Totschlags-Prozess Zeuge spricht im Prozess um Schüsse auf der Gathe in Wuppertal

Wuppertal · Seit Ende November läuft der Totschlags-Prozess gegen einen 33-Jährigen. Er hat zugegeben, auf der Gathe in Wuppertal vom Auto aus auf seinen ehemaligen Freund geschossen zu haben. Der 36-Jährige war Tage später gestorben. Im Prozess spricht ein Zeuge über die Straße.

 Beweismittel nach den Schüssen: das Projektil.

Beweismittel nach den Schüssen: das Projektil.

Foto: dpa/Claudia Otte

Einblicke ins Leben auf der Gathe gab am Mittwoch ein Zeuge im Prozess um die Schießerei dort im April. Der 41-Jährige kam damals aus einem Wettbüro auf die Straße, versuchte auch, dem angeschossenen 36-Jährigen zu helfen.

Seit Ende November läuft der Totschlags-Prozess gegen einen 33-Jährigen. Er hat zugegeben, auf der Gathe vom Auto aus auf seinen ehemaligen Freund geschossen zu haben, stellt das aber als Notwehr dar. Der 36-Jährige war Tage später gestorben.

Das Gericht hört derzeit viele Menschen als Zeugen, die das Geschehen am 28. April gegen 21 Uhr miterlebt haben: Autofahrer, Fußgänger, Besucher und Mitarbeiter der umliegenden Lokale. Viele glaubten bei den Knallgeschäuschen erst an Silvesterböller und waren geschockt, als sie das Opfer sahen.

Knallgeräusche sind nicht außergewöhnlich

Der Wettbüro-Besucher ordnete die Knallgeräusche einem Gathe-Bewohner zu, der öfter Platzpatronen verschieße „wenn er besoffen ist“. Deshalb sei er zunächst vor dem Fernseh-Bildschirm sitzen geblieben, als alle hinausliefen. Erst als niemand zurückkam, sei er hinterher. 

Und sah dann das Opfer um das Auto herumgehen, etwas wegwerfen, dann zusammenbrechen. Er sei zu ihm gelaufen, habe versucht zu helfen. „Ich war auch unter Schock, so was habe ich noch nicht erlebt, obwohl ich selber kriminell bin“, erklärte er offen. „Aber ich habe noch keinen erschossen.“ Der Mann habe eine Waffe in der Hand gehabt., „deshalb wollte auch keiner zu ihm“, dann habe er sie weggeworfen. „Das war eine alte Holzwaffe mit Holzgriff.“

Den 36-Jährigen habe er vom Sehen gekannt, er sei öfter in das Café gekommen, in dem er mal gearbeitet habe. „Aber der ist nicht von der Gathe“. Er selbst halte sich seit 21 Jahren im Umfeld der Straße auf. Über den 36-Jährigen wisse er nichts Näheres – „ich bin nicht neugierig“.

Der Mann habe sich mit anderen Albanern getroffen, sich dafür sicher verabredet. „Einfach spazieren gehen auf der Gathe, das macht keiner.“ Eigentlich seien sie auf der Gathe „wie eine Familie“: „Die neu kommen, fallen auf“. Den Angeklagten kenne er ebenfalls vom Sehen, seine ganze Familie. Dessen Onkel habe ja lange zwei Cafés betrieben.

Er habe auch von einem Streit gehört, den das Opfer am Mittag des Tattags hatte. „Einige Leute haben mir gesagt, es gab eine Schlägerei.“ Um was es ging, wisse er nicht: „Ich bin Türke, ich bin mit meinen Leuten zusammen.“ Türken, Kurden, Albaner, Araber, Rumänen, Bulgaren – alle hätten ihren eigenen Bereich auf der Gathe. „Die ist kaputt“, fasste er zusammen. „Vor 20 Jahren war das ein Party-Platz, heute ist hier Drogenhandel.“

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