„Pulse of Europe“ startet im Tal

Die Bewegung lud auf den Laurentiusplatz ein — 250 Wuppertaler waren beim Auftakt mit von der Partie.

„Pulse of Europe“ startet im Tal
Foto: Andreas Fischer

Rund 250 Menschen jeden Alters bildeten gestern Nachmittag auf dem Laurentiusplatz einen riesigen Kreis, fassten sich an den Händen und gaben so zu der Klängen der Europa-Hymne ein eindrucksvolles Votum für den Kontinent, dem infolge kurzsichtiger nationalistischer Bestrebungen die Spaltung droht. „Pulse of Europe“ heißt die europaweite Bewegung, gegründet von einem Frankfurter Juristen-Ehepaar, die auch in Wuppertal die Menschen anspornen soll, sich für die europäische Idee zu engagieren — für eine Fortsetzung der mehr als 70 Jahre dauernden Friedensphase, für Freiheit, Demokratie und Solidarität.

Jörg Dinger, Teilnehmer

Lutz Weidner, der Wuppertaler Bankkaufmann, und Diplom-Sozialarbeiter Harald Schwab, hatten zu dieser Demonstration aufgerufen, und Schwab war erstaunt, wie viele Menschen dem Appell gefolgt waren. Einige von ihnen waren mit der Strahlenkranz geschmückten blauen Europafahne gekommen. Paul Yves Ramette hatte aus aktuellem Anlass zusätzlich die Tricolore dabei. Natürlich war Frankreich mit seiner gestrigen Präsidentenwahl in aller Munde. „Hoffentlich erteilen die Franzosen Marine Le Pen eine deutliche Absage“, war nicht nur Ramettes, sondern der Wunsch der Besucher auf dem Laurentiusplatz. „Der überzeugte Europäer Emmanuel Macron muss gewinnen“ hieß die allgemeine Hoffnung.

Politiker vieler Parteien waren unter den Zuhörern. „Das ist ein Thema, das über die Parteigrenzen hinweg wichtig ist. Europa darf nicht zerfallen“, so Oliver Walgenbach (FDP), der ebenso wie die Zuhörer dem flammenden Appell von Harald Schwab applaudierte, der forderte: „Der europäische Pulsschlag muss wieder spürbar werden. Wir dürfen Aufwieglern und Hasspredigern keine Plattform geben“, und betonte: „Wir sind nicht gegen, sondern für etwas. Let’s be the pulse of Europe“ rief er den Anwesenden den englischen Wahlspruch zu, was allerdings angesichts des Brexit ein wenig gewagt klang.

Lutz Weidner verlas die europäischen Leitlinien und erzählte eindrucksvoll, wie seine Vorfahren in den Ersten und den Zweiten Weltkrieg gezogen waren im Kampf gegen europäische Nachbarn, die heute unsere Freunde seien. „Europa muss erhalten werden, damit wir es reformieren und besser machen können“, war eine der Parolen. Und da hakte der seit 30 Jahren in Deutschland lebende Türke Cemal Agir (Linke) ein. „Wir brauchen mehr soziale Gerechtigkeit, Menschen, die nach Europa wollen, dürfen nicht im Mittelmeer ertrinken, und es darf nicht sein, dass alte Menschen gezwungen sein müssen, in Abfallkörben nach Flaschen zu suchen.“

Einige der Zuhörer kamen zu Wort, wie Armin Menkel (Jahrgang 1939), der den Angriff auf Hamburg miterlebt hatte und sich auch erinnern konnte, dass nach dem Krieg das Saarland von Deutschland abgeteilt war. Student Dennis Wagner war in eine Europafahne gehüllt gekommen und berichtete, dass er zusammen mit Ukrainern, Russen, anderen Europäern und Japanern, Chinesen und Südkoreanern abends zusammen säße. „So etwas galt früher vielleicht als Pulverfass, jetzt machen wir Trink- statt Kriegsspiele.“

„Wir wollen nicht, dass Europa auseinanderfällt“, fasste Jörg Dinger die Meinung aller zusammen, bevor er mit den 250 in die Europa-Hymne „Freude, schöner Götterfunken“ einstimmte.

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