Realschule Boltenheide: Ordnung, Respekt und Fleiß

In Boltenheide hat die private Realschule den Schulbetrieb aufgenommen.

Wuppertal. Was ist ein Lump? Die Klasse 6b hat Deutsch, es geht um die Bedeutung von Wörtern. Ein Dutzend Arme ragt in die Höhe, und die Kinder sind sich einig: "Das ist ein schlechter Mensch."

"Sehr richtig", lobt Inge Sassin. Die Schulleiterin der privaten Realschule Boltenheide liest mit den Schülern eine Filmbesprechung des Erich Kästner-Klassikers "Das fliegende Klassenzimmer". Der Text ist anspruchsvoll und viele, teils alte Begriffe, haben die Kinder im Lexikon nachgeschlagen.

Mit dem Lesen der Passagen kommen fast alle Schüler problemlos zurecht, beteiligen sich engagiert und wirken gut vorbereitet. "Die Kinder sind sehr motiviert", sagt Inge Sassin, "und das ist immer so - nicht nur heute, weil die Presse da ist." Deutsch ist eine der Sprachen im Stundenplan. "Dazu kommen natürlich noch Englisch und Französisch", sagt Inge Sassin. "Wie in jeder anderen Realschule auch."

Doch ganz so wie jede andere ist sie eben nicht, die Realschule Boltenheide. Viel wurde vor ihrer Genehmigung diskutiert, nicht nur in Vohwinkel waren die Meinungen zur ersten Einrichtung dieser Art geteilt. Wie berichtet, gab es Skepsis gegenüber dem Trägerverein Spektrum und seinem Vorsitzenden, dem Apotheker Necattin Topel, der sein Privatschulprojekt in Solingen nicht verwirklichen konnte.

Die Schule, an der bis auf zwei Ausnahmen türkischstämmige Kinder angemeldet sind, hatte vor allem eine Debatte über Integration, Förderung und Spaltung ausgelöst.

Doch das Konzept überzeugte die Bezirksregierung, und so konnte die staatlich anerkannte Ersatzschule im Vohwinkeler Süden jetzt den Betrieb aufnehmen. Die dazu von der Technischen Akademie angemieteten Räume in Boltenheide sind aufwändig umgebaut worden. Es gibt moderne Klassenzimmer, einen Computerraum mit 20Rechnern und eine Bibliothek.

Insgesamt 47 Schüler lernen in der Realschule an der Stadtgrenze zu Solingen. Gestartet wurde mit einer fünften Klasse und zwei sechsten Jahrgängen. Die Klassen sind klein: 16 Schüler in einem Raum - davon können die meisten staatlichen Schulen nur träumen. "Das macht den Unterricht natürlich sehr angenehm", sagt Inge Sassin. Beginn ist morgens um 8.30 Uhr, nach fünf Unterrichtseinheiten gibt es in der einstündigen Mittagspause warmes Essen von einem Caterer. Danach folgen eine weitere Schulstunde und zwei Stunden Förderunterricht, in denen auch Türkisch geübt wird, sowie Hausaufgabenbetreuung. Schulschluss ist um 16.20 Uhr.

Ein langer Tag, "auch für uns", sagt Inge Sassin, die gemeinsam mit Geschäftsführer Orhan Yildirim, der Mathematik gibt, ein insgesamt achtköpfiges Lehrerkollegium leitet.

14 Mädchen besuchen die Privatschule. Semanur ist eine von ihnen. Die 14-jährige kommt täglich mit Zug und Bus aus Düsseldorf und zeigt sich besonders engagiert: In diesem Monat ist sie in ihrer Klasse sogar "Schülerin des Monats", wie das Foto im Schaukasten am Schuleingang zeigt. "Diese Auszeichnung hat nichts mit den Schulleistungen zu tun, sondern wird ausschließlich für gutes Benehmen vergeben", betont Inge Sassin und zählt auf: "Pünktlichkeit, Respekt vor Mitschülern und Lehrern, Ordentlichkeit." Diesen Tugenden soll auch mit der schuleigenen Uniform Rechnung getragen werden. "Wir sagen Schulkleidung dazu."

Dass in der privaten Realschule Boltenheide bislang hauptsächlich Kinder türkischstämmiger Familien, vor allem aus Solingen und Düsseldorf angemeldet sind, möchten Yildirim und Sassin gern ändern, wie sie betonen: "Wir würden uns wünschen, dass mehr deutsche Schüler zu uns kommen."

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