Richtfest: Jugendgefängnis - Großer Bahnhof für den Rohbau

Die neue Haftanstalt in Ronsdorf soll in gut einem Jahr eingeweiht werden.

Wuppertal. "Das ist mein erstes Gefängnis", sagt Jan Dörner. Für jemanden, der die vergangenen acht Monate im Knast verbracht hat, ist er erstaunlich froh gelaunt. Doch er hat auch einen guten Grund zur Feierlaune: Donnerstag wurde auf dem Gelände des künftigen Jugendgefängnisses in Ronsdorf Richtfest gefeiert.

Jan Dörner ist Polier. Der 42-jährige Chemnitzer arbeitet seit der Grundsteinlegung auf Scharpenacken und hat erstmals mit einem solchen Bauwerk zu tun. "Vorher waren es eher Krankenhäuser", berichtet er schmunzelnd - in Bezug auf Technik und Sicherheit gebe es da schon erhebliche Unterschiede.

"Das ist Ihr Fest", sagte Hans Gerd Böhme, Niederlassungsleiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, zu den vielen Bauarbeitern, die sich Donnerstag zu Vertretern des Landes, der Stadt sowie Justiz und Politik gesellt hatten. "Sie sind die wichtigsten Leute."

Mehr als 150 Arbeiter haben im vergangenen Dreivierteljahr den Rohbau auf dem Gelände der einstigen Generaloberst Hoepner-Kaserne errichtet. Rund zehn Fußballfelder groß ist die Anlage.

1850 Fenster nebst Vergitterung wurden verbaut, 18 000 Stahlbetonfertigteile eingesetzt. Polier Jan Dörner kennt jeden Zentimeter des Komplexes. Er steht in einer der Zellen - 10,5 Quadratmeter misst die Einzelzelle, Bett und Schrank sind aus Beton - und er ist überzeugt: "Hier bricht keiner aus."

Schulische und berufliche Bildung sowie ein breites Freizeitangebot werden in der neuen Haftanstalt groß geschrieben, erläuterte NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter. Viele der jungen Leute hätten Defizite im Sozialverhalten.

"Diese Einrichtung wird wegweisend für einen modernen Jugendvollzug", sagte die Ministerin - auch mit Blick auf die Vorkommnisse im Siegburger Gefängnis, wo ein Jugendlicher zu Tode gekommen war. "Wer Siegburg bedauert, der kann hier nicht nein sagen", sagte Oberbürgemeister Peter Jung in Richtung der Gegner des umstrittenen Baus. Ein halbes Dutzend Demonstranten soll am Donnerstag ebenfalls zum Richtfest gekommen sein.

Wer Proteste oder andere Anliegen loswerden will: Die künftige JVA hat bereits eine postalische Adresse: Am Schmalenhof 6.

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