Starkregen Rollstuhlfahrer drei Monate in Wohnung gefangen - Heute soll die Zeit enden

Seit mehreren Monaten kann Patrick Anders aus Wuppertal seine Wohnung nicht verlassen. Jetzt soll der für den Rollstuhlfahrer so wichtige Aufzug endlich wieder eingeschaltet werden.

Starkregen: Rollstuhlfahrer drei Monate in Wohnung gefangen - Heute soll die Zeit enden
Foto: Fries, Stefan (fri)

Der querschnittsgelähmte Rollstuhlfahrer Patrick Anders ist nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. Zwar hätten diverse Presse-Berichterstattungen einiges ins Rollen gebracht, nicht aber den defekten Fahrstuhl im Mehrfamilienhaus an der Wiesenstraße. Noch am Montag wurde nach Angaben von Anders gearbeitet. Dabei hatte die Wohnverwaltung Clees ihn zuvor darüber informiert, dass die Arbeiten am 24. August abgeschlossen sein würden.

Der Sprecher der Wohnverwaltung sagt, dass es sich dabei nur noch um kleine Nacharbeiten handele. Denn für Dienstag (28. August) ist die Abnahme des Aufzugs durch die Dekra terminiert - danach soll der Aufzug in dem Haus, in dem Anders wohnt, wieder einwandfrei funktionieren. Damit würde die fast drei Monate lange Zeit enden, in der Anders seine Wohnung nicht verlassen konnte. Seit dem Starkregen am 29. Mai war er in seiner Wohnung gefangen.

„Auch wenn es sich um höhere Gewalt handelt, muss es doch möglich sein, einen solchen Schaden zeitnah zu beheben“, ärgert sich der Elberfelder. „Erst nachdem die Medien das Thema aufgegriffen haben, werden die Aufzüge nach und nach repariert“, sagt Anders. In der vergangenen Woche sei jedoch niemand mehr bei ihm aufgetaucht. Seitdem habe er nur noch die Trockengeräte gehört, die zuvor aufgestellt worden sind, berichtet der Rollstuhlfahrer und folgert daraus, dass „bestimmte Stellen anscheinend immer noch nass“ seien.

Ein weiteres Ärgernis für den Studenten ist die Reaktion der Hausverwaltung, die die Verantwortung für Anders’ „Gefangenschaft“ nicht nur bei sich sieht. So widerspricht er entschieden, dass ihm von vornherein ein geeignetes Hotelzimmer angeboten worden sei. „Mir wurde leider nicht gesagt, dass die Möglichkeit besteht, Möbel, Arbeitsmittel und Lifter mit in ein entsprechendes Hotel zu transportieren“, kritisiert er und ergänzt, dass das nachträgliche Komplettangebot „viel zu spät“ gekommen sei.

Der Sprecher der Hausverwaltung sieht Anders aber auch in der Bringschuld: „Herr Anders ist auf unser unmittelbares Angebot zum Hotelaufenthalt leider nicht eingegangen. Hätte er zusätzliche Wünsche uns gegenüber formuliert, so hätten wir dem selbstverständlich entsprochen. Stattdessen hat er das mehrfach unterbreitete Angebot abgelehnt.“

Umso erfreulicher sind die Reaktionen der Wuppertaler Bürger, die eine Welle der Hilfsbereitschaft losgebrochen haben. „Es gab jede Menge Unterstützung und ein riesiges Feedback. Dafür bin ich sehr dankbar, und das zeigt, dass die Menschen in dieser Stadt zusammenhalten“, lobt Anders und bedauert, dass er „leider nicht jedem antworten“ konnte. So hatten sich dutzende Leute bei ihm gemeldet und ihm angeboten, für ihn einzukaufen oder ihn hinunterzutragen.

Letzteres Angebot ist jedoch nicht umsetzbar, weil Anders aufgrund seiner Behinderung ständig auf den 200 Kilogramm schweren Spezialrollstuhl angewiesen ist. „Auch von Organisationen ist mir Unterstützung angeboten worden. Beispielsweise werde ich in Zukunft einen Spezialtransport für die Freizeitgestaltung nutzen können“, erklärt das Hochwasser-Opfer. Wenn der Aufzug am Dienstag tatsächlich wieder fährt, kann die Planung dafür losgehen.

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