sie uns noch nie gesehen haben“, berichtet Norbert Funk. Zur Vorbereitung organisiert er zwei- bis dreimal im Jahr ein gemeinsames Training. „Die Mädels haben aber auch alle ein Handbuch, nach dem sie selbst mit dem Pferd arbeiten.“

Julia Lorenz marschiert erneut auf den Flattervorhang zu. Ihr Schritt ist entschlossen, Don Pedro folgt ihr. Er zögert kurz, lässt sich dann aber doch durch die Bänder führen. „Brav!“, lobt seine Besitzerin. Lina Bochmann führt Rio unterdessen durch das Viereck mit den bunten Luftballons. Ein lauter Knall erfüllt die Halle, als einer von ihnen unter dem kräftigen Huf zerplatzt. Während die anderen Pferd erschreckt zur Seite springen, bleibt Rio ungerührt.

„Zum Abschluss gibt es noch die Rauchbomben“, sagt Norbert Funk, Während sich Zwei- und Vierbeiner in einer Reihe aufstellen, vergräbt er kleine Bälle im Sand und zündet sie an. Rote, grüne und blaue Rauchsäulen steigen auf. „Einer nach dem anderen zügig durchgehen.“ Gehorsam folgen die Pferde ihren Besitzern, bis der Rauch sich verzogen hat.

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