Prozess um 30 Millionen Euro: Angeklagter unter Polizei-Schutz

Verschärfte Kontrollen im Saal. Streit auf der Anklagebank.

Elf Angeklagte - darunter fünf Wuppertaler - , mehr als 22 Verteidiger, 600 Aktenordner und 20 000 Seiten Papier - in dem Mammut-Prozess um mutmaßlichen Steuerbetrug in Höhe von 30 Millionen Euro sind die Dimensionen groß. Am gestrigen zweiten Prozesstag versuchte das Gericht, sich einen Überblick über die Angeklagten und deren Position in einem kaum überschaubaren Geflecht zu verschaffen. Laut Anklage haben die Angeklagten in Wuppertal und Umgebung ein Geflecht aus echten und erfundenen Firmen rund um den Verkauf von DVD-Brennern und Computerteilen aufgebaut.

Dass es in diesem Prozess um mehr als trockene Zahlenspiele geht, wurde gestern deutlich. So berichtete einer der Angeklagten (27) er sei am Vortag auf dem Parkplatz eines Baumarktes überfallen und mit einem Messer am Arm verletzt worden. Ob der Vorfall - Zeugen gibt es offenbar nicht - in Zusammenhang mit dem Prozess und seiner Aussage stand, blieb offen. Dennoch entschied Richter Helmut Leithäuser, den Angeklagten unter Polizei-Schutz zu stellen und die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen. Nach der Mittagspause wurden die Zuschauer noch einmal auf Waffen kontrolliert und Ausweise kopiert.

Vier Stunden lang berichtete der 27-Jährige dann, wie er in die Gruppe hineingerutscht sei. Erst spät sei er mit einem Essener (38) und einem Wuppertaler (35) zum Entscheidungsträger geworden. Insgesamt 400 000 Euro habe er durch die illegalen Geschäfte erwirtschaftet, räumte der gelernte Bürokaufmann ein. Auch gestand der 27-Jährige, dass man Waren in Deutschland bestellt und pro forma nach Holland geliefert habe, um so die Umsatzsteuer zu umgehen. Ferner seien falsche Rechnungen dazu ausgestellt worden.

"Er will sich aus allem rauswinden und beschuldigt statt dessen andere, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken", konterte im Anschluss eine 32-jährige Essenerin, die einzige Frau auf der Anklagebank. Der 27-Jährige habe schon viel früher mit dicken Autos, Schmuck und "Brause-Partys" in einer Essener Table-Dance-Bar mit seinem Geld um sich geworfen. Ein luxuriöser Lebensstil, der von den angeblich zu dem Zeitpunkt verdienten 4000 Euro im Monat kaum möglich gewesen sein dürfte. "Den Mädels in der Bar hat er damals erzählt, er habe geerbt", sagte die 32-Jährige, die damals in jenem Nachtclub als Tänzerin gearbeitet hatte. "Und zwar den kleinen Laden Thyssen Krupp.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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