Ausstellung Ausdrucksstarke Bewegungen

Wuppertal · Dagmar Doerken-Vogts „Open House: Pina“ in Beyenburg mit Skulpturen, Fotoarbeiten von Christian Klein und echten Tänzern.

 Fernando Suels Mendoza und Dagmar Doerken-Vogt mit einer lebensgroßen „Pina“-Tänzerin.

Fernando Suels Mendoza und Dagmar Doerken-Vogt mit einer lebensgroßen „Pina“-Tänzerin.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Das Tanztheater Pina Bausch ist in der Welt zuhause, seine Heimat aber ist Wuppertal. Einige Tänzerinnen und Tänzer haben sich derzeit im weitläufigen Garten des Atelierhauses Davo in Beyenburg niedergelassen. Erstarrt in berührende wie bekannte Bewegungen. So wie sie die Bildhauerin und Malerin Dagmar Doerken-Vogt in Wim Wenders Film „Pina“ und auf Fotos wahrgenommen und in Skulpturen verwandelt hat. Am Sonntag gesellten sich lebendige Tänzer hinzu. Zahlreiche Gäste hatten auf diesen Veranstaltungshöhepunkt im „Open House: Pina“ gewartet.

Als Fernando Suels Mendoza und Irmke von Schlichting die improvisierte Bühne oberhalb des Rasens betreten, reißt der Himmel wie zum Trost auf. Die Sopranistin leiht Gustav Mahlers „Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen“ ihre Stimme, während der Tänzer das traurige Kindertotenlied in einfühlsame Bewegungen umsetzt, sich schließlich der hochgewachsenen Sängerin zu Füßen legt. Ruth Amarante und Jorge Puerta Armenta folgen mit einer Kostprobe ihres ausdrucksstarken Tanzvermögens. Ineinander verschlungen, gegeneinander ankämpfend, nebeneinander her schreitend: Schnelle, rhythmische oder tastende, verlangsamende Bewegungen – ihre Improvisation kann für das Aneinander-Abarbeiten von Frau und Mann stehen.

Auch Dagmar Doerken-Vogts Tänzer, die sie in diesem Jahr geschaffen hat, spiegeln ihre Emotionen in ihren Bewegungen wider. Sie heißen „Freiheit“, „Freude“ oder „Versöhnung“, tragen keine Namen von Individuen. Selbst die einem Foto von Pina Bausch nachempfundene Ballerina im tiefen Plié, grün verputzt und mit roten Farbstrichen bemalt, erinnert nur denjenigen an die Choreographin, der um das Foto weiß. Oder die streng nach oben in die Ferne blickende, ebenfalls lebensgroße Tänzerin, die mit ihren Händen im Rücken einen Baum hoch hält, muss nicht als Tänzerin Clémentine Deluy identifiziert werden, die unlängst im wiederaufgenommenen sogenannten Chile-Stück eben jene Pose einnahm – freilich ein langes rotes Kleid trug, nicht wie bei Doerken-Vogt nackt ist, die Haut grünlich, als hätte sie Patina angesetzt.

Der Ausdruck ist wichtig,
die Identifikation nicht

In drei verschiedenen Größen, von 37 Zentimeter bis zwei Meter Höhe hat die Bildhauerin ihre 17 Plastiken angefertigt, ihre schuppigen Oberflächen schimmern grün, weiß-golden, schwarz oder auch fleischfarben. Manche wirken geschminkt. Die Posen basieren auf Wenders Film, der die Künstlerin sehr berührt hat. Am Anfang ihrer Arbeit stehen Fotos aus dem Film. Es folgen kleine, meist schwarze Wachsmodelle und am Ende die Bronze- oder verputzten Gips-Plastiken. Die Künstlerin will sich auch künftig der menschlichen Figur widmen, weitere Serien erschaffen. Zunächst weiter Pinas Tänzer, später seien aber auch Wesen aus Märchen und Mythen möglich, sagt sie.

Mit Christian Klein ist Doerken-Vogt doppelt verbunden: in Freundschaft und im Interesse an Pinas Tanztheater. Klein begleitet es seit Jahren mit dem Fotoapparat, ermöglichte nun auch den Auftritt in Beyenburg. Über viele Jahre fotografierte er Generalproben in Wuppertal, folgte dem Ensemble bis Mailand und Hongkong. Er schuf überaus ästhetische wie lebendige Bilder. Im Atelierhaus zeigt er eine Auswahl dieser, meist farbigen Arbeiten, die ältesten stammen aus dem Jahr 2008, die jüngsten aus 2011. Darunter (natürlich): „Clé mit dem Baum“.

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