Rückschlag für Wuppertaler Web-Serie "Wishlist"

Die Serien-Macher zeigen im Wuppertaler Rathaus eine Ausstellung über ihre Arbeit. Am Mittwoch gab es einen Rückschlag: Die Nominierung für den Grimme-Preis wurde zurückgezogen.

Rückschlag für Wuppertaler Web-Serie "Wishlist"
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Grimme-Preis, Nachwuchspreis des Deutschen Fernsehpreises, Preis für crossmediale Programminnovation sowie Webvideopreis „Best video of the year“ — im vergangen Jahr gab es wirklich kaum eine Auszeichnung, die die Produktionsfirma „Outside the Club“ um Marc Schießer, Marcel Becker-Neu und Tobias Lohf nicht bekam. Die Webserie „Wishlist“ war der Überraschungserfolg des Jahres 2017.

Jetzt musste die junge Filmcrew (Altersdurchschnitt des gesamten Teams 25 bis 26 Jahren) aber mit ersten Rückschlägen umgehen. Erst jüngst sperrte YouTube eine Folge der zweiten Staffel, weil dort explizite Nacktszenen zu sehen waren. „Die Sache ist für uns ein zweiseitiges Schwert“, erklärt Marc Schießer. „Einerseits haben wir dadurch merklich Klicks und Zuschauer verloren, andererseits war das natürlich auch viel PR für uns.“

Dabei hatte der öffentlich-rechtliche Jugendschutz die Folge geprüft und für zwölf Jahren freigeben. „YouTube hat dagegen seine eigenen Richtlinien, und wir haben nicht damit gerechnet, das sowas passiert. Aber jetzt, wo es einmal da ist, wollen wir auch dazu stehen, weil wir auch finden, dass das nicht bedenklich ist.“

Auch die Chance auf den zweiten Grimme-Preis ist mittlerweile passé. Die ursprüngliche Nominierung wurde zurückgezogen. Der Grund: Vor dem Jahreswechsel wurden noch nicht alle Folgen der zweiten Staffel ausgestrahlt. Immerhin: 2019 erhält „Wishlist“ eine neue Chance auf den Preis.

Im Rathaus widmeten sich die Macher am Donnerstag bei einem Empfang mit dem Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) positiveren Dingen. Ab heute bis Donnerstag, den 8. Februar, können die Wuppertaler im Rathaus Barmen einen Einblick in die Produktion bekommen. Im Lichthof werden Fotos und Videos der Serie gezeigt.

Ein Großteil der Serie wurde unter anderem in Wuppertal gedreht. „Wir haben wirklich ein gutes Verhältnis zur Stadt und drehen sehr gerne in Wuppertal“, sagt Schießer, der seine ersten Schritte als Filmemacher beim Medienprojekt Wuppertal machte. Dort lernte er auch seinen Partner Marcel Becker-Neu kennen.

Auch Andreas Mucke ist begeistert von den Leistungen der Filmemacher und lud sie daher am gestrigen Nachmittag zu einem Empfang ins Rathaus ein. „Das ist nicht selbstverständlich, dass ich das Filmteam empfangen darf“, so Mucke, der sich besonders über einen Aspekt freut. „Das Schöne ist, dass sind Leute, die früher im Medienprojekt Wuppertal gearbeitet haben. Das zeigt auch, was für Talente in dieser Stadt schlummern.“

Und diese sind über den Erfolg ihrer Serie immer noch überwältigt. „Man kann kaum inne halten. Seit zwei Jahren sind wir wirklich Non-Stop am arbeiten“, erzählt Schießer und erinnert sich dabei an die Erlebnisse beim Fernsehpreis: „Wir wussten nichts davon, dass wir ausgezeichnet werden sollen. Und im nächsten Moment standen wir plötzlich auf der Bühne. Das ist genau ein Jahr her — und seitdem hat sich alles radikal verändert.“

Vor allem, was den Aufwand für die Produktion der zweiten Staffel angeht, wie Tobias Lohf erklärt: „Im Januar 2017 haben wir die erste Drehbuchzeile geschrieben, am Ende hatte das Drehbuch einen Umfang von 300 Seiten. Ein richtig dicker Schinken, der die ganze Geschichte zusammenfasst. Eine Seite entspricht in etwa einer Minute fertigen Films. Die zweite Staffel hat einen Umfang von über 300 Minuten.“ Zum Vergleich: Eine Tatort-Folge hat ungefähr 90 Minuten Länge, und „wir haben davon über drei Stück in einem Jahr produziert“.

Auch das Produktionsteam hat sich in den vergangenen zwei Jahren merklich vergrößert. Allein beim dreimonatigen Dreh im Sommer waren über 50 Leute beteiligt, und in der Postproduktion arbeiten seit Oktober bis zu 15 Leute am Schnitt, der Farbkorrektur oder den aufwendigen visuellen Effekten. „Trotzdem macht uns die Arbeit tierisch großen Spaß“, betont Lohf.

Bis Ende April sind Schießer und Co. noch mit „Wishlist“ beschäftigt. Dann sollen schon neue Serienprojekte folgen. „Aber erstmal wollen wir nach zwei Jahren wieder Urlaub machen“, verrät Schießer. Die zweite Staffel pausiert dafür sogar vorerst.

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