Theater Räuber Hotzenplotz in der Stadthalle

Kreative Lösung: Theater weicht der Baustelle am Engelsgarten für Inszenierung aus.

 Kulturdezernent Matthias Nocke, die Geschäftsführerin der Historischen Stadthalle, Silke Asbeck, Schauspielintendant Thomas Braus und der Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, Daniel Siekhaus (v.l.) freuen sich über die gefundene Bühnen-Lösung.

Kulturdezernent Matthias Nocke, die Geschäftsführerin der Historischen Stadthalle, Silke Asbeck, Schauspielintendant Thomas Braus und der Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, Daniel Siekhaus (v.l.) freuen sich über die gefundene Bühnen-Lösung.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Not macht erfinderisch. Und so treibt Räuber Hotzenplotz demnächst sein unterhaltsames Unwesen auf der Bühne der Stadthalle. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die Baustelle am Historischen Zentrum und Engelshaus mit der Inszenierung des Ottfried-Preussler-Stücks im benachbarten Theater am Engelsgarten nicht kompatibel ist. Ab November 2018 fanden etliche „Krisengespräche“ statt, die nun zu einer Win-win-Situation mit zwei Aufführungen am 7. März (10 und 12.30 Uhr) in dem klassizistischen Prachtbau auf dem Johannisberg führen.

Das Weihnachtsstück soll ein Alljahres-Familienstück sein

Thomas Braus hat sich vorgenommen, in seiner Intendanz das Weihnachtsstück in ein Alljahres-Familienstück zu wandeln und es zwei Spielzeiten auf die Bühne zu bringen. Mit „Der Räuber Hotzenplotz“ in der Inszenierung von Jean Renshaw machte er 2017/18 den Anfang, in der Spielzeit 2018/19 ging „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ an den Start, das in dieser Woche vorerst zum letzten Mal aufgeführt wurde. Nun sind der trottelige Räuber, der nicht unbedingt hellere Wachtmeister Dimpelmoser, die Großmutter und die cleveren Freunde Kasperl und Seppel wieder dran, samt Bühnenbild, das aus drei hohen, hölzernen Klettertürmen besteht. Eine rustikale (Spielplatz-)Welt, die künstlich, aber nicht kitschig sein soll. Und die zum Problem wurde, da die derzeit im Lager in den Riedelhallen gelagerten Bauten nicht zerlegbar sind und damit – der Baustelle wegen – nicht zum Theater gebracht werden können. Die Oper nebenan kommt als Ausweichquartier nicht in Frage, sie ist ausgebucht.

Kulturdezernent Matthias Nocke, versuchte das Ziel des Intendanten und die Wiederaufführung zu retten, „denn es ist wichtig, Kindertheater das ganze Jahr anzubieten“. Versuchte zugleich den „unauflösbaren Zielkonflikt“ zwischen ungestörter Theaterarbeit und Fortschritt der Bauarbeiten, die bis zum 200. Geburtstag Friedrich Engels am 28. November 2020 abgeschlossen sein müssen, zu minimieren. Er brachte die Stadthalle ins Gespräch und rannte bei Geschäftsführerin Silke Asbeck offene Türen ein: „Wir waren sofort begeistert, da wir die Symbiose mit den Wuppertaler Bühnen jetzt auch im Theaterbereich intensivieren können, und da wir Kinder, die unsere Zukunft sind, ins Haus holen, die lernen, dass die Stadthalle ein Ort für Kultur ist.“ Für die Finanzierung des Unterfangens wurde Peter H. Vaupel, Vorsitzender der Freunde der Wuppertaler Bühnen und des Sinfonieorchesters Wuppertal, gewonnen.

Mit dem Ergebnis, dass „Räuber Hotzenplotz“ statt 150 im Theater am Engelsgarten nunmehr bis zu 1500 Sechs- bis Elfjährige und ihre (Groß-)Eltern unterhalten kann. Und, so Braus, „wir können das Stück so für die Schulen öffnen“. Außerdem wird der Eintrittspreis auf 3 Euro verringert, um auch Kinder aus sozial schwächeren Familien teilhaben zu lassen. Nocke: „Wir haben bewusst eine Reihe von Grundschulen aus weniger bevorzugten Quartieren angeschrieben.“ Mit großem Erfolg: Die erste Aufführung ist so gut wie ausgebucht.

Eine spannende Herausforderung und ein Experiment

Thomas Braus freut sich, dass mit dem Umzug ein weiterer Schritt des Theaters in die Stadt möglich wird. Und dass der begonnenen Kooperation mit dem Sinfonieorchester – die Musiker spielten bei Aschenbrödel im Opernhaus mit, was der Vorstellung einen deutlichen Zuschauerzuwachs bescherte – nun eine Art weiterer Annäherung folgt, indem das Theater dort stattfindet, wo sonst das Orchester spielt. „Ein spannendes Experiment, ein besonderes Erlebnis auch für die Schauspieler und ein schöner Schulterschluss“, blickt Braus auf die anstehende Herausforderung, die der Spielort bedeutet. Ein bislang fremder Raum, der erobert werden will, andere Blickwinkel mit anderen Sichtweisen hat.

So wird ein Extraboden eingezogen, auf dem die Türme geschoben werden können, und die Beleuchtung muss eingerichtet werden. Die Techniker beider Häuser arbeiten bereits intensiv und gemeinsam daran. Eine Umstellung für die Schauspieler ist auch der prachtvolle Bühnenhintergrund, der so ganz anders ist als die gewohnte Blackbox im Engelsgarten. Die Größe der Bühne dagegen sei kein Problem, sagt der Opernbühnen-erprobte Intendant. Auch die Inszenierung bleibt wie sie ist – sehr körperbetont, mit viel Freiraum für die Fantasie der Zuschauer und der Schauspieler.

Alle freuen sich auf die neue Zusammenarbeit, von der nicht nur Silke Asbeck überzeugt ist, „dass sie funktioniert“. Weitere Projekte sind nicht ausgeschlossen. Die Notwendigkeit, weitere kreative Lösungen wegen der Baustelle am Engelsgarten zu finden, wahrscheinlich auch nicht.

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