Religion: Ein Moslem glaubt an Christus

Ein junger Iraker tritt an Ostern zum christlichen Glauben über – seinen Namen will er aus Angst vor Gewalt nicht nennen. Auch seine Frau und sein kleiner Sohn werden in der Osternacht getauft.

<strong>Wuppertal. Für "Al Iraki", der aus Angst vor seinen muslimischen Glaubensbrüdern seinen wahren Namen nicht nennen möchte, ist der Ostersonntag ein ganz besonderer Tag: Denn dann lässt sich der 28-jährige Iraker mit seiner Frau und dem eineinhalbjährigen Sohn taufen - in einer kleinen katholischen Kirche, irgendwo versteckt in Wuppertal. Religion ist für ihn ein Leitfaden für das Leben, die Taufe eine Entscheidung für das friedliche Miteinander. "Danach werde ich mich wie neu geboren fühlen." Umso glücklicher habe es ihn gemacht, dass seine Taufe auf den höchsten christlichen Feiertag des Jahres fällt.

"Es ist faszinierend, dass ein ehemals sehr gläubiger Moslem eine solche Kehrtwende macht, trotz der Gefahr, die ihm droht."

"Können Sie mir garantieren, dass in der Osternacht keine Muslime in der Kirche sind?", hatte der junge Mann zuvor Pastoralreferent Werner Kleine besorgt gefragt. Kleine hatte die Familie in den vergangenen Monaten intensiv auf die Taufe vorbereitet. "Schließlich muss ich meine Familie schützen", sagt "Al Iraki". "Wenn ein Moslem seine Religion verlässt, wird er mit dem Tode bestraft", erklärt er seine Vorsicht.

Aus Angst hat er nur seinen engen Freunden von der Taufe erzählt

Was Angst bedeutet, weiß der Iraker, der heute im Gastronomiebereich arbeitet, nur zu gut: War er doch unter dem ehemaligen irakischen Diktator Saddam Hussein als politischer Gefangener im berüchtigten Gefängnis "Abu Greib" inhaftiert.

Der Familienvater hat nur seinen engsten Vertrauten von dem bevorstehenden Ereignis erzählt und sich entschlossen, die Sakramente im kleinsten Kreise zu empfangen. Aus Angst vor seinen Glaubensbrüdern.

Den letzten Anstoß für die christliche Taufe gab ihm dann ein regelrechter Erweckungstraum an einem Tag im September des vergangenen Jahres. "Ich bin davon überzeugt, dass Jesus zu mir gesprochen hat", sagt "Al Iraki".

Mit seiner Entscheidung für das Christentum habe er zu seinem inneren Gleichgewicht gefunden, habe gelernt, seine Aggressionen und seine Wut zu beherrschen.

Moslems in Deutschland: Etwa 3,5 Millionen Muslime leben in Deutschland.

Moslems in Wuppertal: Im Tal leben nach Angaben der Stadt 27 923 Muslime, das sind 7,4 Prozent der Wuppertaler Bevölkerung.

Wiedereintrittsstelle: Seit Anfang Februar 2007 gibt es in Wuppertal die KGI-Fides-Stelle (Katholische Glaubensinformation). Das Wiedereintritts-Büro an der Laurentiusstraße 7 soll den Zugang zur katholischen Kirche erleichtern. Kontakt: Telefon 976 74 33.

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