Prozessauftakt: Das Geständnis des Daniel B.

Wie erwartet, gab ein 31 Jahre alter Wuppertaler gestern vor dem Landgericht zu, seine Freundin (15) und deren Mutter(53) getötet zu haben.

Wuppertal. Die Leiche des Mädchens, ihre weit aufgerissenen Augen - in der U-Haft holen Daniel B. die Bilder von der Tatnacht immer wieder ein: "Schrecklich", sagt der 31-Jährige auf der Anklagebank. Seit Montagmorgen muss er dort Platz nehmen. Laut Anklage hat er in der Nacht vom 16. auf den 17. März dieses Jahres erst seine Freundin (15) und dann deren Mutter (53) getötet.

B. wird das alles zugeben. Doch erst einmal sieht er sich einem Großaufgebot von Kameras und Fotoapparaten gegenüber. Beim Gang auf seinen Platz hat er deswegen die Kapuze seines Parkas über den Kopf gezogen und hält sich eine rote Aktenkladde vor das Gesicht.

Nach dem Blitzlichtgewitter nimmt B.den Sichtschutz herunter. Der prall gefüllte Saal sieht das Gesicht eines Mannes, der nach eigenem Bekunden zwei Menschenleben auf dem Gewissen hat. B.wirkt deutlich älter als 31. Er hat eine Halbglatze und trägt einen akkurat gestutzten schwarzen Vollbart.

In den folgenden zwei Stunden schildert B. dem Gericht, was in der Tatnacht passiert sein soll. Er und seine Freundin "Franzi" hätten beschlossen, die Nacht gemeinsam zu verbringen. Die 15-Jährige hatte zuvor Streit mit ihrer Mutter. Es ging um das angebliche Schulschwänzen des Mädchens. Die Mutter soll auch ihn dafür verantwortlich gemacht haben. B.weist das von sich. Aus dem Streit zwischen Mutter und Tochter habe er sich aber heraus gehalten. Er und Franzi hätten dann miteinander geschlafen - in ihrem "Kinderzimmer" wie er sagt.

Kurz danach sei die Mutter, die sich eigentlich nie habe blicken lassen "hereingeplatzt", sagt B. Die 53-Jährige habe wieder vom Schulschwänzen gesprochen. Danach habe "Franzi" mit ihm Streit angefangen. Sie soll ihn als Versager beschimpft und geohrfeigt haben.

"Da kam ein Punkt, an dem ich die Kontrolle über mich verloren habe", sagt B. Er habe "Franzi" erstickt - mit einem Kissen, das er ihr selbst geschenkt hatte. Er schildert es so, wie es in der Anlage steht: Totschlag im Affekt. Doch warum musste auch die Mutter sterben? Laut Anklage wollte B. so die Tötung der Tochter verheimlichen. Für die Staatsanwaltschaft ein klares Mord-Motiv. B. schildert es anders.

Er habe Wut gespürt, als er wenig später in das Schlafzimmer der Mutter gegangen sei. Wut über den aus seiner Sicht falschen Vorwurf, am Schulschwänzen des Mädchens schuld zu sein. Er hätte es doch akzeptiert, wenn die 53-Jährige die Beziehung verboten hätte, sagt B. Den Fleischklopfer habe er wie in einem Film auf dem Weg an sich genommen. Die Frau sei offenbar total überrascht gewesen. Sie hatte bereits das Licht gelöscht, habe nur kurz den Kopf gehoben. Dann habe er einmal zugeschlagen und ein Kissen genommen.

Ob sich die Frau gewehrt hat, will das Gericht wissen. B.zuckt mit den Schultern. Sie habe mit den Armen gerudert, sagt er.

Dann sei er ins Zimmer seiner Freundin zurückgekehrt. Dort habe er den Leichnam zugedeckt, das Mädchen auf die Stirn geküsst, eines seiner Stofftiere an sich genommen. "Ich habe das alles nicht realisiert", sagt B.und weint in sich hinein. Der Prozess wird heute fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort