Kirchenmusik Ronsdorf: Unerwarteten Akkorde an der Orgel

Wuppertal · Kirchenmusiker Markus Brandt bestreitet das 23. Neujahrskonzert in St. Joseph. Ein Abend bestimmt von spannenden Akkorden an der Orgel.

 Markus Brandt am Spieltisch der Seifert-Orgel in der Kirche St. Joseph zu Wuppertal-Ronsdorf.

Markus Brandt am Spieltisch der Seifert-Orgel in der Kirche St. Joseph zu Wuppertal-Ronsdorf.

Foto: Ja/Fries, Stefan (fri)

55 Besucherinnen und Besucher kamen zum Neujahrskonzert in der Kirche St. Joseph in Ronsdorf. Kirchenmusiker und Seelsorgebereichsmusiker Markus Brandt wählte für diesen speziellen Tag einen bunten Neujahrsstrauß von barocken, klassischen und mittelalterlichen Stücken. Sie nahmen die Zuhörer in teils himmlische, teils dramatische oder auch manchmal in leisere Klangwelten mit.

Sie waren wie geschaffen für die Seifert-Orgel. Es ist ein Instrument von größter Klangfülle. Bis hin zum leisesten Piano ist bei diesem Instrument alles klar und differenziert zu hören. Die Akustik in der Kirchenhalle trägt zum perfekten Hörgenuss bei. So lauschte das vorwiegend ältere Publikum teilweise andächtig und in sich selbst versunken den „himmlischen“ Klängen. Grundschüler Benedikt senkte allerdings den Altersdurchschnitt beträchtlich. Auf die Frage, ob das Konzert ihm gefallen habe, bejaht er entschieden. „Es ist sein erstes Orgelkonzert“, bestätigt seine Mutter Andrea Thelen. „Ich bin das erste Mal hier“, sagt auch Helge Borcherding aus Elberfeld. Er ist sichtlich begeistert. „Es ist schwer, in Worte zu fassen. Die Musik war so vielfältig, und sie hat ganz viel in mir ausgelöst“, versucht er, seine Eindrücke zu beschreiben.

Die spanischen, horizontal angelegten Trompeten kamen gleich im ersten Stück zur Geltung in dem bekannten „Trumpet Tune“ von Frederick Swann (1931 bis 2022). Der US-Amerikaner veröffentlichte mehr als drei Dutzend Hymnen für Chor sowie Orgelwerke, die auf Hymnenmelodien basieren. Seine vielleicht bekannteste Komposition ist „Trumpet Tune“, das er 1991 schrieb.

Das nächste Stück, „Rêverie“ von Robert Jones, fing sehr sphärisch und leise an, um dann seine ganz eigene kraftvolle Dramatik zu entwickeln. Der Waliser ist auch im Ruhestand weiterhin als Komponist und Organist tätig. Ebenso ist dies auch bei Denis Bédard der Fall. Der Kanadier komponiert Chor- und Orgelmusik sowie Kammer- und Orchestermusik. Viele Klänge seines Werkes „Fantasia“ erinnerten in ihrer Dramatik an Filmmusik. „Das liegt an den mittelalterlichen Klängen“, erklärt Markus Brandt. „Da sind Akkorde drin, die man gar nicht vermuten wird“. „Schräge“ Akkorde gab es auch in der „Suite romantique“, ebenfalls von Denis Bédard, zu hören, die im romantischen Stil gehalten ist.

Hymnisch wurde es wieder in „God of Grace“ von Paul Manz. Der US-Amerikaner studierte unter anderem in Deutschland. Die Hymne, die er hier vertont hat, stammt ursprünglich aus Wales. „Grace bedeutet soviel wie Gnade“, so Markus Brandt in einer kurzen Erläuterung vor dem Stück.

Der wohl berühmteste Komponist, der am Neujahrssonntag erklang, war der Franzose Charles-Marie Widor. „Am bekanntesten sind wohl seine Orgelsinfonien. Er komponierte aber auch Chor- und Kammermusik sowie Konzerte für Klavier und Orchester“, weiß Brandt. Der zweite Satz aus der Symphonie Nummer neun „Gothique“ stammt aus dem Jahr 1895.

Markus Brandt bestreitet seit 2000 das traditionelle Neujahrs-Orgelkonzert. Seit 1999 ist er Kirchenmusiker an St. Joseph in Wuppertal-Ronsdorf, seit 2000 auch an der Heiligen Ewalde in Cronenberg. Seit 2004 wirkt er als Seelsorgebereichskirchenmusiker für den Pfarrverband „Südhöhen“ in Wuppertal. Seit 2003 leitet er die Reihe „Orgelmusik zur Marktzeit“, die am 15. April wieder mit ihm und Robert Essig (Trompete) startet.

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