Reformiertes Stift: Anklage gegen Ex-Chef

Hans-Joachim Schwunk soll mehr als 20.000 Euro veruntreut haben. Der 58-Jährige weist die Vorwürfe zurück.

Elberfeld. Von 1993 bis Ende 2009 war Hans-Joachim Schwunk Geschäftsführer des Reformierten Gemeindestifts an der Blankstraße (Alten- und Pflegezentrum). Am 1. Januar dieses Jahres wurde er von den neuen Gesellschaftern - die Diakonie Wuppertal - "abberufen". Schon damals wurde gemunkelt, dass das eigentlich nur mit den staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen den heute 58-Jährigen zusammenhängen kann.

Fakt ist: Gut zwei Jahre nachdem die Kripo an der Blankstraße und in Schwunks Privaträumen Unterlagen beschlagnahmte, hat die Staatsanwaltschaft am Amtsgericht Anklage wegen Betrugs (drei Fälle) und Untreue (fünf Fälle) erhoben. Die Vorwürfe sind teilweise viele Jahre alt, datieren aus dem Zeitraum November 2003 bis August 2008.

Unter anderem gehen die Fahnder davon aus, dass sich Schwunk Ende 2003 als Geschäftsführer einen Vorschuss über 7000 Euro hat auszahlen lassen. Die Summe sei aber nie beglichen worden, und das sei laut Staatsanwaltschaft auch von Anfang an von Schwunk so geplant gewesen. Von 2003 bis 2004 soll der Stifts-Chef zudem Haustechniker des Alten- und Pflegezentrums zu Renovierungs- und Umzugsarbeiten eingesetzt haben. Bei einer Betriebsprüfung soll das aufgefallen sein. Laut Anklage entstand dem Gemeindestift so ein Schaden von 13.000 Euro.

Und: Laut Anklage soll Schwunk in einem Fall einen Mitarbeiter mit dem VW-Transporter des Altenheims nach Stuttgart geschickt haben, nur um dort einen Handy-Ständer abzuholen. Den habe der Geschäftsführer zuvor im Internet ersteigert - für einen Euro, so die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Beim Amtsgericht ist mittlerweile eine Stellungnahme des Verteidigers des Ex-Gemeindestift-Chefs eingegangen. Inhalt: Der 58-Jährige bestreitet die Vorwürfe.

Heute ging Diakonie-Chef Martin Hamburger auf Distanz. Per Presse-Erklärung wies er erneut daraufhin, dass das Reformierte Gemeindestift Anfang des Jahres von der Diakonie übernommen worden ist, die Vorwürfe gegen Schwunk in der Zeit davor lägen. Auf WZ-Nachfrage bestätigte Hamburger, dass das Ermittlungsverfahren gegen den 58-Jährigen ein "Mosaikstein" bei der Entscheidung gewesen sei, ihn nach der Fusion abzuberufen.

Zur Erinnerung: Unmittelbar nach Bekanntwerden der Fahndungsaktion im Sommer 2008 hatte sich der Aufsichtsrat des damals noch Diakonie-unabhängigen Gemeindestifts geschlossen hinter den unter Verdacht geratenen Geschäftsführer gestellt.

Fakt ist: Im April dieses Jahres wurde dem langjährigen Geschäftführer gekündigt. Dagegen wehrt sich der 58-Jährige mit einer Kündigungsschutzklage. Ob sich die Diakonie und der Ex-Chef von der Blankstraße den Streit um die Kündigung vor dem Arbeitsgericht austragen werden, ist offen. Dem Vernehmen nach laufen derzeit außergerichtliche Verhandlungen. Mögliches Thema: die Verrechnung der etwaigen Wiedergutmachungsansprüche der Diakonie mit den Abfindungsansprüchen des langjährigen Geschäftsführers.

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