Stadtentwicklung Post am Kolk: Der neue Mieter brachte den Brandschutz gleich mit

Elberfeld. · Das Büro Insa4 ist mit 40 Mitarbeitern in die Etage über der Postbank gezogen - und half auch beim Umbau des Denkmals mit.

 Gürsel Dincer, Arndt Rosenkaymer, Christian Paschen, Liane Schneider-Paschen und Isabella Rosenkaymer (v.l.) von Insa4.

Gürsel Dincer, Arndt Rosenkaymer, Christian Paschen, Liane Schneider-Paschen und Isabella Rosenkaymer (v.l.) von Insa4.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Brennen wird es hoffentlich nie im Postgebäude am Kolk. Und wenn doch, ist das Denkmal gut vorbereitet worden. Der Brandschutz war beim Umbau der Immobilie nämlich buchstäblich ein heißes Thema. Und der Hauptgrund, warum sich die Arbeiten so lange hinzogen. Dass es letztendlich doch geklappt hat, ist Insa4 zu verdanken. Der Wuppertaler Zusammenschluss von Architekten, Sachverständigen und Brandschutzingenieuren erstellte ein Sonderkonzept. „Anders hätten wir auch gar nicht die Baugenehmigung von der Stadt bekommen“, sagt Achim Pelzer von der Cosimo in Duisburg, der der Gebäudekomplex am Kolk seit 2015 gehört. Doch Insa4 war auch noch in anderer Weise ein „Glücksfall“, wie Pelzer erklärt. Die Firma mit gut 40 Mitarbeitern ist nämlich als Mieter in die erste Etage eingezogen.

Damit ist der denkmalgeschützte Altbau, in dem jahrelang nur noch die Postbank im Erdgeschoss logierte, nun voll vermietet. Neben Insa4 gewann die Cosimo bekanntlich das Postboutique Hotel und die Fitnesskette John Reed als Mieter.

Für Insa4 ist es die
Rückkehr nach Elberfeld

Eigentlich sei man nur als Dienstleister engagiert worden, sagt Christian Paschen von Insa4. Doch da Pelzer zu dem Zeitpunkt noch Mieter suchte, kam man schnell zusammen. Für Insa4 ist es die Rückkehr nach Elberfeld. Fast um die Ecke, im Kolkmannhaus an der Hofaue, hatte man vor 15 Jahren angefangen. „Mit vier Leuten“, erinnern sich Isabella und Arndt Rosenkaymer, die als Architekten in Wuppertal unter anderem die Sanierung der Kirche am Kolk und des Mirker Bahnhofs betreuen. Zuletzt hatte Insa4 seinen Sitz am Brögel, wo es auf Dauer aber zu klein wurde. Am Kolk stehen jetzt 750 Quadratmeter zur Verfügung. „Genug Platz“, ist man bei Insa4 überzeugt.

Aber was ist denn jetzt das Besondere an dem Gebäude, das den Brandschutz zur Herausforderung machte – und die Cosimo auch zum Wechsel der Firma zwang? „Von außen ist es gar nicht zu erkennen“, sagt Paschen. Aber: Das Denkmal hat eine Stahlrahmenkonstruktion, was zum Beispiel im Besprechungsraum schön zu sehen ist. Für ein Bürogebäude eher ungewöhnlich, sagt Pelzer. Und deshalb musste für den Brandschutz etwas Besonderes her. Eine Sprinkleranlage nach amerikanischem Vorbild, die im Brandfall die Träger kühlen soll. „Für Wuppertal einmalig und auch sonst eher selten“, sagen die Experten von Insa4. Wobei Gürsel Dincer, der unter anderem für Hotels in Düsseldorf das Brandschutzkonzept erarbeitet hat, mit Blick auf den Mitmieter anführt, dass es gerade Gäste aus den USA gibt, die auf Sprinkleranlagen schwören „und sogar vorher danach fragen“.

Ein langer Gang und fast hallenartiger Charakter

Bei der Gestaltung der Räume habe man versucht, das historische Ambiente zu erhalten. Eine Flickstelle im Gebäude, die von einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg herrührt, wurde etwa sichtbar gelassen.

Was aber auch im Bürotrakt von Insa4 auffällt sind die Dimensionen. Ein langer Gang und ein fast hallenartiger Eindruck treten zu Tage. Wieder mit einer Besonderheit: Große Fenster gibt es nur nach vorne raus zum Platz am Kolk, weshalb die Büros bewusst transparent gestaltet wurden.

Apropos nach vorne: Der Blick durch die Fenster fällt auf den Parkplatz. Dass der viele Kritiker hat, ist weithin bekannt. Die Gestaltung des Areals war immer wieder Thema, auch in der Politik. Mehr Aufenthaltsqualität und weniger Autos wurden gefordert. Passiert ist nichts. Noch nichts. Im Zuge der Qualitätsoffensive Innenstadt ist auch der Platz am Kolk dran. „Der Parkplatz muss weg“, ist sich die Führungsriege von Insa4 einig. Und: Sollte ein Wettbewerb zur Neugestaltung ausgeschrieben werden, „wollen wir mitmachen“.

Pelzer sieht den Platz so, wie er sich jetzt präsentiert, ebenfalls kritisch. Die Fläche sei verschenkt. Hotelier Arnt Vesper, der im Gespräch mit der WZ schon mal den Wunsch nach Außengastronomie dort geäußert hatte, habe ihn gebeten, ob nicht eine Hotelzufahrt eingerichtet werden könnte. Grundsätzlich sei das ein Thema. „Aber erstmal ist die Stadt am Zug.“

Umbau des Denkmals kostete
zweistelligen Millionenbetrag

Der Cosimo-Geschäftsführer ist erstmal froh, dass der Umbau der alten Post praktisch abgeschlossen ist. Eigentlich sollte Ende 2018 bereits Einzug sein. Doch vor allem die Brandschutzproblematik habe zu Verzögerungen und höheren Kosten geführt. Einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag habe er nun investiert. Überraschungen, die es beim Bauen im Bestand immer geben kann, sagt Pelzer, der aber überzeugt ist: „Wir haben alles gut umgesetzt – bis auf den Zeitplan.“

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