Rasantes Fußball-Turnier für hörgeschädigte Jugendliche

Auf dem Nebenplatz des Stadions am Zoo traten hörgeschädigte Schüler aus ganz NRW zum großen Duell an.

Wuppertal. Gehörlosigkeit bedeutet zumeist auch Sprachlosigkeit. Denn wer nicht wahrnehmen kann, wie er artikuliert, bringt Laute heraus, die in der Welt der Hörenden selten als klare Botschaft empfangen werden. Schlimmer noch: Werden die Betroffenen nach dem beurteilt, was und wie sie es sagen, dann weht ihnen gleich ein ganzes Bündel an Vorurteilen entgegen.

Jene schwer verständlichen Laute hallten am Mittwoch ab 10 Uhr über den kleinen Platz neben dem Stadion am Zoo, auf dem der Gehörlosen-Sportverband ein großes Fußball-Derby austrug.

Je fünf Mannschaften der A-Jugend (13 bis 14 Jahre) und der B-Jugend (15 bis 16 Jahre) begegneten einander in jeweils zehnminütigen Matches. Was sie boten, war ehrlicher Fußball, der bei Nichtbehinderten nur eine Frage aufwirft: Wie machen die Sportler das eigentlich, wenn sie doch nichts verstehen?

"Zurufe kann ich nicht hören, auch einen nahenden Ball nicht", sagt Benjamin Christ aus Essen über einen Dolmetscher. "Ich muss immerzu um mich schauen, wo etwas passiert." Der 20-Jährige, der sich stolz als Torjäger bezeichnet, spielt seit immerhin sieben Jahren und hat nie einen anderen Sport als Fußball ausüben wollen.

Cracks wie der fast gehörlose Wuppertaler Stefan Markolf vom WSV können ihm da nur Ansporn sein. "Ein Hörverlust von 55 Dezibel ist erforderlich, um als gehörloser Sportler anerkannt zu werden", sagt Ivan Rupcic, Vizepräsident des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes (DGS) und Rekordnationalspieler in der Sparte Tischtennis.

Das Turnier in Wuppertal war Teil eines Nachwuchskonzepts, das der DGS erarbeitet hat. "Wir haben lange überlegt, wie wir an junge Sportler herankommen", sagt Rupcic. Schließlich gebe es sehr viele Freizeitangebote, die eine Konkurrenz darstellen. Aber: "Im Verein macht vieles mehr Spaß." Da sei es allerdings erforderlich, besser bekannt zu machen, dass es Vereine gibt, die professionell arbeiten.

Dafür bürgte die Teilnahme von Dirk "Zimbo" Zimmermann, hörgeschädigter Torwarttrainer beim WSV. Mit seinem fachmännischen Blick hat er beim Derby fünf oder sechs Spieler ausmachen können, die sich für eine Förderung eignen würden.

"Wer sich bewährt hat, wird jetzt von uns angeschrieben", sagt Rupcic, der sich über die Rekrutierung von Nachwuchs ganz besonders freut. Schließlich handelte es sich bei den Mannschaften um Teams mehrerer Schulen, die bisher keinem Verein angehörten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort