Fahrradstadt Rad-Boxen sind fast ausgebucht

Elberfeld. · Die Fahrradbügel im Parkhaus werden aber kaum genutzt. Das kann auch an der Technik liegen. Es gibt Kritik an dem Bezahlsystem.

 Martin Bickenbach und Oberbürgermeister Andreas Mucke bei der Eröffnung der Abstellanalage im Juli.

Martin Bickenbach und Oberbürgermeister Andreas Mucke bei der Eröffnung der Abstellanalage im Juli.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mit dem Fahrrad zur Bahn zu fahren, ist meist eine günstige und praktische Variante. Die nervige Suche nach einem Parkplatz in Bahnhofsnähe entfällt genauso wie die Kosten für einen Stellplatz. Häufig deponieren Bahnfahrer einen klapprigen Drahtesel am Bahnhof, um die Diebstahlgefahr zu minimieren. Aber immer mehr Menschen nutzen E-Bikes oder Pedelecs, um die Wuppertaler Berge mit dem Rad zu erklimmen. Die teuren Räder sind bei Langfingern begehrt.

Diesen Radfahrern soll die Radabstellanlage im WSW-Parkhaus am Döppersberg sichere Stellplätze bieten. Die Alternative kommt an: Vor allem mit der Auslastung der Fahrradboxen sind die Stadtwerke zufrieden. „Aktuell sind 18 der 20 Boxen vermietet, zum größten Teil an Langzeitnutzer“, sagt WSW-Sprecher Rainer Friedrich. Die Stellplätze an den Bügeln würden aktuell noch eher zögerlich angenommen. Konkrete Gründe dafür konnte er nicht nennen. Man wolle abwarten, wie sich das entwickelt.

Dass die Boxen gut angenommen werden, liegt nach Ansicht von Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt daran, dass sie einen „unschlagbar günstigen Preis“ haben. „Das ist ideal für Pedelec-Nutzer, die ihren Akku nicht ausbauen wollen“, sagt er. Die Tagesmiete für eine Radbox beträgt einen Euro, für die Monatsmiete muss man 15 Euro berappen. Die Bügel im Parkhaus würden hingegen kaum genutzt, berichtet Grothe. Vielleicht sei nicht bekannt, dass es die Möglichkeit gibt, sein Fahrrad sicher zu parken. Außerdem sei es gar nicht so einfach, mit dem Rad zum Hauptbahnhof zu kommen. „Viele Bahnpendler fahren über die Nordbahntrasse nach Vohwinkel“, sagt er. Spannend sei, wie eine Radabstellanlage dort angenommen werde.

Andere Nutzer verweisen auf technische Tücken der Radabsperrung: anders als im Autoparkhaus muss man sich erst einmal registrieren, um die Radabstellanlage nutzen zu können. „Der Registrierprozess ist komplex“, sagt Johannes Lietz, Nutzer der Anlage. Neben der Eingabe von persönlichen Daten stört ihn, dass man nur mit Paypal und Kreditkarte zahlen kann. „Manche Leute haben weder das eine noch das andere“, sagt er. Die seien dann von vorneherein von der Nutzung ausgeschlossen. Ein Erklärvideo auf der Homepage „deinRadschloss.de“ verweist auf die Möglichkeit, zusätzlich per SEPA-Lastschriftmandat zu zahlen.

Wenig Technikaffine seien zudem mit dem ellenlangen Registrierprozess überfordert, sagt Lietz. „Das ist echt kompliziert“, findet der Anwendungsentwickler für Software. Die Idee einer Radabstellanlage finde er aber grundsätzlich gut. Um sie zu nutzen, sei die erste Hürde aus seiner Sicht sehr groß.

„Mit „deinRadschloss“ haben wir uns für einen Dienstleister entschieden, der seine Leistungen im ganzen VRR-Gebiet anbietet“, sagt WSW-Sprecher Friedrich. Wenn man sich einmal registriert habe, könne man auch Radabstellanlagen in Essen, Dortmund oder Düsseldorf nutzen.

Vereinzelt bemängelt werden Störungen bei der Anwendung. Der Sohn einer Bekannten habe etwa keinen Zugang zu einer Fahrradbox bekommen. „Das lag offenbar daran, dass das Schloss keinen Internetkontakt hatte“, berichtet seine Mutter. Später erfuhr er, dass er es auf anderem Wege hätte aufschließen können. Kritisch findet sie, dass die Nutzung an zwei aufeinander folgenden Tagen nur mit einem Wochenticket möglich ist. Auch könne man die Anlage nicht im Voraus buchen, sondern nur am selben Tag. Das Fazit der Bekannten lautet aber: „Ansonsten ist das gerade für Pedelecs eine gute Sache.“

Um einen Stellplatz für zwei Tage zu buchen, muss man nach Auskunft von Rainer Friedrichs bis zu zwölf Stunden vor Ablauf der Buchungsfrist den Abstellplatz online verlängern. Ansonsten müsse man zwei einzelne Tage buchen. „Das ist nicht so kundenfreundlich“, sagt er. Die WSW würden sich wünschen, dass der Betreiber daran etwas ändert. Einen Stellplatz für zwei oder drei Tage zu buchen, würde sich über das Wochenende anbieten, so Friedrich.

Die WSW planen, weitere Radabstellanlagen an den Wuppertaler Bahnhöfen einzurichten, unter anderem in Barmen, Oberbarmen, Steinbeck und Vohwinkel. „Dazu befinden wir uns in Abstimmung mit der Stadt und der Bahn“, sagt WSW-Sprecher Friedrich. Einen konkreten Zeitpunkt für die Eröffnung der neuen Anlagen konnte er noch nicht nennen.

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