Prozession: Salvatore spielt Judas — 30 Silberlinge bekommt er nicht
Zum dritten Mal gibt Salvatore Landollina am Karfreitag den Judas-Kuss. Gerissen hat er sich um die Rolle nicht.
Wuppertal. Richtig scharf war Salvatore Landollina nicht auf die Rolle des Judas bei der Karfreitagsprozession der katholischen italienischen Gemeinde in Wuppertal. „Die wenigsten wollen ihn spielen — aber irgendeiner muss es ja tun.“ Also gibt der 42-Jährige jetzt schon zum dritten Mal am Karfreitag im Deweerth’schen Garten den Judas-Kuss. „Dabei bin ich eigentlich ein braver und lustiger“, geht er sofort auf Abstand. „Ich muss mich sehr konzentrieren, dass ich ein ernstes Gesicht mache, das fällt mir schwer.“
Sein Schwager brachte den Velberter vor sieben Jahren zum Passionsspiel. Anfangs lief er in der Gruppe der Soldaten mit, dann bei den Aposteln, und jetzt in der Solo-Rolle. In der Bibel habe er zwar noch nicht gelesen, gibt er zu, aber er macht sich Gedanken über den Judas: „Warum hat er Jesu verraten? War er vielleicht eifersüchtig auf Jesus?“ Nur ganz kurz ist der Auftritt des Judas in der ersten Szene, danach läuft Landollina mit den anderen Gläubigen hinter den Schauspielern her. „Das ist ziemlich schade. Aber das Mitbeten und -singen ist ja auch schön.“
Salvatore Landollina
Wie alle anderen Mitwirkenden hofft der Italiener auf gutes und möglichst auch warmes Wetter für die Prozession quer durch die Elberfelder Innenstadt. „Manchmal war es schon sehr kalt oder hat sogar gehagelt — dann haben wir uns mit Pferdesalbe eingeschmiert, um es weniger zu merken.“
Für die Proben nimmt Landollina, der als Vorarbeiter im Schicht-Betrieb arbeitet, extra Urlaub. Nicht nur das Auffrischen der Szenen macht ihm Spaß, sondern auch das Treffen mit seiner weitläufigen Familie und vielen Bekannten bei diesem Anlass.
Und wenn dann am Karfreitag alle gemeinsam bei der Prozession beten, wird ihm richtig feierlich zumute. „Da wird man schon mitgenommen.“ Besonders freut es Landollina, dass sogar Muslime an dem christlichen Ereignis teilnehmen.
