Russen-Mord: Ein Freund belastet den Angeklagten (29) schwer

Noch in der Tatnacht soll ihm der 29-Jährige die Bluttat in der Albertstraße gestanden haben. Ein Mord aus Versehen?

Wuppertal. Es war ein ganz leiser Auftritt, den der 27 Jahre alte Mann am Donnerstag hatte. Um 11 Uhr nahm er im Zeugenstand Platz. Mehrfach wurde er gebeten, lauter zu sprechen. Doch es fiel ihm schwer. Dann sagte er in etwas holprigem Deutsch den entscheidenden Satz: "Er hat mir die Tat gesagt." Mit "er" ist der 29 Jahre alte Mann auf der Anklagebank gemeint. Er saß dort am Donnerstag wegen des sogenannten Russen-Mordes von Heckinghausen.


Am 20. Dezember 2006 wurde der 20 Jahre alte Deutsch-Russe Robert N. in seinem Apartment an der Albertstraße erstochen. Das Opfer verblutete, der Täter flüchtete. In Wuppertal stieß die Kripo auf eine Mauer des Schweigens. Erst in Polen gab es eine Spur. Sie führte zu dem 29-Jährigen, der seit Monaten in U-Haft sitzt und jetzt im Prozess zu den schweren Vorwürfen schweigt.


Auch am Donnerstag. Nahezu regungslos hört sich der Angeklagte an, was sein Landsmann und Freund im Zeugenstand erzählt.
An jenem 20. Dezember sei der Angeklagte spätabends noch bei ihm aufgetaucht - stark angetrunken, aufgeregt, außer sich.

Dann habe er ihm vom Abend erzählt. Wie er bei Robert N. in der Albertstraße war. Dass er den Mariuhana-Dealer doch "nur" berauben wollte. Dass sich Robert N. völlig überraschend gewehrt habe, den Helden spielen wollte. Wie alles eskaliert sei. Und wie dann das Messer da war.
Zum Zeitpunkt des Geständnisses unter Freunden habe der Angeklagte wohl noch gar nicht gewusst, dass N. schon tot war.

Sein Freund habe ihm in jener Nacht sinngemäß erklärt, dass das Opfer "in das Messer reingelaufen" sei, sagt der Zeuge. Und: "Details wollte ich gar nicht wissen." Warum er nicht zur Polizei gegangen sei, will das Gericht wissen. "Angst", kommt die leise Antwort. Wovor, wird nicht recht klar. Bei einer ersten Vernehmung durch die Wuppertaler Kripo im April 2007 hatte der Hauptzeuge noch geschwiegen. Zwei Wochen später holte ihn die Polizei nochmals zur Vernehmung. Da packte der 27-Jährige aus. Begründung: "Die Polizei wusste eh’ schon alles."


Nächste Woche soll der Bruder des bisher einzigen Belastungszeugen aussagen. Auch ihm soll der Angeklagte die Tat gestanden haben.

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