Sauberkeit Rund 2400 Wuppertaler sammeln Müll in ihrer Stadt

Wuppertal · Die Aktion Talputz war als Ersatz für den ausgefallenen Wupperputz gedacht.

Auch die WZ beteiligte sich am Talputz: Günter Hiege, Monika Werner-Staude, Chefredakteur Lothar Leuschen, Katharina Rüth, Luisa Götze und Svenja Lehmann (v.l.) sammelten rund um die Ohligsmühle Müll.

Auch die WZ beteiligte sich am Talputz: Günter Hiege, Monika Werner-Staude, Chefredakteur Lothar Leuschen, Katharina Rüth, Luisa Götze und Svenja Lehmann (v.l.) sammelten rund um die Ohligsmühle Müll.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Plastikbecher, Plastiktüten, Zigarettenkippen, Kronkorken, leere Flaschen – das ist die Standard-Ausbeute beim Müllsammeln. Und die klaubten am Samstag viele Wuppertalerinnen und Wuppertaler von Wegen und Straßen sowie aus Grünanlagen. Denn die Stadt hatte zum „Talputz“ aufgerufen – am Ende kamen 5,6 Tonnen Müll zusammen. Mit dabei war die Redaktion der WZ, die von Lesern unterstützt wurde.

2400 Teilnehmer seien angemeldet gewesen, berichtet Patrick Herzog von der städtischen Umweltberatung und Organisator des Talputzes, der gemeinsam von der Stadtverwaltung, der Abfallwirtschaftsgesellschaft Wuppertal (AWG) und dem Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal (ESW) veranstaltet wird.

Das seien etwa so viel wie beim letzten „Wupperputz“ 2019, so Herzog. Nachdem der Wupperputz, die große Sammelaktion an den Wupperufern jeweils im März, dreimal wegen Corona ausgefallen war, haben Stadt, AWG und ESW den Talputz organisiert. Statt der Wupperufer – die wegen der Schonzeit für Tiere noch tabu waren – waren die Wuppertaler aufgefordert, überall in der Stadt Müll aufzusammeln.

„Ich finde, dass mal
sauber gemacht werden muss“

  Sportredakteur Günter Hiege ärgerte sich über die vielen Zigarettenkippen: 637 hat er aufgesammelt.

Sportredakteur Günter Hiege ärgerte sich über die vielen Zigarettenkippen: 637 hat er aufgesammelt.

Foto: wz/gh

Patrick Herzog sagt, es habe einen Bedarf dafür gegeben, schließlich hätten sich im Laufe des Jahres bereits 3300 Menschen zu kleineren Aufräumaktionen gemeldet. Wer sich am Samstagvormittag durch die Stadt bewegte, sah immer wieder Menschen mit Müllsäcken und Handschuhen herumlaufen. Einige hatten sich auch kurzfristig entschlossen: „Ab 9.30 Uhr stand zwei Stunden das Telefon nicht still“, erzählt Patrick Herzog.

Unbedingt mitmachen wollte auch Gesamtschülerin Josefine (13). Schon vor dem offiziellen Start der WZ-Aktion um 12 Uhr saß sie auf den Stufen vor dem Redaktionsgebäude an der Ohligsmühle. „Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin kommen, aber die wollte nicht“, erzählt sie. Sie hatte bei der Stadt gefragt, wo sie helfen kann. Und wurde an die WZ verwiesen. Mitmachen wollte sie, „weil ich finde, dass mal sauber gemacht werden muss“, sagt sie bestimmt. „Das ist Umweltverschmutzung, wenn man alles auf den Boden wirft.“

Gemeinsam mit der Autorin dieses Textes graste sie die Böschung an Südstraße und Gesundheitstraße ab. Sie fanden viele Kippen und den üblichen Plunder, auch den einen oder anderen Hundekotbeutel. Einige Hundehalter sammeln offenbar brav die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge auf, werfen die gefüllte Tüte dann aber nicht in den Müll, sondern ins Grüne.

Josefine fand auch ein trauriges vertrocknetes Bäumchen in einem Blumentopf. Da hat wohl jemand einen kleinen Weihnachtsbaum freisetzen wollen – aber im Topf funktioniert das nicht. Nicht weit davon fand sich eine goldene Weihnachtsbaumkugel aus Plastik. Ob da ein Zusammenhang bestand? Wer weiß.

Die Gelegenheit zum Aufräumen hat auch Claudia Andrews, Pfarrerin der evangelischen Studierendengemeinde, genutzt. Denn ihr Weg zur Arbeit führe sie täglich an WZ-Gebäude und Stadthalle vorbei, da sehe sie, dass Aufräumen nötig ist. „Sich immer zu ärgern, ist ja sinnfrei“, sagte sie, lieber packt sie mit an. „Schließlich ist das unser aller Stadt.“ In den Grünanlagen hat sie viele Spritzen und Feuerzeuge gefunden, Flaschen und „Plastik ohne Ende“.

Für Bernd Marquardt-Liebscher ist die Aufräumaktion eine willkommene Möglichkeit, die Stadt noch besser kennenzulernen, in die er kürzlich gezogen ist. Weil er noch keine Arbeit gefunden hat, freut er sich über Abwechslung: „Ich wollte mal was tun und andere Leute sehen.“ Rund ums Redaktionsgebäude hat er Kippen, Flaschen, Spritzen und Dosen gefunden – und eine verdreckte und halbverbrannte Jacke.

Die Zigarettenkippen ärgerten WZ-Sportredakteur Günter Hiege besonders: „Bei 637 Kippen habe ich aufgehört“, berichtet er. Er fand viele davon an der Ampel Kasinostraße – „Autofahrer schnippen die offenbar einfach aus dem Fenster“, rund um den Kitchen Klub und auf der Alexanderbrücke über die Wupper: „Die Leute stehen da, schauen sich die Schwebebahn und die Wupper an, rauchen sich eine und werfen die Kippe einfach weg. Warum haben die keinen Taschenaschenbecher?“, fragt er.

An mehr als 100 Stellen in der Stadt sammelten sich bis zum Nachmittag die gefüllten blauen Müllsäcke. Sie wurden von Mitarbeitern des ESW abgeholt, bei der AWG gewogen. Ergebnis: 5,62 Tonnen Müll sind zusammengekommen.

Weniger als beim Wupperputz, der sonst durchschnittlich 15 Tonnen erbracht hat. „In und an der Wupper finden sich viel größere Teile, weil dort seltener jemand hinkommt“, erklärt Patrick Herzog. „Jetzt haben die Leute direkt in ihrer Umgebung gesammelt und das waren vor allem Papierschnipsel und Plastik.“ Oder, so überlegt er: „Im besten Fall ist es einfach sauberer geworden.“

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