Wirtschaft Regenbogenfahnen aus Wuppertal wehen im Land

Die Firma Fahnen Herold aus Langerfeld stellt für die Deutsche Post Symbole für Diversität und gegen Diskriminierung her

 Jinder Chekho, Mitarbeiter bei Fahnen Herold, arbeitet konzentriert an der Herstellung der Regenbogenfahnen.

Jinder Chekho, Mitarbeiter bei Fahnen Herold, arbeitet konzentriert an der Herstellung der Regenbogenfahnen.

Foto: ANNA SCHWARTZ

So bunt geht es wohl selbst hier selten zu. In langen Bahnen ziehen sich Regenbögen über Fließbänder, intensive Farbstreifen werden zur Trocknung über große Rollen durch die Fertigungshalle gezogen. Die Firma Fahnen Herold in Langerfeld stellt aktuell 750 Regenbogenfahnen für den Logistikkonzern Deutsche Post DHL her. Sie sollen im Mai zum Start der unternehmenseigenen „Diversity Week“ gehisst werden.

Am 17. Mai jeden Jahres wird seit 2005 der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie begangen. Seit mehreren Jahren wird dieses Datum bei der Deutschen Post zum Anlass für eine Woche der Vielfalt genommen. Dazu gehören in diesem Jahr unter anderem auch die Fahnen aus Wuppertal. „Es ist ein Zeichen dafür, dass wir uns für Vielfalt und Inklusion einsetzen“, erklärt Peter Steinhoff, Diversity-Berater in der Deutschen Post. Er ist Sprecher des internen Netzwerks „RainbowNet“, das LGBTI-Beschäftigte (Anm.: Abkürzung für die englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transexuell/Transgender und Intersexual) des Konzerns in den weltweiten Niederlassungen unterstützen soll. Die Regenbogenfahnen sind nicht nur ein Zeichen nach außen: „Es soll auch eine Initialzündung nach innen geben, sodass im Unternehmen mehr Leute zum Nachdenken angeregt werden.“ Das versuche man auch durch Sensibilisierungs-Workshops mit Auszubildenden und Führungskräften zu erreichen.

Auch die Möglichkeit zu anonymen Coming-Out-Seminaren besteht. Bei solchen Maßnahmen und Aktionen geht es „darum, zu zeigen, was das Unternehmen davon hat, LGBTI-Personen zu unterstützen“, erklärt Steinhoff. Dabei wird aber bewusst auf Freiwilligkeit gesetzt, weshalb das Hissen der Fahnen im Mai von selbst initiierten Aktionen der Standorte begleitet wird. „Es wäre der falsche Ansatz, etwas erzwingen zu wollen“, findet der Diversity-Berater; Rahmenbedingungen wie Barrierefreiheit könne man vorschreiben, den sensiblen Umgang mit Diskriminierung nicht. Dass diese in allen Gesellschaftsbereichen, also auch im Arbeitsumfeld, gegenwärtig ist, möchte Steinhoff bewusst machen und deshalb „dazu beitragen, ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen.“

 Im Mai soll verstärkt darauf hingewiesen werden, weshalb nun die Fahnen-Produktion im Wuppertaler Osten in vollem Gange ist. Bewusst wandte die Deutsche Post sich an Fahnen Herold: „Das ist Qualitätsware, das wissen wir“, sagt Steinhoff. Kai Frauenhoff leitet die Firma Fahnen Herold in dritter Generation. Den Auftrag für die Regenbogenfahnen hat das Langerfelder Familienunternehmen gern angenommen. „Ich begrüße es, dass solche Themen auch von Konzernen aufgegriffen werden und dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind“, so Frauenhoff. Die vier mal eineinhalb Meter großen Post-Fahnen werden nun in den Produktionshallen zunächst mit wasserbasierten Farben koloriert, durch heißen Dampf im Ton intensiviert und schließlich ausgewaschen, getrocknet und mit Nähten versehen. Alle Schritte, von der Herstellung der Farben bis zum Nähen der Säume, werden vom 120-köpfigen Team vor Ort unternommen. Seit der Gründung 1947, als mit Wimpeln für Kinder-Fahrräder begonnen wurde, ist man im Stadtteil angesiedelt.

Von hier aus werden die Fahnen bald in die Republik verteilt werden. Alle Post- und DHL-Standorte mit Fahnenmast sollen ausgestattet werden. Peter Steinhoff rechnet fest mit einem Nachdruck; es sei davon auszugehen, dass die Fahnen auch in den mehreren Tausend globalen Niederlassungen des Konzerns angebracht werden sollen. Das Logistikunternehmen spricht vom „größten Zeichen für Diversität eines deutschen Unternehmens“ – ausgehend von Wuppertal.

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