Raubserie: Pizza-Mann belastet Ex-Filialleiter von Hornbach

Im sogenannten Big-Boy-Prozess gab der Betreiber einer Pizzeria und Ex-WSV-Trainer am Dienstag die Beteiligung an zwei Überfällen zu und bleibt in U-Haft.

Wuppertal. Seit mehr als vier Monaten läuft vor dem Landgericht gegen sieben Männer der Strafprozess zu einer spektakulären Serie von Raubüberfällen im vergangenen Jahr. Wegen gemeinschaftlichen beziehungsweise schweren Raubes müssen sich seither unter anderem der frühere WSV-Fußballer Daniel K.-R. (22), bandenintern Big Boy genannt, und der angebliche Bandenboss Mario F. (32) verantworten. Beide befinden sich in U-Haft.

Am Dienstag trat ein bekannter Elberfelder Pizzeriabetreiber und früherer WSV-Jugendtrainer in den Zeugenstand. Wie berichtet, ist auch er wegen der Raubserie angeklagt. Allerdings wurde sein Verfahren aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Und: Der 40 Jahre alte Italiener befindet sich seit einigen Wochen in U-Haft, weil er in seiner Pizzeria eine Zeugin beeinflusst haben soll.

Trotz eines umfänglichen Schweigerechts sagte der Italiener am gestrigen Dienstag aus. Dabei gestand er zwei Überfälle, und er belastete vor allem den mitangeklagten früheren Filialleiter (45) des Hornbach-Baumarkts auf Lichtscheid. Bei dem abgekarteten Coup hatte die Bande laut Anklage 59 000 Euro erbeutet. Sechs Männer waren daran in unterschiedlicher Weise beteiligt. Big Boy beispielsweise als Räuber mit Maske.

Der Pizzeria-Betreiber gab gestern zu, dass er sein Pizza-Taxi — einen Renault Kangoo — für den Transport der Fluchträder zur Verfügung gestellt habe. Der damalige Hornbach-Leiter habe den Kontakt seines Stellvertreters zur Bande ermöglicht, sagte der 40-Jährige gestern. Und: Alle sechs Männer sollen für ihre Beteiligung jeweils einen Anteil von 8000 Euro bekommen haben — nach Aussage des Pizzeriabetreibers er selbst und auch der damalige Hornbachfilialleiter. Genau das hat der Ex-Chef bislang bestritten.

Entsprechend hakte das Gericht gestern immer wieder nach. Der Pizza-Mann blieb dabei. Er habe sich mit dem Hornbach-Chef nach dem Überfall am Rande eines Fußballtrainings getroffen. Dabei sei es zu folgendem Dialog gekommen. Pizza-Mann: „Alles okay? Hast Du bekommen?“ Der damalige Hornbach-Filialleiter: „Ja, alles okay.“ Nach Aussage des Pizzeriabetreibers hätten alle sechs am Hornbach-Coup beteiligten Männer — auch der damalige Filialleiter — gewusst, dass beim Überfall eine Gaspistole mitgeführt werden soll. Immer wieder zeigte sich gestern, dass damals zwischen dem Pizza- und dem Hornbach-Mann eine freundschaftliche Bindung bestand. Der damalige Filialleiter sei zwar in die Pläne eingeweiht gewesen, habe sich aber aus allem herausgehalten, sagte der Italiener im Zeugenstand.

Dagegen teilte er gestern gegen den angeblichen Bandenboss Mario F. aus. Der habe zwei Jahre lang quasi in seiner Pizzeria gewohnt, gegessen und getrunken, aber so gut wie nie bezahlt. Warum, konnte der 40-Jährige dem Gericht allerdings nicht erklären. F. sei mit seiner Freundin verwandt, er habe ihn nicht wegschicken wollen. F. habe ihn dann nach der Telefonnummer eines ebenfalls angeklagten Landsmannes gefragt. Ihm sei klar gewesen, dass es dabei um ein „krummes Ding“ ging, bekannte der Zeuge. Warum er nicht die Polizei eingeschaltet habe, wollte das Gericht wissen. „Weiß ich nicht, das war ein Fehler. Tut mir leid“, sagte der Italiener und verwies auf den schlechten Sommer und die daraus resultierenden fehlenden Einnahmen in seiner Pizzeria.

„Das „krumme Ding“ war der Überfall auf die Düsseldorfer Straße. Beute: 26 000 Euro. Der Pizza-Mann gestand gestern, den Kontakt zwischen F. und besagtem Landsmann hergestellt zu haben. Dafür habe ihm F. 1000 Euro versprochen, aber nur 500 Euro gezahlt.

Es bleiben offene Fragen zur ersten Tat der Bande: Beim Überfall auf eine Geldbotin der S-Oliver-Filiale in den City-Arkaden wurden mehr als 14 000 Euro erbeutet. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft den Pizzeriabetrieber auch wegen dieser Tat angeklagt — auch dabei wegen bandenmäßigen Raubes. Er habe unter anderem Schmiere gestanden und einen Beuteanteil erhalten. Gestern stritt der Italiener jede Mitwisserschaft oder Beteiligung kategorisch ab. Nachfragen weist er zurück — mit Verweis auf sein Schweigerecht als Angeklagter beziehungsweise Angeschuldigter. An seiner Situation als Untersuchungshäftling wird sich somit so schnell nichts ändern.

Der Prozess wird Mitte August fortgesetzt.

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