Oper Wuppertal Verdi mit feinem Strich erzählt

Preise des Comic-Wettbewerbs der Oper Wuppertal in der Spielzeit 2020/21 verliehen.

 Ausgezeichnete Comic-Zeichnerinnen (v.l.): Charlotte Peters (2. Preis), Mariam Gasparov (1. Preis) und Iokasti Tsitsiou (2. Preis).

Ausgezeichnete Comic-Zeichnerinnen (v.l.): Charlotte Peters (2. Preis), Mariam Gasparov (1. Preis) und Iokasti Tsitsiou (2. Preis).

Foto: Fischer, Andreas H503840

Sie entfalten ihre ganze Qualität in der Nähe, die Feinarbeit, Akribie, den feinen Strich, um Gefühle und Gedanken sichtbar zu machen. Comiczeichnungen aus Schülerinnen- und Schüler-Hand. Ergebnis vieler Gedanken, Planungen und arbeitsintensiver Umsetzung. Entstanden im Coronajahr 2021. Weshalb ihre Würdigung kleiner ausfällt. Der vierte Comic-Wettbewerb der Wuppertaler Oper, der Verdis „La Traviata“ zum Thema hatte, ehrte am Dienstag seine Gewinner. Ohne Aufführung und ohne Abdruck im Spielplanheft. Aber wenigstens auf der Bühne im Barmer Opernhaus.

Oper, das bedeutet im Normalfall Ticket kaufen und dem Geschehen auf der Bühne folgen. Aber Oper hat mehr Dimensionen, hat Musik, Architektur, Kostüme, Schauspiel und mehr. Es lohnt, einen anderen Blick zu suchen, zugleich aus dem einseitigen Konsum herauszufinden und selbst aktiv zu werden. „Es gibt eine Handlung und die Frage, wie ich sie erzähle“, führte Opernintendant Berthold Schneider in die Feierstunde ein.

Überlegungen, die sowohl das Haus anstellt als auch die Teilnehmer des Wettbewerbs anstellten. Die waren mit rund 50 so viele wie noch nie, die Altersspanne reichte von 13 bis 30 Jahre. Das Alter wurde bei der Bewertung ebenso berücksichtigt wie Farbgebung, Anordnung, inhaltliche Stimmigkeit oder Kreativität. Erstmals gab es auch auf dem Computer gestaltete Comics, wurden online Arbeiten eingereicht.

Die Qualität der Einsendungen lag bei aller Vielfalt – von Bleistift- bis Farbzeichnungen, von wenig bis viel Text – eng beieinander. Weshalb die Jury aus Schneider, Von der Heydt-Museumsdirektor Roland Mönig und von der Oper Theaterpädagogin Maria Stanke, Dramaturg Marc von Reth sowie Markus Moser, Leiter der Maske, „mehr Preise vergab, als wir eigentlich haben“. Heißt: Neben einem ersten wurden zwei zweite und zwei Sonderpreise vergeben.

Charlotte Peters besucht die Gesamtschule Uellendahl-Katernberg, sie ist mit 14 Jahren die jüngste Siegerin. Die 1853 uraufgeführte Oper, die den Roman „Die Kameliendame“ vertont, lernte sie im Unterricht über verschiedene Filmmitschnitte kennen. Musik und Geschichte passen gut zueinander, findet sie und, dass es ihr besonders viel Spaß gemacht habe, sich in die Charaktere hinzuversetzen.

Spaß gehabt, sich in die Charaktere hineinzuversetzen

Die 15-jährige Iokasti Tsitsiou vom Carl-Duisberg-Gymnasium, die wie Charlotte einen zweiten Preis erhielt, schätzt an der Oper, dass sie Gesang und Theater miteinander verbindet. Sie war sofort Feuer und Flamme, als ihre Lehrerin den Comic-Wettbewerb auf den Stundenplan setzte. Ihre Schüler damit vor eine nicht einfache Aufgabe stellte. Galt es doch, eine komplexe Geschichte mit vielen Personen auf wenige zentrale Bilder zu reduzieren, bevor überhaupt das Zeichnen an die Reihe kommen konnte. „Ich habe dann eben angefangen und vorgegeben, wie ich dachte, dass es sein sollte.“

Ihre Figuren seien wirklich sehr ausdrucksstark, die Mimik bis zur einzelnen Träne gut herausgearbeitet, echte Charaktere zu erkennen, die Anordnung abwechslungsreich – Worte der Jury, die begründen, warum Mariam Gasparovs Comic den ersten Preis erhielt.

Die 21-Jährige besucht das Berufskolleg am Haspel und zeichnet schon länger – eher realistisch, seit neuestem aber auch Comics. An „La Traviata“ interessierten sie vor allem die Charaktere, „ich habe mir vorgestellt, wie eine Kurtisane sein mag, und dann gezeichnet“. Später schaute sie sich auch die Oper auf YouTube an.

Deren konzertante Umsetzung durch das Wuppertaler Opernensemble ist am kommenden Sonntag im Stream zu sehen – für die Preisträger des Comicwettbewerbs kostenlos. Außerdem bekommen sie ihre Arbeit wahlweise als A1-Plakat oder als Pappaufsteller, wird ihr Comic in ihrer Schule präsentiert. Und vielleicht besucht der eine oder die andere später auch mal eine richtige Aufführung in der Oper.

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