Polizei verschärft Alkohol-Kontrollen bei Jugendlichen

Helios meldet viele junge Patienten mit Alkoholvergiftung. Die Stadt will junge Menschen stärker aufklären.

Wuppertal. Alles ist verschwommen, die Sicht unscharf, es ist schwer, Bewegungen präzise auszuführen, weil die Kontrolle über den eigenen Körper bei 1,3 Promille fehlt. Siebtklässler, die bei Irmgard Stinzendörfer vom Wuppertaler Jugendamt Sucht-Präventionskurse besuchen, sehen durch sogenannte Rauschbrillen die Welt aus der Sicht eines Betrunkenen. Andere Jugendliche in diesem Altern haben solche Erfahrungen aber auch schon ganz real gemacht. Erst am vergangenen Samstag wurde eine 16-Jährige nach Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt mit 2,62 Promille im Blut ins Krankenhaus gebracht (WZ berichtete).

Das Ordnungsamt macht etwa alle zwei Wochen spezielle Alkohol-Kontrollen von Jugendlichen auf öffentlichen Plätzen wie auf der Hardt, aber auch im Bereich der Discotheken. "Wenn ein Jugendlicher auffällig ist, machen wir einen Alkoholtest mit ihm. Ab einem Wert von 0,5 Promille nimmt das Ordnungsamt eine Garantenstellung ein und sorgt dafür, dass der Jugendliche heil nach Hause kommt", erklärt Carsten Vorsich vom Ordnungsamt. Der Jugendliche wird auf die Polizeiwache gebracht, dort können ihn die Eltern abholen.

Auch bei 16- bis 18-Jährigen, die Bier und Wein offiziell trinken dürfen, wird so gehandelt. "Die Gesellschaft hat sich gewandelt, heute scheint es ganz normal zu sein, Freitagnachmittag mit einer Flasche Bier spazieren zu gehen", schildert Vorsich seine Beobachtungen.

Das Trinkverhalten junger Menschen hat zuweilen böse Folgen: Im Helios-Klinikum sind im vergangenen Jahr 90 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren mit einer Alkoholvergiftung behandelt worden. Diese Jahr waren es bereits 30 - und der Sommer hat noch nicht begonnen. "Niemand war komatös, aber die Werte lagen immer über ein oder zwei Promille", sagt Dr. Andreas Heusch, stellvertretender Leiter der Kinder- und Jugendklinik über seine jungen Patienten.

"Eine vernünftige Mischung aus Prävention und Kontrolle ist wichtig", meint Dirk Schuster von der Polizei. "Wir wollen im Sommer unsere Kontrollen verstärken", erklärt Schuster. Beim Großeinsatz am Wochenende seien die meisten jungen Leute aber einsichtig gewesen: "Wir suchen das Gespräch mit den jungen Menschen." "Unser Ziel ist es nicht, sie zu bestrafen, sondern die Kioskbesitzer und Wirte zu erwischen, die den Jugendlichen den Alkohol unerlaubt verkaufen", gibt er die Richtung vor.

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